02. Okt. 2018

Salzburg-Gegner Celtic: Auen schottisch, innen irisch
Wenn Red Bull Salzburg am Donnerstag in der Europa League Celtic Glasgow empfngt, ist einer der traditionsreichsten und bemerkenswertesten Clubs der Insel zu Gast. Denn wo "Schottland" draufsteht, ist auch - das zeigt das Kleeblatt im Vereinsemblem nicht zufllig - viel Irland drinnen. Eine besondere Verbindung, die Dietrich Schulze-Marmeling in seinem Buch "Celtic" detailliert darlegt.Die "Groe Hungersnot" Mitte des 19. Jahrhunderts gilt als einschneidendes Ereignis der irischen Geschichte: Sie kostete rund eine Million Menschen das Leben und verursachte jene Massenauswanderung, in der letztlich auch die Ursprnge von Celtic Glasgow liegen. Schon die Grndung 1887 in der schottischen Metropole war eigentlich ein politischer Akt. Viele der Grndungsvter sind zugleich Aktivisten fr die irische Unabhngigkeit von der britischen Krone. Schnell wird der Club zum Ankerpunkt fr Glasgows irischstmmige, katholische Gemeinschaft, hat aber von Beginn an auch eine Prgung als Arbeiterverein.All das begrndet den Gegensatz zum lteren Lokalrivalen Rangers, der als protestantisch und pro-britisch gilt. Die Duelle zwischen den Rivalen, die als "Old Firm" firmieren, gehren gerade nach wie vor zu den heiesten Stdtederbys - auch wenn der sportliche Wert inzwischen stark gesunken ist. Unbeschadet dieses Umstands sind die beiden Vereine in Schottland weiter das Ma aller Dinge: Die Rangers haben mit 54 Meistertiteln die Nase vor Celtic (49), das Duo vereint 103 von insgesamt 122 Championaten auf sich.Ein eigenes Kapitel widmet sich den "Lisbon Lions", jener Truppe um Clubikone Jimmy Johnstone, die 1967 in Lissabon Inter Mailand eine 1:2-Niederlage zufgte und den Meistercup holte: Ein Sieg des schottischen Angriffsfuballs ber den italienischen Catenaccio und der bisher einzige schottische Triumph im wichtigsten europischen Clubwettbewerb.Schulze-Marmeling geht aber nicht nur in Bezug auf Celtic in die Tiefe, sondern erlaubt sich auch recht spezifische Exkurse: Er schreibt u.a. ber Fankontakte zwischen Celtic und dem legendren Hamburger Verein St. Pauli ("The rebel's choice"), erzhlt von Edelfans wie Rod Stewart, der sein Anwesen in LA "Celtic House" getauft hat, oder beleuchtet das Schicksal des bis 1949 existierenden "Bruderclubs" Celtic Belfast aus Nordirland.Schulze-Marmeling, der zwischen 1988 und 1989 selbst ein Jahr in Nordirland lebte, und bereits zahlreiche Fuball-Bcher verffentlicht hat, erzhlt die Geschichte der "Bhoys" mit viel Liebe zum Detail und stellt diese stets in einen historisch-politischen Kontext. Wer sich nicht nur fr Fuball, sondern auch fr den Themenkomplex der irischen Unabhngigkeitsbestrebungen interessiert, kann sich hier auf recht unterhaltsame Weise einen ersten berblick verschaffen.