03. Okt. 2025

Pacult: "Die Herbstsaison ist erst das Vorgeplänkel“
Wann immer Rapid in Salzburg antritt, ist auch die Erinnerung an das 7:0 vom Ostersonntag 2008 nicht weit. Der damalige Rapid-Trainer ist heute Sky-Experte und hat mit bundesliga.at seine Einschätzungen zum Schlager und zum "status quo“ der Liga geteilt.
Herr Pacult, am Sonntag steht Salzburg gegen Rapid an, wen würden Sie den favorisieren?
Man wird abwarten müssen, wie die beiden Mannschaften die Europacup-Spiele verdaut haben. Grundsätzlich hätte ich aktuell bei Rapid mehr Möglichkeiten gesehen als bei RB. Obwohl die Rapidler schon im Derby vor allem in der ersten Halbzeit zu passiv waren und viel vermissen haben lassen, was sie in den Spielen davor ausgezeichnet hat. Bei den Salzburgern gibt es momentan außer Ratkov ja keinen, der trifft. Da muss mir der Trainer fast schon leid tun. Rapid hat mit Mbuyi und wie sie alle heißen, sicher mehr Offensivkraft.
Aber Ratkov führt immerhin die Torschützenliste an.
Er ist von der Spielweise, wenn man so will, einer von der alten Garde. Er lebt von den Situationen im Strafraum, außerhalb ist nicht viel von ihm zu sehen. Aber er hängt da vorne auch oft in der Luft, würde mehr Unterstützung brauchen, um noch mehr verwertbare Bälle zu kriegen. Die Chancen, die er bisher bekommen hat, hat er gut gelöst.
Wer gefällt Ihnen denn von den Rapid-Stürmern am besten?
Wurmbrand ist schon sehr auffällig. Er ist ein vielversprechendes Talent, hat eine gute Schnelligkeit, strahlt auch Torgefahr aus und wächst gerade in die Mannschaft rein. Es gefällt mir, wie er sich traut, in ein Laufduell zu gehen und ist auch schon selbstbewusst genug, um ins Eins-zu-Eins zu gehen.
Jetzt ist Rapid in der ADMIRAL Bundesliga aber schon seit 18 Spielen in Salzburg sieglos. Ist das nicht ein schwerer Rucksack?
Nicht für diese Mannschaft, die ist ja komplett neu. Die Spieler wissen doch gar nix davon und kennen keine Statistik. Das ist eine Geschichte für die Medien, die Spieler berührt das nicht.
Eine ewige Geschichte dieses Duells ist auch das 7:0 in der Saison 2007/08 mit Ihnen als Rapid-Trainer. Melden sich um den 23. März herum immer noch viele Leute bei Ihnen?
Das ist natürlich ein Thema, das jedes Jahr neu aufgerollt wird und immer noch im Gedächtnis der Leute ist, weil es ja auch das Sprungbrett zum Gewinn des Meistertitels war. Das wird auch immer so bleiben.
Auch wenn's zuletzt Rückschläge gab, ist diese Saison Rapids große Chance, endlich wieder den Titel zu holen?
Ich habe schon zum Saisonstart gesagt, dass Rapid den breitesten und ausgeglichensten Kader hat, dem man auch den Meistertitel zutrauen kann. Sturm hat zwar jetzt wieder Anschluss gefunden, hat aber nicht die Kaderdichte von Rapid. Salzburg hat weiterhin seine Probleme. Die Frage ist, ob Rapid es durchhalten wird. Aber für mich ist die Herbstsaison ohnehin erst das Vorgeplänkel, wirklich ernst wird es erst im Februar 2026, in den letzten sechs Runden des Grunddurchgangs und dann mit der Punkteteilung. Da beginnt die Meisterschaft von vorne.
In die dann auch Didi Kühbauers WAC wieder eingreifen kann?
Der Didi leistet beim WAC herausragende Arbeit, er wird wieder vorne dabei sein. Denn auch nach den Abgängen von Ballo und Ullmann hat er immer noch einen Kader von 16, 17 sehr guten Leuten. Dass es für den ganz großen Wurf reicht, wird schwer, weil das Feld recht dicht ist. Die Austria ist vor ein paar Runden mit einem Punkt dagestanden und ist jetzt auch wieder voll dabei.
Gibt’s eine Mannschaft, die sich gegenüber der Vorsaison besonders gut entwickelt hat?

Da muss ich Hartberg, die WSG und Altach nennen. Bei Hartberg ist es bewundernswert, dass sie es immer wieder schaffen, ein Wörtchen um den 6. Platz mitzureden. Und das schaut auch diesmal ganz danach aus. WSG und Altach haben sich in den letzten Jahren immer erst ganz zum Schluss retten können und scheinen die richtigen Schritte gemacht zu haben. Enttäuscht bin ich bisher nur, dass der LASK so abgeschlagen ist.
Hat sich nach dem Scheitern von Lijnders und Sacramento der Trend zum Co eines Promi-Trainers für die nächste Zeit erledigt?
Ich war bei 1860 München selbst Co-Trainer und bin dann zum Cheftrainer aufgestiegen. Aber Co-Trainer ist eine ganz andere Situation, das muss einem klar sein. Als Cheftrainer musst du Dinge sehen, die du vorher nicht unbedingt sehen musstest. Als Cheftrainer bist du der erste, der kritisiert wird. Wenn es gut läuft, wird die Mannschaft gelobt, aber wenn es nicht gut läuft, wird der Trainer kritisiert. Diese Umstellung ist diesen beiden Trainern offenbar nicht so gut gelungen.
Weil Sie 1860 erwähnt haben, Ihr Name ist bei der Trainersuche der Sechzger auch wieder gefallen. Mehr als ein Gerücht?
Das sind noch alles Medienspekulationen. Jetzt haben sie einmal für zwei Spiele einen Interimstrainer bestellt, der wieder ein bisschen Ruhe reinbringen muss. In der Länderspielpause werden sie dann einen Neuen präsentierten. Aber dass Glöckner so schnell gehen musste, hat mich auch überrascht, nachdem er mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen richtig gut in die Saison gestartet ist.
Nach Klagenfurt schauen Sie auch noch?
Natürlich verfolgt man das, wenn man so lange dort gearbeitet hat. Sportlich stehen sie hervorragend da. Dass das mit einer komplett neuen Mannschaft so schnell gelungen ist, da kann man die Arbeit des Trainers nur loben. Die anderen Probleme sind immer noch da, da hat sich leider nicht viel geändert.
Wie gefällt Ihnen Ihr Sky-Job, sind Sie am Sonntag bei Salzburg gegen Rapid im Einsatz?
Der Job macht Spaß, es ist interessant, den Fußball auch einmal von dieser Seite zu sehen. Am Sonntag bin ich aber nicht im Einsatz. Wir sind ja vier Experten, die sich abwechseln. Ich nehme an, dass Andi Herzog oder Marc Janko mit ihrer Rapid- bzw. Salzburg-Vergangenheit im Studio sein werden.
Text: Horst Hötsch; Fotos: GEPA pictures