06. Juni 2025
Ried-Sportchef Fiala: „Senft hat einzigartige Mischung“
Die SV Ried ist wieder da! Nach zwei Jahren Abstinenz kehren die Oberösterreicher in die ADMIRAL Bundesliga zurück, was mehr als nur ein Kurzbesuch sein soll. Im Interview mit bundesliga.at blickt der Geschäftsführer Sport Wolfgang Fiala (37) auf das heiße Aufstiegsrennen zurück und erklärt, was es braucht, um sich wieder in der höchsten Spielklasse zu etablieren.
Glückwunsch zum Aufstieg in die ADMIRAL Bundesliga. Ihr wart lange Zeit Jäger der Admira, dann wurdet ihr zum Gejagten. Wann war der Glaube gefestigt, dass es zum Aufstieg reicht?
Da gab es zwei Momente. Das eine war der Sieg im direkten Duell gegen die Admira vier Runden vor dem Ende. Und zwar deshalb, weil ein Sieg gegen einen direkten Konkurrenten genau das war, was uns in unserem Zweijahres-Plan noch gefehlt hat. In der ersten Zweitliga-Saison haben wir gegen den GAK zweimal 0:1 verloren, in der Hinrunde gegen die Admira auch. Das hat uns verfolgt, damit war der Bann durchbrochen.
Das zweite war eine Woche später der 2:1-Sieg gegen Sturm Graz II, als Fabian Wohlmuth in der 94. Minute das Siegtor erzielte, nachdem wir in der 90. Minute erst den Ausgleich kassiert hatten. Emotional wäre ein Remis ein Rückschlag gewesen, so hat dieser Sieg uns die Lebensgeister wieder eingehaucht. Zumal wir ja wussten, dass dieser Spielverlauf auch bei der Konkurrenz in der Südstadt Spuren hinterlassen hat.
Ihr wart im zweiten Jahr in der 2. Liga, nachdem ihr im Vorjahr Zweiter wurdet. Wie groß wurde zum Ende hin der Druck, aufsteigen zu müssen?
Müssen ist immer schwierig. Seit Mitte der 90er Jahre ist es keinem Team gelungen, gleich im ersten Jahr wieder aufzusteigen. Deswegen war es schon ein sehr ambitioniertes Ziel, innerhalb von zwei Jahren in die Bundesliga zurückzukehren. Das zu schaffen, ist ein großes Verdienst des ganzen Vereins: Mannschaft, Fans, operative Ebene, bis hin zur Akademie. Insofern bin ich sehr stolz auf das Erreichte. Dass am Ende Druck aufkommt, gehört zum Profifußball dazu.
Der Rieder Weg war insofern erstaunlich, da ihr mit Trainer Maximilian Senft abgestiegen seid, nicht aufgestiegen seid und trotzdem immer an ihm festgehalten habt. Ein Zeichen, dass sich Kontinuität auszahlt?
Auf jeden Fall! Zumal das in Ried ja nicht immer der Fall war. Mittlerweile ist Max der drittlängstdienende Trainer unserer Profifußball-Geschichte. Klar ist das ein Zeichen, das aber nur dann möglich ist, wenn man von einem Trainer überzeugt ist. Das haben wir nie verloren. Er ist ein sehr guter Trainer, der sich ständig weiterentwickelt, extrem fleißig ist, die richtigen Schlüsse zieht. Daher ist der Aufstieg auch sein Verdienst.
Was macht ihn zum perfekten Ried-Trainer?
Er hat eine gute Kombination, die außerordentlich selten ist. Auf der einen Seite hat er eine gewisse Klarheit, was Spielidee, Führung, Entscheidungskraft betrifft. Gleichzeitig ist er reflektiert genug, sich selbst zu hinterfragen und sich ständig weiterzuentwickeln. Das findet man nicht oft. Das macht ihn neben seinen fachlichen Kompetenzen und der Druckresistenz, die er gezeigt hat, zu einem sehr guten Trainer.
Der Kaderumbau ist bei Auf- und Absteigern immer am kompliziertesten. Wie viel Umbau wird nötig sein, um eine Rieder Mannschaft zu formen, die bundesligatauglich ist?
Wichtig ist mal, viele Spieler, die den Kern ausgemacht haben, zu halten. Das wird vielleicht nicht in allen Fällen gelingen (Anm. d. Red.: Fabian Wohlmuth soll zum Ligakonkurrenten WAC wechseln). Dann gilt es, den Kader sinnvoll zu ergänzen. Dass das nicht unter vier, fünf Neuzugängen klappen wird, ist klar. Da gilt es dann, die richtigen Spieler auszuwählen, um unsere Idee vom Fußball auch eine Liga weiter oben funktionieren zu lassen.
Auf welchen Positionen wollt ihr euch in erster Linie verstärken?
Einen Innenverteidiger, der die drei etablierten Kandidaten herausfordert. Einen Sechser. Einen Wingback, wie es heute heißt, also einen Außenbahnspieler beim System mit Dreierkette. Und zwei Stürmer.
Gelungen ist euch die Vertragsverlängerung mit Nikki Havenaar, ein Schlüsselspieler in der Aufstiegssaison. Ein entscheidendes Puzzlestück?
Auf jeden Fall! Nikki hat Stärken in manchen Bereichen seines Spiels, mit denen er sich auch international nicht zu verstecken braucht. Standardsituationen, Kopfballspiel defensiv, Zweikampfverhalten, Boxverteidigung – da ist er eine richtig große Hilfe für uns.
Ihr hattet mit 25,9 Jahren den zweitältesten Kader der 2. Liga, der auch in der Bundesliga der drittälteste gewesen wäre. Ist Verjüngung ein Thema?
Schon auch. Wir waren im ersten Zweitliga-Jahr eine sehr junge Mannschaft und haben gemerkt, dass uns zum Erfolg etwas an Erfahrung fehlt. Dem haben wir Rechnung getragen., indem wir beispielsweise einen Arjan Malic durch Michael Sollbauer ersetzt haben. Wenn man einen 17-Jährigen gegen einen 34-Jährigen tauscht, hat das gleich immense Auswirkungen auf den Altersschnitt. Entscheidend ist es, eine Achse zu formieren, die das ganze Konstrukt trägt.
Auch dein Vertrag wurde vor Kurzem verlängert, du bist seit 2020 in verschiedenen Positionen beim Klub. Wo siehst du die SV Ried in drei Jahren?
Im ersten Schritt müssen wir jetzt schauen, uns in der Bundesliga zu etablieren. Das ist mit diesem Ligenformat schwer genug. Also ist jetzt mal der Klassenerhalt das ganz große Ziel. Wir sind zwar in vielen Bereichen sehr gut aufgestellt, aber es gibt schon noch einige Klubs, die über mehr Mittel verfügen als wir. Wenn uns das gelingt, möchten wir uns in eine gute Richtung entwickeln, aber wenn du nach drei Jahren fragst, ist die Etablierung in der Liga der entscheidende Punkt.
Interview: Markus Geisler
Fotos: GEPA Pictures