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21. Okt. 2017

Rekordmeisterfrage als Streitthema der Wiener Erzrivalen

Vor den anstehenden Wiener Fuball-Derbys am Sonntag in der Bundesliga und am Mittwoch im Cup-Achtelfinale jeweils im Happel-Stadion sind nicht nur auf den Zuschauerrngen Emotionen garantiert. Animositten gibt es zwischen Austria und Rapid auch auf Fhrungsebene, unter anderem wegen der aktuellen "Rekordmeister"-Kampagne der Violetten.Seit Sommer bezeichnet sich die Austria auf Plakaten als sterreichs Rekordchampion. Argumentiert wird dies damit, dass man es seit der Einfhrung einer gesamtsterreichischen Liga ab 1949/50 auf 21 Meistertitel brachte, Rapid jedoch nur auf 16.Davor wurden Titeltrger von 1911 bis 1949 ber eine niedersterreichische Meisterschaft, nach der Eigenstndigkeit des Wiener Verbandes ber eine Wiener Liga oder whrend des Anschlusses an Nazi-Deutschland ber eine Gauliga ermittelt. In dieser Zeit war das Niveau der Teams aus der Bundeshauptstadt weit ber allen Mannschaften aus den anderen Bundeslndern angesiedelt, weshalb die damaligen Champions lange als sterreichische Meister angesehen wurden. Nach dieser Rechnung htte Rapid 32 und die Austria 24 Titel.Noch vor einem Jahr bezeichnete sich die Austria auf ihrer Website als 24-facher sterreichischer Meister und zhlte dabei auch die Titel aus den Jahren 1924, 1926 und 1949 dazu. Dies bedeutete wiederum im Umkehrschluss die Anerkennung der Titelgewinne der Htteldorfer vor 1950 und damit deren Besttigung als Rekordchampion. Mittlerweile ist auf dem Internetauftritt der Favoritner zu lesen, die Austria sei "mit 21 sterreichischen Meistertiteln (seit 1949/50) auch sterreichischer Rekordmeister". Die drei Triumphe davor werden unter "regionale Meistertitel" gefhrt.Fr Rapids Wirtschafts-Geschftsfhrer Christoph Peschek gibt es dennoch keinen Grund, am Status der Htteldorfer als Rekordchampion zu zweifeln. "Zunchst sind mir die Plakate gar nicht aufgefallen. Als ich dann darauf angesprochen wurde, dachte ich, es ist ein Satireprojekt, denn Rapid ist ganz klar sterreichs Rekordmeister", sagte Peschek der APA.Die Motivation der Austria ist fr den 33-Jhrigen leicht erklrt. "Ich fhre das darauf zurck, dass der Lokalrivale sehr darum bemht ist, Aufmerksamkeit zu generieren", meinte Peschek auch mit Hinweis auf die deutlich geringeren Zuschauerzahlen und der in Umfragen ausgewiesenen niedrigeren Beliebtheitswerte der "Veilchen".Doch auch die Austria whnt sich laut Wirtschafts-Vorstand Markus Kraetschmer in der Rekordmeister-Frage im Recht. "Wir sehen uns als gesamt-sterreichischer Rekordmeister, haben uns daher so positioniert. Bis jetzt konnte man nicht das Gegenteil beweisen", erklrte der violette Club-Boss.Die Austria bekommt in ihrer Darstellung zumindest teilweise Untersttzung von Sporthistoriker Matthias Marschik. "Aus rein rechtlichen Grnden hat die Austria recht", sagte Marschik der APA, gab jedoch zu bedenken: "Wenn man es im gewohnheitsrechtlichen Sinne betrachtet, wrde ich sagen, Rapid hat Recht, weil es jahrzehntelang als unwidersprochen gegolten hat, die Meistertitel vor 1950 als sterreichische Meistertitel zu zhlen."Marschik knnte demnchst vom FB damit beauftragt werden, das Streitthema wissenschaftlich aufzuarbeiten, wie FB-Generalsekretr Thomas Hollerer erklrte. "Der FB nimmt seine Vergangenheit ernst und ist sich seiner diesbezglichen Verantwortung bewusst. Aber wenn eine Studie kommen sollte, dann nur im Einvernehmen mit allen hauptschlich beteiligten Vereinen", betonte Hollerer.Dazu zhlen noch einige andere Clubs, fr die es massive Folgen htte, sollte die Austria-Version der heimischen Meister-Historie hochoffiziell werden. Die Admira etwa holte vor 1950 sieben ihrer acht Meistertitel, die Vienna fnf ihrer sechs. Der jdische Club Hakoah, Champion von 1925, wrde gnzlich aus sterreichs Meisterliste verschwinden.Auch deshalb sieht Peschek keine Veranlassung fr eine derartige Studie. "Wir halten eine wissenschaftliche Aufarbeitung fr nicht notwendig, weil vllig klar ist, dass wir Rekordmeister sind, wie auch zahlreichen Publikationen zu entnehmen ist. Wenn aber das FB-Prsidiumsmitglied Kraetschmer den FB dazu bewegt, eine Studie in Auftrag zu geben, sehen wir das sehr gelassen, weil das Ergebnis nur sein kann, dass Rapid Rekordmeister ist." Eine Aussage, die bei Kraetschmer Stirnrunzeln hervorruft. "Eine solche Studie war in keinem Gremium ein Thema, das ich vorgebracht habe. Da gibt es berhaupt keinen Antrieb von meiner Seite."Der Vorstand der Austria-AG sprach von einer berlegung, die rein der FB fr sich anstellt. "Wenn es diese Studie nicht geben sollte, dreht sich die Welt auch weiter", betonte Kraetschmer. Peschek sieht seinen Verein indes durch Expertisen "entsprechend gewappnet", sollte der Auslegung des Stadtrivalen im Fall des Falles recht gegeben werden: "Doch ich gehe nicht davon aus, dass Marschik zu anderen Ergebnisse kommen wrde als andere fhrende Experten auf diesem Gebiet."Der Sporthistoriker selbst beobachtet die Differenzen zwischen den Erzrivalen mit einem gewissen Amsement. "Der Austria ist es gelungen, gute PR zu machen und Aufmerksamkeit zu schaffen. Vielleicht ist es aber auch nur ein Hinweis darauf, wie sehr die beiden Wiener Vereine im sterreichischen Mittelma stecken, dass sie auf solche PR-Aktionen angewiesen sind", vermutete Marschik.