09. März 2023

Markus Schopp: Wieder hier, in seinem Revier
Alte Liebe rostet nicht: Markus Schopp ist zurück in der ADMIRAL Bundesliga und zum zweiten Mal Trainer beim TSV Egger Glas Hartberg, mit dem er bereits von 2018 bis 2021 große Erfolge gefeiert hat. Im Interview spricht der 48-jährige Grazer auch über seine neuen Kompetenzen bei den Oststeirern.
BUNDESLIGA-JOURNAL: „Ich bin wieder hier, in meinem Revier ...“ Von wem stammt dieser Songtitel?
Markus Schopp: Das müsste von Marius Müller-Westernhagen sein.
Korrekt. Hartberg kann man als Ihr Revier bezeichnen, oder?
Aufgrund meiner sehr prägenden Zeit als Trainer und der Nähe zu Graz, wo ich daheim bin, kommt man daran nicht vorbei. Für mich ist es ein Heimkommen.
Wie waren Ihre ersten Gefühle beider Rückkehr zur alten Wirkungsstätte?
Ich war keine Ewigkeit weg, es waren grad mal eineinhalb Jahre. Da verliert man nicht gleich alles aus den Augen. Ich habe den Kontakt zum Verein nie abgebrochen. Die Strukturen haben sich nicht groß verändert. Einige Spieler von damals sind noch da, also war es im Grunde ein Wiedersehen zweier Teile, wo in der Vergangenheit bereits eine Entwicklung stattgefunden hat. Jetzt liegt es an uns allen, die Entwicklung beider Teile an das Jetzt anzupassen und wieder zum Funktionieren zu bringen. Mir geht es darum, mein Erlerntes, mein weiterentwickeltes Gesamtbild, an den TSV anzupassen.
Was hat für Sie am Ende den Ausschlag für eine Rückkehr gegeben?
Zugegeben: Im Sommer war das für mich noch unvorstellbar. Aber die Umstände verändern sich und in den Gesprächen mit dem TSV habe ich gespürt, dass der Klub bestrebt ist, sich weiterzuentwickeln und offen für Neues ist. Strategien zu entwickeln, wie man das Projekt Hartberg zukunftsfit machen kann. Aufgrund der Konstellation, wie ich nun in größerer Verantwortung wirken kann, also Cheftrainer und Sportdirektor in einem, ergibt sich für mich ein sehr stimmiges Bild. Wir wollen dem TSV ein Gesicht verpassen, das auch zur Region passt.
Viele Experten warnen immer wieder davor, Trainer und Sportdirektor in die Hand einer Person zu legen …
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Der TSV war schon in der Vergangenheit bei vielen Entscheidungen mutig & innovativ.
Sie haben aber bis dato noch keine Erfahrung auf der Managerebene …
Ich sehe in jedem Trainer einen Manager, der täglich mit seinen unterschiedlichen Kompetenzen dazu beiträgt, dass der Club erfolgreich ist. Eine dieser Kompetenzen besteht auch in der Qualität, richtige Mitarbeiter zu finden, die dich mit ihren Qualitäten noch stärker machen können. Ich finde, dass wir gut aufgestellt sind.
Wie kann man sich das Zusammenspiel mit Obmann Erich Korherr vorstellen?
Meine Rolle war bereits in meiner ersten Amtszeit ähnlich. Schon damals hat mich Erich in gewissen Bereichen entlastet. So wird es auch jetzt sein. Klar habe ich nun mehr Einfluss und Kompetenzen im Entscheidungsbereich, aber Korherr wird stets an meiner Seite stehen. Wir befinden uns in einer Übergangsphase. Mein erster Schwerpunkt wird aufgrund der sportlichen Gegebenheiten im Coaching liegen. Aber es kann sein, dass ich beide Funktionen irgendwann mal entkoppeln werde.
Ende Juni 2021 verließen Sie Hartberg und heuerten bei Barnsley in der 2. englischen Liga an. Im November war es schon wieder vorbei. Bereuen Sie den Schritt im Nachhinein?
Im Gegenteil, es war super lehrreich. Ich habe bis zum letzten Tag jeden Moment genossen und habe es sehr geschätzt, auf diesem Niveau arbeiten zu dürfen. Es gab so viele kleine Momente, die mich in meinem Denken noch einmal größer gemacht haben und die mir gezeigt haben, dass es oft nur kleine Nuancen sind, die den Unterschied zwischen Erfolg & Niederlage ausmachen.
Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie festgestellt?
Der größte liegt im Stellenwert des Fußballspiels innerhalb der Gesellschaft.
Wie haben Sie die Zeit direkt nach Ihrem Rauswurf erlebt?
Die ersten Monate habe ich völlig fußballfrei gelebt. Ich brauchte Ruhe, Erholung und ging über in die Phase der Selbstreflexion. Erst im Sommer habe ich dann wieder langsam meine Kontakte gepflegt und startete mit interessanten Gesprächen.
Was waren die Hauptgründe für den verkorksten Herbst beim TSV?
Ein Blick auf die Tabelle genügt – zu wenige Tore erzielt, zu viele Tore bekommen.
Worauf wird es im Frühjahr ankommen, um die Liga zu halten?
Ich habe in den drei Jahren beim TSV zwei Mal über die Qualifikationsrunde den Klassenerhalt schaffen müssen. Es ist also kein Neuland, ich weiß, welche Tugenden momentan gefragt sind. Wenn ich etwas geschätzt habe, dann den Umstand, dass ich stets Charaktere im Team hatte, die sich in schweren Momenten immer gesteigert haben. Ich bin davon überzeugt, dass wir die dafür notwendige Kraft, Energie und auch die Qualität haben, um erfolgreich zu performen.
Fotos: GEPA pictures