06. Aug. 2025
Viel mehr als der dritte Mann
Lange galt Niklas Geyrhofer als erster Ersatz in der Innenverteidigung des SK Puntigamer Sturm Graz. In der Vorsaison zeigte er aber, dass er weit mehr ist als das. Und ein echter „Schwoaza“ ist er obendrein – allein schon aufgrund seines Urgroßvaters.
Wir schreiben das Jahr 1925, drehen die Uhren also genau 100 Jahre zurück. Der SK Sturm war damals schon eine Nummer in der Steiermark – und sportlich erfolgreich. Man wurde Meister. Nicht österreichweit, das ging damals gar nicht, aber im eigenen Bundesland, und mit dabei war auch ein gewisser Karl Doller. Von 1919 bis 1930 spielte er in der Kampfmannschaft für Schwarz-Weiß. Und heute, ein Jahrhundert später, zählt sein Urenkel Niklas Geyrhofer zu den Leistungsträgern bei den „Schwoazn“ und ist frisch gebackener zweifacher Meister.
Es ist also eigentlich eine Familientradition, die Niklas – genannt „der Geier“ – Geyrhofer in Graz fortsetzt. Eine, die, wenn man auch in seine Vita ganz genau blickt, aber auch anders laufen hätten können. „Ja, dieser Fehler wurde bald ausgemerzt“, lacht er, auf seine erste Vereinsstation angesprochen. Geyrhofer wächst im Grazer Stadtteil Eggenberg auf. Er verbringt jeder freie Minute am Fußballplatz und der Verein, der näher gelegen ist für den kleinen Niklas, hört auf den Namen GAK. „Ich war da noch sehr klein, aber hab ihnen dann bald gesagt, dass ich zu Sturm will“, erinnert er sich.
Mit neun Jahren war es dann soweit, Geyrhofer streift erstmals das schwarzweiße Dress über. Und irgendwie hat man das Gefühl, der mittlerweile 25-Jährige wird es nie mehr ausziehen. Sein Vertrag wäre diesen Sommer ausgelaufen, er hätte den Verein ablösefrei verlassen können. Und nach seinen Leistungen in der Meistersaison wären die Interessenten Schlange gestanden. Doch Geyrhofer entschied sich für den Verbleib.
"Der Verein, den ich liebe"
„Ich bin „Schwoazer„ durch und durch“, sagt er. „Ich spiele für den Verein, den ich liebe.“ Es sind große Werte in Zeiten des harten Fußballbusiness, aber welche, die man ihm abnimmt. „Sturm ist der Verein, wo ich groß geworden bin. Ich war hier auch schon Balljunge. Für mich ist es noch immer etwas Besonderes, dass ich jetzt in diesem Stadion selbst spielen darf.“ Und das macht er richtig gut. Gerade in der letzten Saison bewies der Geier, was in ihm steckt, zeigte in sechs Champions-League-Spielen, dass er es auch mit den besten Offensivspielern Europas aufnehmen kann und die Ruhe behält.
Die Ruhe am Ball ist ein Grund, warum sich die Sturm-Fans so an der Spielweise ihrer Identifikationsfigur erfreuen. Dann, wenn er den Gegner mit einer einfachen Körperdrehung abschüttelt oder ganz selbstverständlich zu einem erfolgreichen Sliding Tackle ansetzt. „Ich spiele so, dass ich die ersten fünf bis zehn Minuten der Partie nur ruhige Pässe spiele – mit der gewonnen Sicherheit mach ich dann mein Ding“, sagt er. Und meint damit vor allem das Andribbeln. „Das mochte ich schon in der Jugend an der Position, ich war auch nur kurz rechter Verteidiger, ich war schon immer Innenverteidiger.“
Achillesferse Knie

Lange galt Geyrhofer als erster Ersatzmann. Er war der dritte Innenverteidiger, auf den Verlass war, wenn sich jemand verletzte. Auch im Vorjahr sprang er ein, als Gregory Wüthrich etwa mit einer Verletzung ausfiel – aber dank seiner guten Leistungen spielte er sich in der Startformation fest. „Nach der Verletzung von Gregy ist es richtig losgegangen, ja. Ich hatte auch nach seiner Rückkehr das Gefühl, dass ich mich festgespielt habe.“ In der Meisterschaft begann Geyrhofer zwölf Mal – jedes Mal ging Sturm als Sieger vom Platz, kein anderer Spieler blieb bei ähnlich vielen Einsätzen unbesiegt. Endlich gelang ihm auch das erste Bundesliga-Tor – sogar aus dem Spiel heraus, beim 7:0- Kantersieg zuhause gegen Klagenfurt. „Daher habe ich so viel gejubelt, das ist für einen Verteidiger etwas Besonderes“.
Aber zwölf Einsätze in der Startelf und insgesamt 19 Partien in der Bundesliga in der Vorsaison, insgesamt seit 2020 66 Bundesliga-Spiele – das ist nicht viel. Es waren immer wieder Verletzungen, die den großgewachsenen Rechtsfuß stoppten – in der Vorsaison und auch schon die Spielzeiten davor. Die Achillesferse des Geiers sind seine Knie. „Ich habe mich übrigens nie während eines Spiels verletzt, sondern immer nur in Trainings. Das macht es besonders bitter.“ Auf die Frage, ob er gerade schmerzfrei ist, antwortet er nur mit einem Lächeln: „Wo?“ Knorpelschaden, Meniskusriss – auch das Ende der Meistersaison verpasste er, nur in den ersten beiden Meistergruppen konnte er die Sturm-Defensive stabilisieren.
In der neuen Saison soll das anders werden. „Ich hoffe darauf, dass ich einmal eine ganze Saison fit bleibe.“ Und was soll dann am Ende rausschauen? „Wir wollen wieder voll angreifen – der Hattrick in der Meisterschaft wäre natürlich ein Traum, auch wenn das natürlich extrem wird. Und hoffentlich spielen wir auch wieder Champions League.“
Text: Peter K. Wagner, Fotos: GEPA pictures
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