16. Mai 2025

Maurice Malone: „Wien ist die beste Stadt meiner Karriere“
Austrias Sturm-Ass spricht im bundesliga.at-Interview über das Duell mit Ex-Klub WAC, eine starke Saison mit verpassten Chancen, was er an Wien liebt, warum er nicht an Rapid-Schützenhilfe gegen Sturm glaubt und er seinem Nachnamen nicht gerecht wird.
Die Statistik sagt, die Austria hat nur noch eine einprozentige Titelchance.
Wir schauen da jetzt nur auf das WAC-Spiel und dass wir einmal auf den zweiten Platz kommen. Das wird eh schwer genug. Um Meister zu werden, muss schon sehr viel passieren. Dass Sturm gegen Rapid verliert, ist schon eher unwahrscheinlich.
Es kommt jetzt zum Showdown mit deinem Ex-Klub WAC. Etwas Besonderes?
Auf jeden Fall. Es ist immer cool ins Stadion zu kommen, wo man ein Jahr verbracht hat. Ich bin noch mit vielen Spielern in Kontakt wie Baumgartner, Piesinger, Gürtlbauer, Jasic, Omic und vor allem mit Scherzer, der mit mir bei Augsburg war. Wolfsberg macht es gut mit ihren Mitteln. Sie verpflichten die richtigen Spieler, die gut zum Konzept passen. Ihr Trainer Didi Kühbauer macht viel aus. Außerdem hat keiner mit ihnen gerechnet.
Ihr habt mit der Austria aber eine super Bilanz gegen sie mit zwei Siegen und einem Unentschieden
Ja. Wir haben ärgerlicherweise von unseren 8 Niederlagen, vier gegen Salzburg und drei gegen Rapid kassiert. Hätten wir da vielleicht ein, zwei davon gewonnen, wären wir noch voll dabei. Das ist schon bitter.
Obwohl gegen Rapid viel unglücklich gelaufen ist, hatte man den Eindruck, es fehlt, dass die Austria versucht, um jeden Preis den Sieg zu erzwingen.
Ich glaube schon, dass wir es erzwingen wollten. Es ging ja nur auf ein Tor. Dann hatte ich noch eine große Chance. Das 1:2 war dann der Nackenschlag. Wenn ich am Anfang gleich das Tor mache, gewinnen wir das Spiel wahrscheinlich klar, weil Rapid in diesem Spiel sicher schwächer war als in allen bisherigen Spielen, die ich gegen sie hatte. Dass das zu einem Sieg reicht, geht glaub ich nur im Fußball.
Falls es mit dem Titel nicht mehr klappen sollte, hat die Austria eine einmalige Chance verpasst?
Ja, schon, wenn man sich die letzten Jahre anschaut. Vor allem das Ausscheiden im Cup gegen Hartberg war ein herber Dämpfer. Wenn man jetzt am Ende Vierter wird, würde ich schon sagen, dass wir zu wenig rausgeholt haben – auch wenn wir den Platz von den Erwartungen noch vor der Saison sehr gerne genommen hätten. Aber es sind ja noch zwei Spiele und würden wir zum Beispiel Zweiter werden, wäre das auch richtig super.
Wie sieht deine persönliche Saisonbilanz bei der Austria aus. Du hast 10 Ligatore geschossen, warst die ganze Zeit Stammspieler.
Ich bin immer ein sehr selbstkritischer Typ. Sicher war es eine gute Saison, aber es wäre noch mehr gegangen. Zwei, drei Tore hätte ich schon noch machen müssen. Es ist aber nicht so leicht, du hast immer nur zwei, drei Chancen im Spiel, manchmal auch gar keine.
Trainer Stephan Helm hat die ganze Saison auf dich gesetzt, auch wenn ihr mit einem Gruber oder Aleksa starke Konkurrenz auf der Bank habt. Was war für dich ausschlaggebend dafür?
Dafür bin ich sehr dankbar. Ich glaube, dass ich perfekt in das Spielprinzip passe, mit viel Tiefgang über innen und außen und auch mit dem Pressing. Da hab ich nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Wir arbeiten da auch viel mit Videoanalysen. Ich sehe aber noch viel Verbesserungspotenzial.
Möglicherweise spielst du auch nächste Saison bei der Austria. Nachdem deine Freundin Sofia ja einen sehr beliebten TikTok Kanal hat, bekommt man da schon mit, dass sie gerne mal länger in der selben Stadt bleiben würde.

Ja voll. Sie liebt Wien auch sehr. Es ist sicher die beste Stadt, in der wir bis jetzt gelebt haben. Mir taugt die Vielfalt, was man hier alles machen kann. Ob in der Stadt rumlaufen und in ein Café oder in den Prater gehen, Es gibt viele Aktivitäten. Beim Essen wird einem auch nie langweilig. Und die Menschen sind sehr höflich und gut drauf.
Dein Vater ist US-Amerikaner. Wie oft bist du drüben? Und welcher Sport dort taugt dir am meisten?
Wir haben viel Familie dort – im August treffen sich immer alle bei einer Kreuzfahrt, aber da geht es bei mir halt leider nie. Vielleicht im Winter wieder. Am meisten gefällt mir Basketball, ich bin Fan der Lakers. Mit meinen eigenen Skills werde ich meinem Namen Malone nicht so gerecht (lacht).
Dein kleiner Bruder Kevin ist dafür gut im Bälle fangen.
Ja, er war Tormann, hat aber aufgehört. Gut, dass er seinen eigenen Weg durchgezogen hat. Coolerweise hat er vor kurzem ein halbes Jahr hier in Wien ein Auslandssemester studiert und gearbeitet. Er ist das Gegenteil von mir, der Finanzmanager der ganzen Familie.
Wer sind deine besten Buddys bei der Austria?
Da gibt es eigentlich mehrere. Wir haben da nicht so die Gruppenbildung. Ich könnte gefühlt mit jedem aus der Mannschaft auf einen Café gehen.
Außer direkt nach einer Derbyniederlage mit Dragovic.
Ja, aber völlig zurecht. Man braucht solche Typen in der Mannschaft. Dragovic ist einer, der heizt alle richtig an. Das hat uns vorher gefehlt. Auch wenn das Mandi Fischer auch macht, aber es braucht ein paar mehr.
Ihr spielt nächste Saison wieder im Europacup. Da habt ihr nach dem bitteren Aus gegen Tampere noch eine Rechnung offen oder?
Da waren wir aber auch weit von dem Team entfernt, das wir jetzt sind. Damals mussten sich die vielen Neuen noch finden. Und trotzdem hätten wir es schaffen können.
Was war für dich der schönste Saisonmoment?
Das Tor und der Sieg beim Heimspiel gegen Sturm. Das war schon richtig geil. Hätten wir so letzte Runde gegen Rapid gespielt, hätten wir klar gewonnen.
Redakteur: Christoph König
Fotos: GEPA pictures /Christoph König