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19. Mai 2023

Otto Konrad: Was gibt es Schneres als in Salzburg ein Finale zu spielen, wenn man den Cupsieg schon in der Tasche hat?

Otto Konrad war Casino Salzburgs Kult-Keeper in den erfolgreichen 1990er-Jahren. Heute lebt der 58-jährige Grazer mit Sturm-Vergangenheit in Salzburg und ist im Projekt- und Prozessmanagement tätig. Im „Legenden-Talk“ mit bundesliga.at diskutiert er den Showdown zwischen Red Bull Salzburg und Sturm Graz und macht kein Hehl daraus, für wen er die Daumen drückt.

 

Otto, du bist bei Sturm Graz und in Salzburg eine Legende, was erwartest du vom Titel-Showdown am Sonntag?

Aufpassen, ich gehöre dem Legenden-Klub von Sturm an, aber ich war nie bei Red Bull Salzburg. Wir haben unsere Erfolge in den 1990er-Jahren mit Casino Salzburg gefeiert. Aber ja, für das, was Red Bull auf die Beine stellt, gebührt ihnen höchste Anerkennung. Alleine wie sie im letzten Duell gegen Sturm fast eine ganze Mannschaft vorgeben mussten, nachdem sie schon vor der Saison fast eine komplette Mannschaft verkauft haben, und trotzdem relativ klar 2:0 gewinnen, da muss man wirklich den Hut ziehen. Für Sturm taugt’s mir total. Die haben wirklich ganz saubere Arbeit abgeliefert. Cupsieger sind sie schon, nachdem sie auf dem Weg ins Finale Salzburg rausgeworfen haben. Aber es ist fast nicht zu erwarten, dass sich der Meistertitel auch noch ausgeht, weil Salzburg am Sonntag wahrscheinlich ein Punkt schon reicht, um den Titel nach Hause zu spielen.

Das klingt so, als würdest du für Sturm Graz die Daumen drücken?

Ich habe vorige Woche Geschäftsführer Stefan Reiter getroffen und ich hab’ ihm gesagt: „Du bist mir nicht bös’, dass mein Herz als Grazer für Sturm schlägt.“ Er hat ein wenig scherzend gemeint, dass er eh froh ist, dass die Meisterschaft diesmal länger spannend ist. Also seinen Segen habe ich, dass ich zu Sturm halten darf.

Sturm hat enorm aufgeholt, siehst du die „Blackies“ schon auf Augenhöhe mit Salzburg?

Auf welcher Ebene? Sportlich, organisatorisch? Sturm hat strukturell viel richtig gemacht. Es sind Leute am Werk, die anscheinend miteinander gut können. Die Verantwortlichkeiten sind klar verteilt, da stimmt wirklich viel zusammen. Aber die Wucht, mit der Salzburg agieren kann und im Sommer wahrscheinlich wieder auf Spielerjagd gehen wird, das ist einzigartig. Das Scoutingsystem sucht mittlerweile in ganz Europa seinesgleichen. Deshalb wird es für jeden schwer, sich langfristig mit Salzburg zu messen. Sturm hat zuletzt richtig gute Transfers gemacht, aber das wird auch nicht immer aufgehen. Das ist eine Momentaufnahme.

Apropos gute Transfers: Wie bist du damals, 1992, von Sturm nach Salzburg gewechselt?

Ich habe keinen neuen Vertrag mehr in Graz bekommen, weil ich dem Verein zu teuer geworden bin. Es hat geheißen, ich kann mir einen Verein suchen. Die ersten Verhandlungen mit Salzburg sind aber im Sand verlaufen. Es sind zwei, drei Wochen ins Land gezogen und die Salzburger haben Peter Burgstaller verpflichtet. Im Intertoto-Cup, den es damals noch gab, war Otto Baric aber nicht zufrieden und wollte mich weiterhin haben. Was ich lange nicht gewusst habe: Salzburgs Budget war schon überschritten und sie hatten nicht mehr das Geld, die 1,5 Millionen Schilling Ablöse (Anm.: ca. 110.000 Euro) für mich zu bezahlen. Rudi Quehenberger hat mir erst viele Jahre später erzählt, dass Baric zu ihm gekommen ist und ihm angeboten hat: „Wissen Sie, übernehme ich erste Rate für diese Tormann.“ Und so war es dann auch. Otto Baric war also maßgeblich schuld daran, dass ich in Salzburg gelandet bin.

Und dass der Erfolgslauf losgehen konnte.

Ich werde oft gefragt, wie das alles gekommen ist und ich muss immer sagen: „Ich kann’s dir nicht sagen, es ist uns passiert.“ Ja, wir wollten Meister werden, aber von einem Europacup-Finale und der Champions League hatte keiner eine Vorstellung. Aber Otto Baric hat es einfach geschafft, eine Mannschaft mit super Typen zusammenzustellen: Leo Lainer, Heri Weber und so weiter. Dazu zwei, drei gute Legionäre. Wir waren auch nicht elf Freunde, aber wir haben die gleichen Interessen verfolgt und haben dem Erfolg alles untergeordnet.

Du warst mit Salzburg dreimal Meister, im UEFA-Cupfinale, in der Champions League, aber weißt du, dass du gemeinsam mit Herbert Rettensteiner auch Rekord-Torschütze unter den Torhütern in der ADMIRAL Bundesliga bist?

Der Herbert war mein Tormanntrainer in Salzburg! Ja, ich habe damals für Sturm gegen Leoben einen Elfmeter verwertet (und danach an der Eckfahne „Lambada“ getanzt; Anm.) und für Salzburg gegen den FC Linz in letzter Minute ein Kopftor erzielt (was ein blaues Auge zur Folge hatte; Anm.). Aber am besten in Erinnerung ist wahrscheinlich mein entscheidender Elfmeter im Elferschießen gegen Eintracht Frankfurt.

Um auf Salzburg gegen Sturm zurückzukommen: Wie siehst du die beiden Torhüter, kannst du den Wechsel bei Sturm nachvollziehen?

Die Hintergründe, warum man nicht weiter auf Siebenhandl gebaut hat, kenne ich nicht. Aber Okonkwo hat gute Leistungen gezeigt und bewiesen, dass er die Qualität hat, in Österreich zu spielen. Ich weiß aber nicht, ob nicht ein Wermutstropfen bleibt, wenn er am Ende der Leihe vielleicht wieder nach England geht. Köhn hat auf der anderen Seite schon bewiesen, dass er internationales Niveau hat. Er hat in der Champions League und Europa League schon richtig gute Partien gezeigt. An ihm ist es nicht gelegen, dass Salzburg ausgeschieden ist.

Wie würdest du es als Sturm-Trainer am Sonntag anlegen?

Ganz ehrlich, Sturm hat nix zu verlieren. Entscheidend wird sein, mit welcher Truppe Salzburg antreten kann. Sturm soll es so machen wie wir damals gegen Frankfurt, Sporting Lissabon oder Ajax und es einfach genießen, in einem vollen Stadion zu spielen. Taktisch wird sie Christian Ilzer sowieso wieder perfekt einstellen. Und dann wirklich genießen. Was gibt es dann Schöneres, als in Salzburg so ein Finale zu spielen, wenn man einen Titel schon in der Tasche hat?

 

Fotos: GEPA pictures