Zur Navigation springenZur Suche springenZum Hauptinhalt springenZum Footer springen

21. Apr. 2023

Sturms Meisterheld Patrick Wolf: Wir dachten: Jetzt ist alles mglich!

Am Sonntag (17 Uhr, live auf Sky) kommt es in der Grazer Merkur Arena zu einem ganz besonderen Match. Gelingt Sturm gegen Serienmeister Red Bull Salzburg ein Heimsieg, würde das Team von Christian Ilzer sechs Runden vor Schluss die Tabellenführung übernehmen. Ein Herzschlagfinale im Meisterschaftsfinish wäre damit wohl garantiert. Logisch, dass bei dieser Konstellation bei Patrick Wolf alte Erinnerungen wach werden. Der heute 41-Jährige war Teil der letzten Meistermannschaft der Grazer, die 2011 unter Franco Foda den Teller nach Liebenau holte – und ihn sich gleich auf den Bauch tätowieren ließ. Im Gespräch mit bundesliga.at blickt er zurück und gibt seine Prognose für den ersten Showdown am Sonntag ab.

 

Patrick, wie ist dein Gefühl für Sonntag?

Bei diesem Match herrscht immer Brisanz, die Motivation ist noch eine Spur höher als sonst. Ich als „Blackie“ sage: Schade, dass Sturm gegen den LASK den Sieg verschenkt hat, sonst wäre die Konstellation noch geiler, die Teams wären noch enger zusammen. Es ist eine Mammut-Aufgabe, Salzburg zu schlagen, zumal Sturm ja auch noch das Cup-Finale eine Woche später im Hinterkopf hat. Mein Tipp ist 1:1. Ich glaube nicht, dass beide Mannschaften mit offenem Visier agieren werden.

Du hast in deiner Karriere viele solcher Do-or-die-Spiele gemacht. Worauf kommt es in solchen Partien an?

Das sind Spiele, auf die ganz Österreich schaut. In denen es um etwas geht, mit dem du in die Geschichte eingehen kannst. Das wird bei dem einen oder anderen sicher im Hinterkopf sein. Du bist dann noch leistungsfähiger, weil du weißt, was auf dem Spiel steht.

Gab es auf der Zielgeraden eurer Meister-Saison eine Partie, die richtungsweisend war, die etwas Spezielles ausgelöst hat?

Ja, das war ganz klar das 3:3 gegen Rapid in der 27. Runde. Das weiß ich noch ganz genau. Wir waren erst 1:0 vorne, lagen dann 1:3 hinten – und haben es dann noch zu einem Remis hingebogen. Eine unglaubliche Teamleistung. Es ging danach ein Ruck durch die Mannschaft, der Funke ist auf die Fans übergesprungen, weil sie gemerkt haben, dass wir uns nie aufgeben. Wir dachten: ‚Bist du deppert, Alter, in dieser Saison ist alles möglich!‘ Da ist etwas passiert: bei der Mannschaft, bei den Fans, in der ganzen Stadt.

Du hast damals das 3:3 vorbereitet.

Genau, ich hab dem Kienast einen Ball am Schädel gekickt, das war der Ausgleich.

Trainer war Franco Foda – wie hat er die Mannschaft auf solche wichtigen Spiele eingestellt? Eher forsch oder zurückhaltend?

(lacht) Wer Franco Foda kennt, weiß: Das geht bei ihm nicht zurückhaltend. Die Einstellung auf den Gegner war immer top, fachlich war er immer gut. Aber ich sage ganz klar: Bei solchen Spielen wie am Sonntag ist der Trainer nicht für die Motivation verantwortlich. Da hat jeder Profi eine riesige Eigenmotivation, weil er weiß, worum es geht.

Du hast dir damals den Meisterteller auf den Bauch tätowieren lassen, als Zeichen, wie stolz du auf den Titel bist.

Das war richtig geil damals. Wenn ich heute Videos von damals sehe, bin ich immer noch stolz. Dazu kommt, dass ich ja ein Grazer bin. Wenn man in der eigenen Stadt mit seinem Lieblingsklub, von dem man als kleiner Bub schon Fan war, Meister wird… Was gibt es Schöneres als Fußballer?

Wirst du am Sonntag Daumen drücken?

Das mache ich immer. Einmal schwarz, immer schwarz, eh klar! Ob ich ins Stadion gehe oder es am TV verfolge, weiß ich noch nicht.

Dein Tipp: Kann diese Sturm-Mannschaft nach zwölf Jahren wieder den Titel nach Graz holen?

Sturm hat eine unglaubliche Entwicklung hingelegt. Das Stadion ist immer voll, es ist wieder schwer, an Tickets zu kommen. Die Mannschaft hat eine Euphorie entfacht, spielt noch dazu attraktiven Fußball. Deswegen sage ich: Mit dieser Truppe ist alles möglich. Was ich allerdings fix glaube, ist, dass sie Cup-Sieger werden und im Finale Rapid schlagen.

Du selbst bist aktuell Spielertrainer beim SV Frohnleiten in der Oberliga Mitte, kannst das Kicken anscheinend nicht sein lassen…

Nein, warum auch? Ich fühle mich gut, das Kicken macht mir richtig Spaß. Solange das so ist, möchte ich mein Hobby mit voller Leidenschaft ausüben. Wie ich es als Profi auch immer gemacht habe. Der Unterschied ist: Ich nehme mich heute nicht mehr wichtig, wenn ein Junger gut drauf ist, soll er spielen und ich setze mich auf die Bank. Und wenn ich gebraucht werde, haue ich mich für eine halbe Stunde rein.

Was machst du sonst beruflich?

Ich mache jetzt schon im neunten Jahr Mitarbeiter-Schulungen bei ADMIRAL. Alles, was die Mitarbeiter brauchen, um in einer Filiale arbeiten zu können, lernen sie von mir. (lacht) Das passt doch perfekt: Reden kann ich, und im Sport kenne ich mich auch aus.

 

Fotos: GEPA pictures