17. Sept. 2018

Salzburg in Leipzig zum Rendezvous mit der Vergangenheit
Die Europa-League-Reise nach Leipzig bringt Salzburg ein pikantes Stelldichein mit der Vergangenheit. Denn am Donnerstag (21.00 Uhr/live Puls 4) treffen zwei Fuball-Teams aufeinander, die einst unter dem gleichen Flgelpaar kickten. Jenem von Red Bull, das seit der Entflechtung in Leipzig als Eigentmer, in Salzburg "nur" noch als Sponsor auftritt. Wettbewerbsverzerrung? Die UEFA sagt 'nein'.Es war die dominante Frage vor dem Sommer 2017: Drfen sterreichs Meister Salzburg und Leipzig, das sich eben als Aufsteiger zur deutschen Vizemeisterschaft gespielt hatte, gleichzeitig im Europacup antreten? Die von den UEFA-Regularien im Sinne der Wettbewerbsintegritt geforderte formale Trennung der beiden Clubs hatte man im Hinblick auf den Hhenflug der Leipziger schon davor angegangen und bereits 2016 als abgeschlossen bezeichnet. Tatschlich gab die Finanzkontrollkammer fr Clubs (CFCB) im Juni 2017 Grnes Licht - allerdings erst nach einer Entscheidung des CFCB-Schiedsgerichts. Dieses kam zum Schluss, dass Red Bull keinen entscheidenden Einfluss auf die Entscheidungen beider Clubs ausben knne bzw. einer der beiden Vereine relevante Entscheidungen im jeweils anderen entscheidend beeinflussen knne. Kritiker fhrten die Entscheidung prompt auf "schwammige" Formulierungen in den Regularien zurck.Klar ist, dass sich die personellen Verflechtungen lange Zeit recht eng gestalteten - auf allen Ebenen. So wechselten alleine zwischen 2012 und 2017 16 Spieler von Salzburg nach Leipzig. Derzeit stehen mit Peter Gulacsi, Dayot Upamecano, Stefan Ilsanker, Kevin Kampl, Marcel Sabitzer und Konrad Laimer sechs ehemalige Salzburger im EL-Kader Leipzigs. Dessen aktueller Trainer Ralf Rangnick agierte zwischen 2012 und 2015 an beiden Standorten als Sportdirektor - noch heute trgt Salzburgs Ausrichtung die Handschrift des 60-Jhrigen. Oliver Mintzlaff, nunmehr Leipzigs Geschftsfhrer, kmmerte sich einst als "Head of Global Soccer" da wie dort um die Umsetzung von Red Bulls Vorstellungen. Dass Salzburgs Urgestein Andreas Ulmer in der Champions-League-Quali 2016/17 in Lettland irrtmlich mit einem Leipziger Trikot spielte, setzte dem ganzen die anekdotische Krone auf.Das Verhltnis der beiden Clubs beschftigte freilich nicht nur im Sommer 2017 die UEFA, sondern schon seit der Grndung von RasenBallsport Leipzig 2009 auch Fans und Beobachter. Damals erwarb der Getrnkehersteller die Lizenz des SSV Markranstdt und startete von der fnften Spielklasse seinen Angriff auf die deutsche Bundesliga. Angesichts der Grenverhltnisse kam in sterreich schnell der Verdacht auf, Salzburg wrde zu Leipzigs Farmteam herabgestuft werden. Das "Verschieben" von Spielern zwischen Leipzig und Salzburg heizte den Verdacht an. Tatschlich begrndete Trainer Adi Htter seinen Abgang 2015 etwa damit, kein "Ausbildungstrainer" sein zu wollen. "Die Art und Weise, wie Salzburg von Leipzig kaputtgemacht wird, finde ich schade", sagte ein Jahr spter der einstige Salzburg-Verteidiger Martin Hinteregger nach seinem Wechsel zu Augsburg.Man kann die Sache freilich auch von der anderen Seite betrachten. Selbst wenn der Sponsor das Budget aufgrund des von der UEFA geforderten "Financial Fairplay" nicht mehr auf eine glatte Null bgeln kann, ist Salzburg in sterreich finanziell und sportlich strker als je zuvor - nicht zuletzt dank einer konsistenten Ausbildungs- und Transferpolitik. Die Herzen der Fans wird man weiterhin nicht im Sturm erobern. Dennoch wren manche Vereine vermutlich froh, so "kaputt" zu sein.