04. Nov. 2022

Schweizer Liga-Kracher im Bickel-Check: Okafor fhrt sicher zur WM!
Was wäre die ADMIRAL Bundesliga ohne ihre bärenstarken Schweiz-Importe. Vor allem die beiden Tabellen-Dominatoren Red Bull Salzburg und SK Puntigamer Sturm Graz setzen auf Qualitätsware „Made in Switzerland“, aber auch die Austria hat mit Haris Tabakovic einen eidgenössischen Stürmer in ihren Reihen, der zuvor Austria Lustenau in die höchste Spielklasse geschossen hat. Wir baten den Schweizer Ex-Rapid-Sportchef Fredy Bickel (von Dezember 2016 bis Mai 2019 bei den Hütteldorfern), die fünf Eidgenossen unter die Lupe zu nehmen.
Noah Okafor
Drei Tore in fünf Champions-League-Spielen, zuletzt das Siegtor in der Liga gegen Hartberg – der 22-jährige Stürmer von Red Bull Salzburg ist in herausragender Form, daran ändert auch der Umstieg in die Europa League nichts. „Was er macht, wird in der Schweiz ganz genau verfolgt, ihn hat man immer auf dem Schirm“, sagt Bickel. Und erzählt, dass viele überrascht waren, dass er 2020 den Schritt von Basel nach Salzburg gemacht hat. „Einige Experten hätten ihm gleich eine noch höhere Liga zugetraut. Ich finde allerdings, dass es ein wohl überlegter und auch perfekter Wechsel für ihn war.“ Dass der achtfache Teamspieler (zwei Tore) zur WM nach Katar mitgenommen wird und sich dort in der Gruppe G mit Kamerun, Brasilien und Serbien misst, steht für den 57-Jährigen außer Frage: „Niemand bei uns zweifelt daran, dass Okafor im Kader von Murat Yakin dabei ist.“
Philipp Köhn
Für den Salzburg-Keeper, der vor allem in der Champions League mit spektakulären Paraden auf sich aufmerksam machte, wird sich das Turnier in Katar dagegen wohl nicht ausgehen. „Da müsste sich schon jemand verletzen“, spielt Bickel darauf an, dass die Schweiz traditionell eine Nation mit starken Tormännern ist. Viele Jahre flog der in Dinslaken geborene Deutsch-Schweizer unter dem eidgenössischen Radar, was sich in der Saison 2020/21 allerdings änderte. „Da war er an den Zweitligisten FC Wil ausgeliehen und war mitverantwortlich, dass die eine richtig gute Saison gespielt haben“, erinnert sich Bickel. Dass er in Salzburg auf konstant hohem Niveau spielt, nimmt man zwar zur Kenntnis; aber da es mit Yann Sommer (Gladbach), Gregor Kobel (Dortmund) oder Yvon Mvogo (Lorient) Leistungsträger in Top-5-Ligen gibt, tut sich Köhn laut Bickel in der öffentlichen Wahrnehmung etwas schwer.
Gregory Wüthrich

Den Abwehrchef von Sturm Graz kennt Bickel aus gemeinsamen Zeiten bei Young Boys Bern. „Ihn habe ich immer total geschätzt: ein ganz feiner Mensch, diszipliniert, trainingsfleißig. Ein Typ, den man eigentlich lieben muss.“ Als junger Spieler in der Schweiz gehypt, konnte er die Erwartungen nicht ganz erfüllen und wechselte 2019 zu Perth Glory nach Australien. „Aus meiner Sicht war das damals auch eine Art Flucht, da er mit seiner Situation zu kämpfen hatte“, analysiert Bickel. Ein Jahr später heuerte Wüthrich bei Sturm an – und unterstreicht Woche für Woche an der Seite von David Affengruber, wie wichtig er für den Bullen-Verfolger Nummer eins ist. „Für ihn freue ich mich sehr, er hat sich seinen Status redlich verdient.“
Albian Ajeti
Seit diesem Sommer hat Wüthrich mit Albian Ajeti einen Landsmann an seiner Seite. Dem von Celtic Glasgow ausgeliehenen Stürmer wünscht Bickel vor allem eines: „Es wäre wichtig, dass er sich mal ein, zwei Jahre wo durchbeißt und unangefochtener Stammspieler ist. Ich habe die Hoffnung, dass Graz dafür genau das richtige Pflaster ist.“ Zwei Liga-Tore gelangen dem 25-Jährigen bis dato, dazu das Game-Winning-Goal im prestigeträchtigen Cup-Derby gegen den GAK. „Er feierte bereits mit 21 sein Nati-Debüt, da weißt du schon, was für Anlagen er hat. Er war aber vielleicht manchmal zu ungeduldig, hat sich zu früh für einen Wechsel entschieden“, analysiert Bickel die Zeit, als er 2019 vom FC Basel erst zu West Ham United und dann zu Celtic Glasgow wechselte. Und glaubt: „Wenn er in Graz richtig ankommt, wird er bestimmt nochmal einen größeren Schritt in Angriff nehmen können.“
Haris Tabakovic
Austria Lustenau schoss er mit 27 Toren in 23 Spielen in die ADMIRAL Bundesliga, beim Namensvetter aus Wien klappte es bis jetzt dagegen noch nicht so gut, wie drei Treffer in 20 Pflichtspielen (bewerbsübergreifend) zeigen. „Er mag fußballerisch nicht überragend sein, aber hat einen unbändigen Willen, zerreißt sich für die Mannschaft und geht wirklich dahin, wo es wehtut“, analysiert Bickel, der den heute 28-Jährigen ebenfalls von den Young Boys kennt. „Ich frage mich, ob er in einer fußballerisch so guten Mannschaft wie der Austria, die den Anspruch hat, technisch stark zu agieren, richtig aufgehoben ist.“ Bei einem ist sich Bickel bei dem 1,94-Meter-Hünen allerdings ganz sicher: „Sein Charakter ist über jeden Zweifel erhaben. Er kommt über das Herz und wird alles für den Erfolg der Mannschaft tun.“