01. Apr. 2022

Ried-Keeper Sahin-Radlinger vor O-Derby: Sind wieder in der richtigen Spur
… die Rivalität zu den Linzern: „Ich bin in Ried geboren und direkt neben dem alten Stadion aufgewachsen. Oft habe ich den Profis beim Training zugeschaut. Ich muss jünger als fünf Jahre alt gewesen sein, als ich zum ersten Mal bei einem Spiel live dabei war. Das Derby gegen den LASK war immer das Größte, gefühlt haben wir damals oft die Oberhand behalten. Ich merke auch jetzt, dass ich in meinen WhatsApp-Gruppen immer öfter auf das Derby angesprochen werde. Kein Wunder, für beide Mannschaften steht viel auf dem Spiel.“
… seinen Status als gebürtiger Rieder: „Nachdem Thomas Reifeltshammer vergangenen Sommer aufgehört hat, bin ich der letzte Profi im Kader, der wirklich hier geboren wurde. Wobei: Marcel Ziegl stammt zwar aus Kammer am Attersee, kam aber schon mit 12 zu uns. Der ist praktisch eingemeindet. Außerdem ist unser Co-Trainer Clemens Zulehner ein echter Rieder.“
… seine Leistung beim 1:0-Heimsieg gegen den LASK im Grunddurchgang: „Sicher eines der besten Spiele, seit ich 2020 zurückgekehrt bin. An diesem Tag hat alles zusammengepasst. Die Atmosphäre war ein Wahnsinn, wir wurden vom Publikum getragen und haben als Kollektiv unsere Höchstleistung abgerufen. Das gelingt nicht immer. Dass ich den einen oder anderen Ball gehalten habe, hat mich irrsinnig gefreut, weil es für den Verein und die Stadt ein so wichtiges Match war. So wie das jetzt am Samstag.“
… bisherige Derby-Erfahrungen in seiner Karriere: „Auf dem Feld ging es für mich eigentlich erst mit dem Oberösterreich-Derby los. In Hannover saß ich gegen Braunschweig auf der Bank, auch mit Nürnberg oder Barnsley hat es meistens nicht gereicht, bei Brann Bergen gab es keine Derbys. (lacht) In diesem Punkt habe ich anscheinend noch Aufholbedarf.“
… die spannende Konstellation in der Qualifikationsgruppe: „Beide Vereine haben sich das anders vorgestellt, wollten die Meistergruppe erreichen. Dass wir in der letzten Runde gescheitert sind, war total bitter. Wir hatten zu Beginn ein gewisses Polster, haben dann zweimal verloren und sind jetzt plötzlich im Abstiegskampf, weil alles so eng beieinander ist. Jedes Spiel kann dich ein paar Plätze nach oben oder unten bringen.“
… das Ende der Heimserie: „Wir müssen ehrlich sein: Nach dem extrem bitteren Verpassen der Meisterrunde gegen Sturm sind wir in ein kleines Loch gefallen, da haben wir eine Delle bekommen. In der Woche danach war die Stimmung gedrückt, wir haben dann gegen Admira schlecht gespielt und gegen den Tabellenletzten sogar unsere stolze Heimserie verloren. Doch jetzt haben wir mit einem Sieg im Derby gegen den LASK die riesige Chance, einen großen Schritt nach vorne zu machen und den Turnaround zu schaffen. Wir haben in der Länderspielpause top trainiert und die Zeit optimal genutzt. Ich kann sagen: Wir sind wieder in der richtigen Spur!“
… die Vorfreude auf das Cupfinale: „Ganz ehrlich: Ich wäre doch kein guter Fußballprofi, wenn ich mich auf das Finale gegen Salzburg nicht jetzt schon freuen würde. Klar denke ich gelegentlich daran, werde auch immer wieder darauf angesprochen. Und trotzdem gilt die totale Konzentration den Aufgaben in der Bundesliga. Ich wüsste auch nicht, warum uns die Vorfreude ablenken sollte, im Gegenteil, ich sehe das als zusätzliche Motivation. Wichtig wäre nur, wenn wir am Tag des Endspiels (Anm.: 1. Mai) keine Abstiegssorgen mehr hätten.“
… seine Heimkehr nach Ried nach neun Jahren im Ausland: „Der Zeitpunkt hat einfach gepasst. Bei Barnsley hatte ich nicht mehr das Vertrauen des Trainers, durch Corona musste ich Hals über Kopf und mit einer 26-stündigen Autofahrt nach Hause flüchten. Wir haben extrem gute Gespräche geführt, Ried stieg im Sommer auf, zusammen mit der Familie habe ich entschieden: Das will ich machen. Bis heute haben wir es keine Sekunde bereut. Ich gebe aber zu: Dass ich mich in Deutschland nicht durchsetzen und Einsertormann sein konnte, kratzt mich ein wenig. Wenn von dort nochmal ein gutes Angebot kommen würde, müsste ich auf jeden Fall darüber nachdenken.“
… seine Nationalteam-Ambitionen: „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass eine Einberufung mein großer Traum und auch mein Ziel ist. Mit 29 bin ich im besten Tormannalter und merke, wie wichtig Erfahrung und Vertrauen des Trainers sind. Wer weiß, vielleicht kommt der neue Teamchef ja mal in Ried vorbei. Dann muss meine Aufgabe sein, mit guten Leistungen zu überzeugen und mir eine Einberufung zu verdienen. Das würde mich sehr stolz machen.“