Zur Navigation springenZur Suche springenZum Hauptinhalt springenZum Footer springen

22. Mai 2025

Titel-Thriller: Die größten Showdowns um den Teller

Spannender geht es nicht: Am Samstag kämpfen mit Sturm Graz, Austria Wien und dem RZ Pellets WAC drei Teams um den Meistertitel. Sturm reicht ein Remis zur Titelverteidigung, der WAC muss in Graz gewinnen und auf einen Ausrutscher der Austria hoffen, diese muss wiederum Blau-Weiß Linz schlagen und dem WAC die Daumen drücken. Eine atemberaubende Konstellation in der letzten Runde. Wie selten so eine Ausgangslage ist, zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher. In diesem Jahrtausend fiel die Entscheidung erst viermal am letzten Spieltag, zweimal waren zwei und zweimal drei Teams involviert. Wir lassen die spannendsten Last-Minute-Thriller noch einmal Revue passieren.

1999/2000: Tirol entzaubert Sturm Graz

Die letzten beiden Titel des zu Ende gehenden Jahrtausends gingen an Sturm Graz. Und die Steirer waren drauf und dran, den Titel-Hattrick zu schaffen und gingen mit nur einem Punkt Rückstand in das letzte Saisonspiel gegen die SV Ried. Und tatsächlich: Tomislav Kocijan brachte die Blackies früh in Führung, im Parallelspiel stand es zwischen Tirol und Austria Wien zur Halbzeit 1:1 – das hätte für Sturm gereicht. Doch während die Grazer in der Schlussphase noch den Ausgleich kassierten, brachte Kapitän Michael Baur die Innsbrucker kurz nach der Pause per Kopf mit 2:1 in Führung. „Nach meinem Tor dachte ich: Jetzt bleib noch zwei, drei Sekunden liegen und sauge diese Freude und Begeisterung auf. So was erlebt man nicht alle Tage“, erinnerte er sich später im Kurier. Meistertrainer war damals Kurt Jara, die Top-Spieler hießen Roli Kirchler, Radoslaw Gilewicz oder Abwehrrecke Walter Kogler.

2009/10: Das Nervenspiel des Huub Stevens

Eigentlich unglaublich, aber der große Trainer Huub Stevens musste bis zum 13. Mai 2010 warten, ehe er als Angestellter von Red Bull Salzburg erstmals über eine nationale Meisterschaft jubeln durfte. Bis dahin war er als Trainer der Schalker Eurofighter (Gewinn des UEFA Cups 1997), vor allem aber als Vier-Minuten-Meister mit den Königsblauen bekannt. Wie dünn es um das Nervenkostüm des Holländers bestellt war, sah man, als er ein TV-Interview abbrach, in dem er auf den damaligen „Meister der Herzen“ angesprochen wurde. Fakt war: Aufgrund des knappen Vorsprungs von einem (auf die Austria) bzw. zwei Punkten (auf Rapid), musste ein Sieg im finalen Saisonspiel bei Sturm Graz her. Und sein Team lieferte, Simon Cziommer und Roman Wallner stellten bereits nach 16 Minuten die Weichen für den 2:0-Sieg. „Wir feiern den Meistertitel, wie es sich gehört“, sagte ein sichtlich erleichterter Stevens nach dem vollbrachten Meisterstück.

2010/11: Duplizität der Ereignisse

Bereits ein Jahr später war die Konstellation vor der letzten Runde erneut so, dass noch drei Teams um die Schale ritterten. Wieder waren Salzburg und die Austria in der Verlosung, Tabellenführer war aber Sturm Graz, das mit einem knappen Vorsprung ins Rennen ging. Da Salzburg (mittlerweile unter Stevens-Nachfolger Ricardo Moniz) im direkten Duell die Austria schlug, hätte ein Punkt für die Blackies gegen Innsbruck gereicht. Bis zur 84. Minute stand es in der Merkur Arena auch 1:1, ehe der kurz zuvor eingewechselte Samir Muratovic den Deckel zumachte und alle Zweifel beseitigte. Somit gewann der spätere Teamchef Franco Foda nach dem Cup im Vorjahr seinen zweiten Titel mit den Steirern. „Gerade weil der Titel so überraschend kam, war er für uns extrem emotional“, sollte sich Abwehrrecke Ferdinand Feldhofer, heute Trainer beim Rivalen GAK, später im Bundesliga-Journal erinnern.

2023/24: Sturm entthront den Serienmeister

Von den folgenden zwölf Titeln gingen elf an Red Bull Salzburg, oft mit Vorsprüngen in zweistelliger Höhe. Doch in der Saison 2023/24 erntete Sturm die Früchte kontinuierlicher Aufbauarbeit. In der 28. Runde wurde die Tabellenführung übernommen, vor dem letzten Spieltag betrug der Vorsprung auf Salzburg zwei Zähler. Da der direkte Vergleich für die Mozartstädter sprach, musste ein Sieg gegen Austria Klagenfurt her. Und es wurde ein Geduldsspiel, erst recht, da Salzburg im Parallelspiel seine Hausaufgaben mit einem 7:1 über den LASK mehr als souverän erledigte. Es dauerte bis zur 69. Minute, ehe Gregory Wüthrich die „Blackies“ mit seinem Tor zum 1:0 erlöste, kurz vor Schluss machte Amady Camara mit dem 2:0 alles klar. „Wir haben alle gelitten, es war schon eine gewisse Anspannung da. Wir haben das Double für einen fantastischen Traditionsverein geholt“, jubelte Erfolgscoach Christian Ilzer nach dem Husarenstück.

2024/25: Verteidigt Sturm seinen Titel?

Nun also sind es wieder drei Mannschaften, die Hand an den Teller legen wollen. Das einzige Team, das dabei die Fäden wirklich in der Hand hält, ist Titelverteidiger Sturm Graz. Holt man einen Punkt gegen den direkten Verfolger WAC, ist ihnen der Titel nicht zu nehmen. Bei einer Niederlage darf der WAC aber nur dann jubeln, wenn Austria im Parallelspiel gegen Blau-Weiß Linz nicht gewinnt. Denn ansonsten wären alle drei Teams mit 39 Zählern punktgleich, die Tabelle aus den direkten Vergleichen sieht dann die Austria ganz vorne. Es kann also bis zur letzten Sekunde alles Spitz auf Knopf stehen. Eine Nervenschlacht, wie es sie nicht oft gibt, dafür aber umso spannender ist.

Redakteur: Markus Geisler

Fotos: GEPA pictures