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29. Aug. 2025

Goriupp GAK und Sturm Graz

Roland Goriupp über die Derby-Torhüter: „Kazi war der Beste“

Roland Goriupp stand einst für den GAK und Sturm Graz im Tor. Vor dem 202. Grazer Derby sprach der ÖFB-Ausbildungsleiter für Tormanntrainer über die prägendsten Grazer Torhüter der letzten Jahrzehnte.

Roland, bevor wir über die Derby-Torhüter reden, warst du von kleinauf Torhüter oder hast du als Feldspieler begonnen?

Die Wahrheit ist: Ich bin noch aus der Generation, wo es geheißen hat „Du bist zu klein zum Mitspielen, aber wenn du willst, kannst du dich ins Tor stellen.“ Das habe ich bei der Jungschar St. Lukas in Graz gemacht und war offenbar so geschickt und engagiert, dass ich so viel Lob bekommen habe und drin geblieben bin. Beim berühmten „Knirpsturnier“ der Kleinen Zeitung waren wir dann eine der schwächsten Mannschaften, dadurch habe ich wahrscheinlich am meisten zu tun gehabt und bin so positiv aufgefallen, dass mich schlussendlich der GAK in seinen Nachwuchs geholt hat.

Wo sicher Savo Ekmecic dein Vorbild wurde?

Savo war weniger mein Vorbild, er war mein großer Mentor. Er hat sich in einer Zeit, als die Klubs noch gar keine eigenen Tormanntrainer hatten, beim GAK der jungen Torhüter angenommen. So habe ich mit 14 Jahren das Glück gehabt, von ihm nach der großen jugoslawischen Tormannschule ausgebildet zu werden. Das ist auch meiner Konstitution sehr entgegengekommen, weil ich sehr schnellkräftig war, was genau zu diesem Ansatz gepasst hat. Natürlich habe ich ihn auch als Torhüter verehrt. Aber angehimmelt habe ich den Friedl Koncilia. Unser Torhüter der WM 1978 ist mir wie ein großer Hero erschienen. Wobei mich vor allem seine Rolle fasziniert hat, wie er im Mittelpunkt gestanden ist, wenn er sich in die Schüsse geworfen und damit oft die Mannschaft gerettet hat. Aber auch den legendären Sturm-Tormann Walter Saria habe ich bewundert.

Goriupp GAK und Sturm Graz

Weil er auch eher klein war?

Das war damals gar nicht das Thema. Damals ist es nicht um Raumbeherrschung oder Präsenz gegangen, sondern wie spektakulär man fliegt. Nach den Paraden hat man beurteilt, ob ein Tormann gut ist oder nicht. Ganz ohne große Video-Analysen. Heute schaut man wie ein Nerd drauf, ob der Tormann nicht vielleicht doch den einen Schritt hätte früher machen müssen, das war vor 35 Jahren definitiv nicht so.

Zurück zu Ekmecic, der war ja nicht unbeteiligt an deinem Aufstieg.

Genau. Er hat sich dafür eingesetzt, dass ich schon mit 17 mein Bundesliga-Debüt gefeiert habe. Unser Einser-Tormann Zivanovic war verletzt und Savo hat dafür gesorgt, dass nicht der zweite oder dritte Goalie spielt, sondern ich reinkomme, der junge, der eigentlich nur die Nummer vier war. Wir haben dann in Liebenau gegen Rapid 0:0 gespielt. Dabei ist übrigens das „Sportfoto des Jahres 1989" entstanden, als Heimo Pfeifenberger und ich uns auf den Ball gestürzt haben. Wir lachen heute noch jedesmal darüber, wenn wir uns sehen.

Und irgendwann durftest du sogar Ekmecics legendäre lange Hose tragen. Wie kam es dazu?

Savo war ja zwei Jahre lang auch unser Cheftrainer, da hat er mir zu meinem 20. Geburtstag für ein Spiel seine lange Seidenhose gegeben. Das muss also rund um den 24. April 1991 gewesen sein, aber wer der Gegner war, weiß ich nicht mehr.

Was sind deine ersten Derby-Erinnerungen?

