29. Jan. 2025
So plant der LASK die Aufholjagd
Drei Punkte Rückstand auf die Meistergruppe, Hammer-Aufgabe im Cup, das Derby gegen Blau-Weiß Linz zum Rückrundenstart – doch Christian Gratzei, neuer Head of Football Operations beim LASK, versprüht großen Optimismus: „Wir kommen in die Top 6!“ Wie das gelingen soll, verrät der 43-Jährige im Gespräch mit bundesliga.at.Besondere Herausforderung bedingen manchmal spezielle Herangehensweisen. So lud der LASK Extrem-Radfahrer Lukas Kaufmann ein, um den Profis von seinen Strapazen beim Race Across America zu erzählen, bei dem er 4.923 Kilometer in weniger als neun Tagen abspulte. „Eine geniale Idee unserer Marketing-Abteilung“, sagt Christian Gratzei, seit Anfang des Jahres als Schopp-Vertrauter die Schnittstelle zwischen sportlicher Leistung und Geschäftsführung. „Fußballer leben ja manchmal in einer Bubble. Da ist es toll, von so einem Extrem-Sportler zu hören, wie man Widerstände überwindet und mit unbändigem Willen seine Ziele erreicht.“
Nun ist das Ziel des LASK nicht ganz so gigantisch wie eine USA-Durchquerung auf dem Rad, aber immerhin müssen in sechs Spielen drei Punkte aufgeholt werden, um in die Meistergruppe zu kommen. „Der LASK wurde im Herbst eindeutig unter Wert geschlagen“, wagt der frühere Tormann einen kurzen Blick vor Beginn seiner Amtszeit. „Deswegen fielen die beiden Niederlagen vor der Winterpause auch mehr ins Gewicht, als es bei einem besseren Verlauf der Fall gewesen wäre.“
So aber herrscht ein gewisser Druck rund um die Raiffeisen Arena. Nämlich der, sich keine Schwächephase mehr erlauben zu können. „Bei uns müssen alle von der ersten Minute an voll am Limit sein“, sagt Gratzei. Und das ist wörtlich zu nehmen. Denn im Cup wartet am kommenden Sonntag der Viertelfinal-Schlager gegen Red Bull Salzburg, ehe es eine Woche später im Derby gegen Blau-Weiß Linz gleich ans Eingemachte geht. Denn mit drei Punkten mehr auf dem Konto steht der Lokalrivale in der Tabelle genau dort, wo die Athletiker gerne hinwollen – in den Top 6. „Ich finde die Konstellation super, weil jeder bei uns weiß: Am Punkt X ist Lieferzeit! Darauf bereiten wir uns vor.“
Drei Neue hat der LASK in der Winter-Transferzeit verpflichtet, vor allem der von Sheffield United geholte Mittelfeldspieler Ismaila Coulibaly könnte für Gratzei eine Soforthilfe darstellen. „Ein ganz spannender Spieler“, sagt der 43-Jährige, der offen lässt, ob noch eine Verstärkung für die Defensive geholt wird. Sperren, Verletzungen und Formschwankungen sorgten dafür, dass man mit 26 die drittmeisten Gegentore der Liga kassiert hat. „Wir halten die Augen in dem Bereich offen, machen aber wirklich nur dann etwas, wenn es insgesamt Sinn ergibt. Mein Eindruck ist, dass wir uns gefestigt haben und der Kader, so wie er jetzt dasteht, absolut intakt ist.“
Gut möglich, dass auch der neue LASK-Kapitän aus den Reihen der Verteidiger kommt. Denn Favorit auf die Nachfolge des von Markus Schopp abgesetzten Robert Zulj ist Philipp Ziereis, der dieses Amt auch schon beim FC St. Pauli innehatte. Die Diskussion über den Wechsel der Binde hält Gratzei für überbewertet. „Das ist ein Thema für die Öffentlichkeit“, sagt er. „Als ich Kapitän bei Sturm war, hat mir Darko Milanic auch mal die Schleife weggenommen. War ich deswegen angefressen? Nein! Ist Robert Zulj deswegen ein schlechterer Spieler? Nein!“ Er baut darauf, dass die Rochade Kräfte freisetzt und positive Auswirkungen hervorbringt. „Vielleicht nimmt es etwas Druck von Robert weg, vielleicht können jetzt andere aus dem Schatten treten. Eine Belastung sehe ich jedenfalls überhaupt nicht. Für uns war wichtig, dass wir die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen.“
Genau darauf kommt es jetzt für den LASK an. Denn es kann wohl nur mit einem Katapult-Start gelingen, dass die Linzer auch im Saison-Finish Branchengrößen wie Salzburg, Rapid und Sturm zu Gast haben. Und dann braucht es einen langen Atem. Aber davon hat Rad-Hero Lukas Kaufmann den Spielern ja eindrücklich berichtet.
Redakteur: Markus Geisler
Fotos: GEPA pictures