28. Sept. 2021

Stefan Hierlnder und das magische Elfeck vor dem Duell gegen Gtze und Co
Der nunmehrige Sturm-Kapitän war gerade mal 21, als der heute 54-jährige Deutsche in Salzburg eine Revolution entfacht hat. „Er hat im Tandem mit Ralf Rangnick den offensiven Pressing-Fußball in Österreich implementiert, für den Red Bull Salzburg heute noch steht“, so Zeitzeuge Hierländer. „Vor Roger Schmidt hat es das Pressingspiel bei uns nur sehr punktuell gegeben. Da hat’s geheißen: ,Jetzt press’ ma mal’ und dann ist der ballführende Spieler angelaufen worden. Aber Schmidt hat das Pressing auf die Spitze getrieben, bei ihm war es wirklich ein Ball jagen. Das war körperlich eine andere Herausforderung!“ Und es hat anfangs auch nicht sonderlich gut funktioniert. „Das erste halbe Jahr war schwierig. Nach dem Out in der Champions-League-Qualifikation gegen Düdelingen hat es einen radikalen Schnitt gegeben. Da haben Rangnick und er ein Profil erstellt und danach die passenden Spieler zusammengesucht, die die physischen Voraussetzungen und das Tempo mitgebracht haben, um das überhaupt zu schaffen. In dieses Profil habe ich gut hineingepasst.“ So gut, dass es für „Hierli“ nach vier Jahren Salzburg auch noch für zwei Saisonen nach Leipzig ging.
Mehr Kompaktheit bei Ilzer
Roger Schmidt hat sein in ganz Europa aufsehenerregendes System nach Leverkusen und Peking getragen, ehe er vor einem Jahr in Eindhoven sesshaft wurde. Das Ziel, Ajax zu entthronen, hat er im ersten Jahr verfehlt, PSV von Platz 4 aber immerhin wieder auf Platz 2 gehievt. „Natürlich trägt PSV schon seine Handschrift, obwohl auch bei ihm jetzt wieder mehr Kompaktheit gefragt ist als damals in Salzburg“, hat sich Stefan Hierländer bereits ein erstes Bild vom Gegner gemacht, ehe in den letzten Tagen vor dem Heim-Duell noch an den Details gearbeitet wird. Im Detail unterscheiden sich auch die Auffassungen von Schmidt und Sturm-Trainer Christian Ilzer. „Ich erkenne immer wieder Ähnlichkeiten, in der Ansprache, wie sie Fußball denken. Sie haben sicher ein ähnliches Mindset, eine ähnliche Idee von Fußball. Aber Christian Ilzers Philosophie sucht mehr die Kompaktheit, wir stehen enger im Block.“
Noch größere Unterschiede weisen die Marktwerte der beiden Kader auf. Während transfermarkt.at für Sturm Graz einen Marktwert von 29,5 Millionen Euro ausweist, bewegt sich jener von PSV, zu dem mit Philipp Mwene seit dem Sommer auch ein österreichischer Nationalspieler gehört, mit 158,5 Millionen in etwa in den Dimensionen von Red Bull Salzburg. „Ich bin kein großer Freund von Marktwert-Vergleichen, aber wie die Salzburger hat PSV sicher auch das Niveau für die Champions League.“ Dass es dafür nach (vor allem in den Heimspielen) überzeugenden Siegen gegen Galatasaray (5:1) und FC Midtjylland (3:0) knapp nicht gereicht hat, trug Benfica (0:0 und 1:2) Schuld.
Wiedersehen mit Ramalho
Wie PSV zu schlagen ist, haben Ex-LASK-Kapitän Gernot Trauner und sein neuer Klub Feyenoord vorexerziert. „Ich habe das 0:4 teilweise gesehen. Aber ich glaube nicht, dass wir uns da viel abschauen können“, widerspricht Hierländer, „weil in diesem Spiel ist extrem viel für Feyenoord gelaufen. Das hätte eigentlich anders ausgehen müssen.“ Danach fanden zumindest die Feyenoord-Fans, dass „Trauner ein Stückchen besser als Ramalho“ sei. Besser als „Hierlis“ Ex-Kollege André Ramalho, der Lieblingsschüler von Roger Schmidt, der den Brasilianer bereits nach Leverkusen mitgenommen hatte. „Ich war auch immer sehr ehrgeizig und habe viel in der Kraftkammer gearbeitet. Aber immer wenn ich da war, war er auch dabei. André hat sich gut entwickelt und war nach seiner Rückkehr zu Salzburg eine große Stütze.“
Respekt vor Götze und Zahavi
Neben dem Duell mit seinem Ex-Kollegen freut sich Hierländer vor allem auf Mario Götze. „Ich habe als junger Spieler noch gegen Del Piero. Vieira und Balotelli gespielt, im Nationalteam gegen Neymar. Das sind Erlebnisse, die du nicht vergisst, die du immer wieder haben willst. Götze ist fast schon eine Legende, seit er Deutschland 2014 zum Weltmeister-Titel geschossen hat. Auch wenn es für ihn bei den Bayern nicht so geklappt hat, fußballerisch gehört er sicher zur Weltklasse.“ Mindestens ebenso viel Respekt hat der Sturm-Kapitän aber vor Eran Zahavi. „Ein überragender Stürmer, der - wie wir seit den Länderspielen gegen Israel wissen - nicht viele Chancen braucht. Auch bei PSV nicht. Da müssen wir sehr wach sein.“
Aber Sturm Graz hat mit Jantscher-Yeboah-Sarkaria ja fast schon wieder ein magisches Dreieck entgegenzusetzen. „Magisches Dreieck?“, fragt Stefan Hierländer, „ich weiß nicht, ob es ein magisches Elfeck gibt, aber ich würde sagen, wir leben von der mannschaftlichen Geschlossenheit, von unserem kompakten System. Natürlich gelingt dann einem der drei Genannten oft Spielentscheidendes. Aber wichtig wird sein, dass wir alle unsere PS auf den Platz bringen. Denn diese internationalen Spiele sind für Sturm echte Highlights. Ich hoffe, dass sie süchtig machen, wir gar nicht genug davon kriegen können und wir wieder regelmäßig dabei sind.“