Ich war schon als Kind bei einigen dabei, wobei ich zu den Derbys und zu den Rapid-Spielen nicht immer gehen durfte, weil meine Eltern gefürchtet haben, dass mir da etwas passieren könnte. Zwei persönliche Derbys sind mir besonders in Erinnerung geblieben: Das 4:0im Casino Stadion im damaligen Mittleren Playoff, als GAK-Präsident Fischl die Wunderkerze gezündet hat, weil wir damit auf den Aufstieg hoffen durften (der dann doch nicht eingetreten ist; Anm.). Das andere war schon im Sturm-Dress. Der grandiose 4:0-Sieg bei der Stadion-Eröffnung 1997. Man sieht schon, das Zu-Null war mir immer wichtig.

4:0 Stadioneröffnung

Wer waren die besten Sturm-Torhüter der vergangenen Jahre?

Kazi Sidorczuk war der Beste und hat die erfolgreiche Zeit in der Champions League entscheidend mitgeprägt. Er war auch der Grund, warum ich weggegangen bin. Ich habe akzeptiert, dass er noch besser ist als ich und dass ich nicht viel Spielzeit bekommen würde. Trotzdem waren die Sturm-Jahre mit dem Meistertitel 1998 meine erfolgreichste Zeit, die mich auch am meisten geprägt hat. Und zum Glück konnte ich mich danach auch beim FC Kärnten noch beweisen und bin sogar noch zu meinem einzigen Länderspiel gekommen. Und in den 2010er-Jahren war Christian Gratzei das Maß aller Dinge.

Sidorczuk 4:0 Stadioneröffnung

Scherpen, Jaros, Okonkwo, die aktuellen Christensen und Khudyakov – wer hat von ihnen für dich den besten Eindruck gemacht?

Das trau’ ich mich nicht zu sagen, weil ich schon zwei Jahre nicht mehr bei Sturm Graz aktiv dabei bin. Aber sie haben alle funktioniert und waren so gut, dass sie die Erfolge, die Sturm in den letzen Jahren erreicht hat, positiv unterstützt haben.

Du warst viele Jahre für die Torhüter von Sturm II zuständig. Wer ist aller durch deine Hände gegangen?

Einige. Es war ein gutes Konzept, junge, steirische Torhüter herauszubringen. Ehmann hat es bis ins U21-Team geschafft, Giuliani ist bei der Vienna, Wiegele hat mitgeholfen, den GAK in der Liga zu halten und ist jetzt Nummer 1 in Pilsen, Simon Spari ist heuer zu St. Pauli in die deutsche Bundesliga gewechselt, Luka Maric ist bei Hartberg, der junge Bignetti ist auch im U21-Team. Mich freut, dass es alle in den Profifußball geschafft haben. Mit dem weinenden Auge, dass keiner die Nummer 1 in Graz ist.

An wen denkst du beim GAK zuerst, Manninger, Schranz?

Manninger war nur kurz da, Franz Almer, mein Nachfolger, als ich zu Sturm gegangen bin, war ein super solider Torhüter. Während ich eher ein Show-Tormann war, war er sehr ruhig und verlässlich. Er hatte auch schon die Größe und den Körper der modernen Torhüter. Man muss aber auch die Aufstiegsgeschichte des GAK erwähnen, in der Patrick Haider den Knochenjob erledigt hat und von der 1. Klasse bis in die 2. Liga ein souveräner Rückhalt war.

Almer GAK vs Sturm Graz

Zum Abschluss: Wie siehst du Österreich auf dem Torhüterposten generell aufgestellt?

Wir haben mit Günter Kreissl, einen Top-Mann beim ÖFB als Head of Goalkeeping – für diese Frage ist er der richtige Ansprechpartner. Aber allgemein sehe ich einen sehr positiven Trend in den letzten Jahren. Es gibt viele junge Österreicher, die in der ADMIRAL Bundesliga spielen und sich zum Teil auch schon im Ausland positionieren konnten, auch wenn wir noch keine Nummer 1 in einer Top-5-Liga haben. Also sind wir noch nicht ganz am Ziel. Ich hoffe, dass wir das mit unserem neuen Ö1-Torwart-Ausbildungskonzept für die Zukunft wieder schaffen.

Text: Horst Hötsch, Fotos: GEPA pictures