11. März 2022

Sturm-Youngster Alexander Prass: Salzburg zeigen, dass es ein Fehler war
Jetzt wird es ernst: Am Sonntag beginnt die Meistergruppe der ADMIRAL Bundesliga, die mit dem Kracher Red Bull Salzburg vs. SK Puntigamer Sturm Graz gleich einen besonderen Leckerbissen parat hat. Und als wäre die Konstellation Erster gegen Zweiter nicht schon brisant genug, für Sturm-Youngster Alexander Prass ist es auch darüber hinaus eine spezielle Begegnung. Fast zehn Jahre wurde er in Salzburg bzw. Liefering ausgebildet, durchlief alle Mannschaften, ehe sein Vertrag im vergangenen Sommer nicht verlängert wurde und er sich Sturm anschloss. „Natürlich ist es für mich persönlich kein Match wie jedes andere“, gibt er im Gespräch mit bundesliga.at unumwunden zu. „Und in meinem Hinterkopf ist schon der Gedanke, den Verantwortlichen zu zeigen, dass es ein Fehler war, mich gehen zu lassen.“
Kumpels Seiwald und Kjaergaard
Allerdings, das weiß der Mittelfeld-Zangler, darf dieser Gedanke nicht zu sehr in den Vordergrund rücken. Denn die Gefahr, zu verkrampfen und dadurch Fehler zu machen, ist durchaus gegeben. „Es darf nicht sein, dass man dadurch übermotiviert wird. Dann ist es kontraproduktiv. Aber in einer gesunden Art und Weise ist es okay, denke ich.“ Dazu kommt, dass er mit einigen Spielern, auf die er am Sonntag trifft, noch gut befreundet ist. Nicolas Seiwald, zum Beispiel, „mit dem habe ich ewig zusammengespielt“. Oder Maurits Kjaergaard, dem Schützen des Ehrentores gegen die Bayern, „ein guter Typ, für den ich mich sehr gefreut habe“.
Dass die 1:7-Niederlage gegen den deutschen Rekordmeister den Salzburgern noch in den Knochen stecken und sich dadurch ein Vorteil für die Grazer ergeben könnte, glaubt Prass allerdings nicht. Gegen so eine internationale Klasse-Mannschaft könne man auch mal in dieser Höhe verlieren, denkt er. „Nach zwei Tagen haben die das abgeschüttelt und sind zurecht stolz darauf, was sie in dieser Europacup-Saison geschafft haben.“
„Habe meine Chance genutzt“
Aber auch er selbst kann stolz auf das sein, was ihm in dieser Spielzeit gelungen ist. Zu Beginn brauchte er ein wenig Anlaufzeit, um sich im neuen Umfeld zurechtzufinden, doch mit Fortdauer der Saison klappte es bei ihm immer besser. Mittlerweile gehört er zum Stammpersonal von Cheftrainer Christian Ilzer. „Man darf nicht die Nerven wegschmeißen, wenn es etwas holprig ist. Ich hatte das nötige Glück, dass ich durch die Verletzungen von Hierli (Anm.: Stefan Hierländer) und Otar (Kiteishvili) in die Mannschaft gekommen bin. Aber als meine Chance dann da war, habe ich sie auch genutzt.“
Kann man wohl sagen: Bei 19 von 22 Spielen des Grunddurchgangs stand er am Feld, auch in der Europa League stehen sechs Einsätze zu Buche. Bei diesen Erinnerungen ragt vor allem das hart erkämpfte 1:1 bei Real Sociedad heraus, wo er sein erstes Europacup-Match über die volle Spielzeit absolvierte. „Regen, Hagel, Flutlicht, dazu die mitgereisten Fans. Wir haben uns in jeden Schuss geworfen und uns den Punkt schwer erarbeitet.“ Ein intensives Erlebnis, von dem er noch lange zehren wird.
Platz 2 das große Ziel
Mit 18 Zählern geht Sturm nach der Punkteteilung in die Meistergruppe, das sind neun weniger als Leader Salzburg. Ob man nicht darauf schielt, mit einem Dreier das Titelrennen noch einmal spannend zu machen? Zu sehr in die Defensive will Prass bei dieser Frage gar nicht gehen. „Wir streben immer nach dem Höchsten und wollen das Spiel am Sonntag gewinnen, ganz klar. Aber Erster zu werden ist als aktuelles Ziel vielleicht doch etwas hochgegriffen. Platz zwei wollen wir dagegen auf jeden Fall verteidigen.“ Zumal dieser heuer zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigen würde, ein durchaus reizvoller Ansatz also.
So zufrieden Prass mit der Gesamtentwicklung sein kann – eines fehlt ihm dann doch noch zum Glück. Denn er wartet immer noch auf sein erstes Tor für Sturm Graz. „Ja, es dauert jetzt schon ziemlich lange“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln. „Aber auch hier gilt: Man darf nicht versuchen, es zu erzwingen. Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass ich dem Treffer in den letzten Wochen immer näherkam.“
Warten auf das Premieren-Tor
Würde er ausgerechnet gegen Salzburg gelingen, wäre es eine dieser Geschichten, für die der Fußball ein untrügliches Gespür zu haben scheint. Zwar hat er nie für die Salzburger gespielt (dafür insgesamt 59-mal für Liefering), in der 2. Liga war aber Matthias Jaissle zuletzt sein Trainer. Deswegen weiß er auch genau, welche Fehler man nicht machen darf. „Bei unseren beiden Niederlagen im Grunddurchgang (Anm.: beim 1:4 spielte Prass 24 Minuten, beim 1:3 war er verletzt) haben wir gemerkt, dass man sich keine leichten Ballverluste erlauben, sie nicht ins Umschaltspiel kommen lassen darf. Dann wird es gefährlich.“
Und ab jetzt, weiß Prass, kommt es auf jeden Punkt an, den man ergattert. „Jedes Match kann wie ein Endspiel sein“, sagt er. „Am Ende kann ein Zähler darüber entscheiden, für welchen internationalen Bewerb man sich qualifiziert – oder eben nicht.“