27. Mai 2021

WAC-Kpt'n Liendl: Wir sind hei auf Europa!
An einem lässt Michael Liendl keinen Zweifel. Die drei Jahre, die er zwischen 2009 und 2012 in Wien-Favoriten verbracht hat, gehören zu seinen schönsten Erinnerungen. Das Europacup-Debüt gegen Bilbao. Das Happy-Birthday-Ständchen, das ihm die Fans an seinem Geburtstag gesungen haben. Die vielen Freundschaften, die zum Teil heute noch bestehen. „Aber so richtig legendär war das Schnick-Schnack-Schnuck gegen Salzburg“, erinnert er sich. Und stößt dabei unweigerlich einen Lacher aus. Damals, im Mai 2010, haben er und Zlatko Junuzovic mit diesem Spiel ausgeknobelt, wer in der Nachspielzeit den womöglich entscheidenden Freistoß schießen darf. „Sladdi“ gewann – und versenkte die Kugel zum 1:0-Sieg.

Damals auch jubelnd auf dem Feld: Markus Suttner, der nach international aufregenden Wanderjahren wieder am Verteilerkreis gelandet ist. Und die nicht minder komplizierte Saison der Austria ebenfalls mit dem Einzug in die neue Conference League versüßen will. „Der Sutti ist mittlerweile eine echte violette Legende, wir haben uns immer prima verstanden“, streut Liendl seinem jüngeren Kollegen (34:35) Rosen. Macht aber klar: „Am Ende wollen wir die Nase vorn haben!“
Während die Austria in den vergangenen zwei Jahren international abstinent war, sorgte der WAC auf europäischem Parkett für Paukenschläge. Gladbach, Roma oder Feyenoord hießen die Kaliber, mit denen man sich matchte. Und die man sogar zum Teil in die Schranken wies. „Für mich ganz persönlich war natürlich Rotterdam ein extremes Highlight“, spielt Liendl auf seinen Dreierpack im „De Kuip“ an. „Aber für den Verein geht über den 4:0 Erfolg in Gladbach wohl nichts drüber. In dem Match war einfach alles drin.“ Auftritte, die vor allem eines hinterlassen haben: Lust, sie zu wiederholen. „Wir sind richtig heiß auf Europa, wollen das wieder erleben. Für einen kleinen Verein wie den WAC ist auch nicht entscheidend, ob es die Europa League oder die Conference League ist – Hauptsache international.“

Der Stolperstein auf dem Weg dorthin ist also die Austria (Hinspiel Donnerstag, 19 Uhr / Rückspiel Sonntag, 17 Uhr). Ein Gegner, der den Wolfsbergern durchaus liegt, ist Liendl überzeugt. Und zwar nicht nur, weil er mit dem WAC seit zwei Jahren gegen seinen Ex-Klub ungeschlagen ist (drei Siege, ein Remis). „Die Austria ist eine spielstarke Mannschaft, die auch etwas für das Spiel tun will. Gegen solche Teams tun wir uns leichter als gegen tief stehende Mannschaften, die nur auf Konter lauern.“
Leicht getan hat sich der WAC in dieser Saison vor allem auswärts, wo die Bilanz mit zehn Siegen in 16 Spielen beeindruckend ist. Was freilich impliziert, dass es daheim nun überhaupt nicht nach Wunsch lief. Drei Siege, das gibt Liendl unumwunden zu, sind eine Horrorbilanz. „Wenn wir den Schlüssel gefunden hätten, woran es liegt, hätten wir es geändert. Fakt ist einfach, dass wir in fremden Stadien befreiter aufspielen, weniger Druck spüren.“ Der WAC konnte als Meistergruppen-Team wählen, ob er lieber im Hin- oder Rückspiel Heimrecht genießt und entschied sich für die klassische Variante, das alles entscheidende Rematch zu Hause zu spielen. Wäre aufgrund der Statistik umgekehrt nicht logischer gewesen? „Das haben wir durchaus ernsthaft diskutiert“, räumt Liendl ein. „Aber nachdem jetzt wieder Fans zugelassen sind und es dann auch wieder einen echten Heimvorteil gibt, bin ich davon überzeugt, dass es so herum besser ist.“
Zur turbulenten Saison der Kärntner gehört auch, dass es auf der Kommandobrücke einen Wechsel gab, als Ferdinand Feldhofer im Frühjahr gehen musste. Ein Thema, bei dem der beste Assistgeber der Liga (zum dritten Mal in Folge!) nicht zu sehr nachkarten will. „Es gibt Konstellationen im Fußball, wo einfach die Chemie nicht passt. Das galt aber nicht nur für mich.“ Die Zukunft heißt jedenfalls Robin Dutt, der ab der kommenden Saison übernimmt. Und der schon öfter in der Lavanttal Arena zu sehen war. Dabei gab es auch schon einen längeren Austausch mit dem Kapitän, der die Atmosphäre als sehr positiv beschreibt. „Wir haben Ideen ausgetauscht, er hat mir seine Vorstellungen kundgetan. Ich finde es super, dass es dem Verein gelungen ist, einen so renommierten Trainer zu verpflichten.“
Das war aber nicht der Grund, warum sich Liendl entschieden hat, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern. Neben der immer noch herausragenden Fitness und dem „Spaß, mit den Jungs die Kabine zu teilen“, gehörte auch Corona zu den entscheidenden Faktoren. Denn: „Ohne Fans wollte ich nicht abtreten, das habe ich mit der Familie auch klar besprochen. Es hätte echt geschmerzt, wenn du so lange Profi bist, und ausgerechnet dann aufhörst, wenn keine Zuschauer im Stadion sind.“ Das dürfte in der kommenden Spielzeit ja hoffentlich längerfristig anders sein...
Für den WAC auch wieder im Europacup? Die These, dass Robin Dutt ihn im Gespräch doch bestimmt auf die Wichtigkeit der internationalen Bühne eingeschworen hat, kostet ihn nur ein Lächeln. „Nicht nötig! Europacup ist für jeden wichtig, der ihn schon mal erlebt hat. Egal ob Trainer oder Spieler.“ Den Worten müssen nun Taten folgen. Und zwar zweimal gegen die Austria.

- Der RZ Pellets WAC gewann in der Tipico Bundesliga gegen den FK Austria Wien 2 Spiele in Folge – wie zuletzt im Kalenderjahr 2018 (damals sogar 3). Die Kärntner sind seit 4 BL-Duellen gegen die Wiener ungeschlagen (3 Siege, 1 Remis) – länger nie.
- Der FK Austria Wien gewann in der Tipico Bundesliga nur 1 der vergangenen 9 Spiele gegen den RZ Pellets WAC (2 Remis, 6 Niederlagen) – am 19. Mai 2019 mit 2:0 in der Generali-Arena. Dies war zugleich auch das einzige BL-Duell seit Mai 2018 in dem der WAC ohne Torerfolg blieb.
- Die Bilanz der vergangenen 6 BL-Heimspiele des FK Austria Wien gegen den RZ Pellets WAC ist absolut ausgeglichen. Die Austria gewann 2-mal, ebenso wie der Gast aus Wolfsberg bei 2 Remis (Torverhältnis 12:11 für den FK Austria Wien).
- Alexander Grünwald erzielte in der Tipico Bundesliga 9 Tore gegen den RZ Pellets WAC. Nur gegen den SV Mattersburg traf Grünwald (13 Tore) häufiger.
- Dejan Joveljic und Michael Liendl trafen gegen den FK Austria Wien in beiden Saisonduellen (3:2 H | 5:3 A) in dieser Saison der Tipico Bundesliga (je 2 Tore).