26. Sept. 2017

Olympique Marseille: Kultclub mit schillernder Geschichte
Mit Olympique Marseille trifft Salzburg am Donnerstag auf den groen Namen von Europa-League-Gruppe I. OM ist der franzsische Traditionsclub an sich, neunfacher Meister und der bisher einzige Champions-League-Sieger des Landes. Derzeit tut man sich gegen schwerreiche Konkurrenz wie PSG auch unter amerikanischer Investoren-Flagge schwer. Die schillernde Historie freilich ist OM nicht zu nehmen.1899 gegrndet, ist Olympique Marseille stark in der Hafenstadt verankert. Und ist mit seiner ebenso lebendigen wie gefrchteten Fanszene zugleich Sinnbild fr die mit fast 900.000 Einwohnern zweitgrte Metropole Frankreichs: geschftig, laut, schnell und kriminell. Berchtigt sind die Verflechtungen des Vereins mit der lokalen Politik und dem organisierten Verbrechen.Alles andere als sauber waren auch die glorreichen Zeiten der frhen 90er-Jahre, als Marseille 1991 (Final-Niederlage gegen Roter Stern Belgrad) und 1993 (Sieg gegen AC Milan) im Endspiel um den wichtigsten Pokal im europischen Clubfuball stand. Damals war Marseille in Europa eine der grten Nummern und in Frankreich u.a. dank der Tormaschine Jean-Pierre Papin das Ma aller Dinge. Zwischen 1989 und 1992 hie der Meister vier Mal in Folge Marseille.Der Erfolgsrun war untrennbar verbunden mit dem Namen von Vereinsprsident Bernard Tapie (Amtszeit 1986 bis 1994), genauso allerdings auch der zwischenzeitliche "Untergang". 1993 schoss sich OM wie gewohnt zum Titel, es folgte jedoch der groe Knall - dem frheren "adidas"-Besitzer und schwerreichen Tapie wurde nachgewiesen, dass er ein Spiel gegen Valenciennes gekauft hatte. Olympique wurde der Titel aberkannt, im Weltcup gegen Sao Paulo durfte man gar nicht mehr antreten, ein Jahr spter wurde der Club sogar in die zweite Liga verbannt. Tapie wanderte dafr 1997 ins Gefngnis, danach wurde der mchtige OM-Boss, der kurzzeitig auch als Stdteminister unter dem sozialistischen Staatsprsidenten Francois Mitterrand agierte, noch einmal wegen Steuerhinterziehung verurteilt.Tapie, dessen Krebserkrankung erst diese Woche ffentlich wurde, ist lngst Geschichte. Einer seiner Nachfolger, der franzsische Geschftsmann Robert Louis-Dreyfus, versuchte sich mit wechselndem Glck. Mitte der 90er-Jahre fast bankrott, fand der beliebteste Club des Landes unter seiner gide zumindest den Weg zurck ins nationale Spitzenfeld, die Ausbeute blieb mit dem UEFA-Cup-Finale 2004 und einem Meistertitel (2010) aber recht mager - dafr drehte sich das Trainerkarussell umso schneller.Im Oktober 2016 bernahm Frank McCourt, US-Unternehmer und einst Besitzer der US-Baseball-Mannschaft Los Angeles Dodgers, die Anteile der Mehrheitsaktionrin und Louis-Dreyfus-Witwe Margarita. Und McCourt, der vom us-amerikanischen TV-Sender ESPN in einer Rangliste der schlechtesten Besitzer der Major League Baseball 2011 auf Platz zwei gewhlt wurde, setzte sich auf nationaler und internationaler Ebene nur die hchsten Ziele. Der heuer 64-Jhrige krempelte den Verein um: Jacques-Henri Eyraud wurde Prsident, Rudi Garcia neuer Trainer, und der ehemalige spanische Teamgoalie Andoni Zubizarreta bernahm das Amt des Sportdirektors.McCourt versprach, in vier Jahren 200 Millionen Euro zu investieren. Im Winter holte man etwa Frankreichs EM-Held Dimitri Payet. Im Vergleich zur Saison davor (13.) war mit Platz fnf ein Aufwrtstrend nicht von der Hand zu weisen. Fr das erklrte Ziel McCourts, in die Champions League zurckzukehren und also mindestens einen Top-Drei-Platz zu holen, reicht das derzeit aber noch nicht. Gegen die Top-Vier Clubs Monaco, PSG, Nizza und Lyon schauten in der Vorsaison nur 5 von 24 mglichen Punkten heraus.In der aktuellen Saison holte man sich gegen Titelverteidiger Monaco eine 1:6-Abfuhr. Die ffentliche Kritik am Fhrungsduo bleibt laut, viele fhlen sich getuscht. "Herr Prsident, beenden Sie Ihre falschen Versprechen und zweifelhaften Erklrungen. Liefern Sie konkrete Resultate!", war Anfang September auf einem Fanbanner im Velodrome zu lesen.