26. Aug. 2025
Philipp Pomer – Rieds "Schweizer Taschenmesser" mit Dosenöffner und Korkenzieher
Den Auftakt ihrer Derby-Serie hat die SV Ried dank eines Doppelpacks von Philipp Pomer bei BW Linz mit 2:0 gewonnen. Der Wiener aus Favoriten ist das "Schweizer Taschenmesser" von Trainer Max Senft.
Philipp, dein Trainer Max Senft hat dich nach deinem Doppelpack beim 2:0-Sieg gegen BW Linz als Schweizer Taschenmesser bezeichnet. Was ist denn dein Hauptwerkzeug?
Von der Position her bin ich gelernter Linksverteidiger, also Wingback. Aber die größte Stärke ist wahrscheinlich, dass ich viele Positionen spielen kann und auch innerhalb eines Spieles schnell in eine andere Positionen wechseln kann. Das haben wir in den letzten zwei Jahren oft praktiziert. Mein stärkerer Fuß ist der linke, aber auch mein Rechter ist ganz brauchbar.
Dein Tor zum 1:0 war, um beim Schweizer Messer zu bleiben, der Dosenöffner. Wie hast du es erlebt?
Es war ein typischer Umschaltmoment von uns. Wenn unsere Flügel aufziehen, müssen wir nur Ante Bajic ins Tempo bringen, dann wird es immer gefährlich vor dem Tor. Da gilt es dann nur noch, die Box gut zu besetzen und auf den Stanglpass zu warten. Der ist diesmal perfekt für mich gekommen
Das 2:0 war ein Korkenzieher um die Mauer. Direkte Freistoßtore werden immer seltener, bist du ein Spezialist dafür?
Eigentlich haben wir dafür ja Mark Grosse, der die Freistöße richtig gut schießt. Weil er nicht mehr auf dem Feld war, hat unser Standardtrainer auf mich gesetzt. Zum Glück habe ich ihn gut getroffen. Tore aus direkten Freistößen sind auch mir noch gar nicht so oft gelungen, im Erwachsenen-Fußball vielleicht zum zweiten oder dritten Mal.
War dein erster Doppelpack in der ADMIRAL Bundesliga umso spezieller, weil er dir ausgerechnet gegen deinen Ex-Klub gelungen ist, bei dem deine Profikarriere erst begonnen hat?
Es war auf jeden Fall etwas Besonderes, obwohl aus meiner Blau-Weiß-Zeit nur noch Fabio Strauss übrig ist und ich überhaupt zum ersten Mal im neuen Stadion gespielt habe. Aber ich bin heute noch dankbar, dass mich damals Gogo Djuricin, der mich von Ebreichsdorf gekannt hat, nach Linz und in den Profifußball geholt hat.
Nach zwei Jahren in Linz bist du jetzt schon das fünfte Jahr in Ried. Dabei bist du ein echter Favoritner…
Ich bin in Favoriten aufgewachsen, der FavAC war mein Stammverein. Zwei Jahre war ich – unter anderen mit Dominik Prokop – in der Austria Akademie, bin aber von der U18 zurück zum FavAC in die Kampfmannschaft gewechselt. Rückblickend finde ich es gut, so früh den Schritt in den Erwachsenenfußball gemacht zu haben. Man merkt bei den Jungen, die aus den Akademien kommen, schon, dass es ihnen in den ersten Monaten schwer fällt, sich an die Zweikampfführung zu gewöhnen.
Was ist der größte Unterschied zur 2. Liga?
Auf dem Spielfeld natürlich die Qualität der Gegenspieler. Sie sind im Schnitt nicht nur individuell besser, sie sind auch taktisch besser auf einen eingestellt. Rundherum ist die Aufmerksamkeit, die man in der Bundesliga bekommt, eine ganz andere.
Ihr steht nach vier Runden mit vier Punkten da. Seid ihr damit im Plansoll?
Wir haben uns kein Punkteziel gesetzt, wir wollen, egal was passiert, unser Spiel durchziehen, auch wenn es einmal Rückschläge gibt. Wir wollen nach 100 Tagen besser sein als am Anfang der Saison. Das funktioniert bisher ganz gut. Nach einem guten Start mit dem 2:2 gegen Salzburg hat es gegen Altach den ersten Rückschlag gegeben, aber die drei Punkte gegen Blau-Weiß sind sehr positiv und gut für unser Selbstbewusstsein. Wir haben gesehen, dass wir unser Spiel auch über 90 Minuten durchhalten können.
Nach dem Derbysieg gegen Blau-Weiß, steht heute Dienstag das Cup-Derby gegen Gurten an und am Samstag geht’s gegen den LASK schon in das nächste Derby. Habt ihr für drei Derby-Siege schon ein paar freie Tage ausverhandelt?
Gute Idee, das haben wir noch gar nicht besprochen! Aber wir wissen, dass unseren Fans die Derbies alles bedeuten. Das ist für uns mehr Motivation als ein paar freie Tage.
Text: Horst Hötsch
Fotos: GEPA pictures