20. Okt. 2022
Winter-Wonder-Liga
Diese Saison ist in der Winterpause alles anders. Das Bundesliga-Journal wirft einen Blick auf die Veränderungen für Vereine und Liga und hat mit Bundesligavorstand David Reisenauer, TSV Hartbergs Datenanalyst Christoph Glashüttner und Salzburgs Stürmer Luka Sucic über den ungewöhnlichen Terminplan gesprochen.

Die Spielplangestaltung ist diesmal eine andere als üblich. Es gilt, eine dreimonatige Winterpause zu beachten, die Umstellungen bedeuten gravierende Änderungen. So meint Bundesliga-Vorstand David Reisenauer: „Die Auswirkungen auf die Spielplangestaltung waren massiv, weil wir vor Weihnachten vier Spieltermine, die wir sonst mit Matches versehen, nicht spielen können“.
Seit der Bundesligareform 2018/19 gibt es nur 32 Runden (+3 mögliche Spiele im Europacup-Playoff) zu bestreiten, in diesem Fall mehr als hilfreich, da somit in dieser Saison keine englischen Runden gespielt werden müssen. Im Sommer 2023 kann außerdem länger gespielt werden, die FIFA hat das „Spielfenster“ nach hinten verschoben. Mögliche Auswirkungen hat dies auf die Saison 2023/24. Vorstand Reisenauer: „Die Winterweltmeisterschaft hat einen großen Einfluss auf die Klubs und die Liga. Wir sind mit den Gesprächen mit den Klubs bezüglich der Spielplangestaltung 2023/24 noch nicht durch. Es wird auch davon abhängen, was die UEFA mit ihren Terminen 2023/24 plant, und es wurde der FIFA-Kalender erst bis 2024 er-stellt. Möglicherweise wird die Sommerpause 2023 kürzer, vor allem für die Spieler, die zu ihren Nationalteams einberufen werden.“
DATENANALYSE

Drei Monate spielfrei, diese Pause ist für viele Vereine Neuland. Datenanalyst Glashüttner vom TSV Egger Glas Hartberg zieht einen Vergleich mit der ersten längeren Coronapause: „Den ersten Lockdown wegen der Coronapandemie kann man am ehesten der Situation rund um die Weltmeisterschaft gegenüberstellen. Für uns, die in diesem Bereich arbeiten, ist es ein ganz spannendes Thema, Lösungen für diese Phase zu finden.“
Für die Vereine steht derzeit die Saisonvorbereitung auf dem Plan. Die verlängerte Winterpause ist deshalb noch kein Thema. Mögliche Varianten, um die Spieler fit zu halten, gibt es einige. Eine Idee, bei der sich Vereine der Bundesliga zusammenschließen wollen, wäre, ein Vorbereitungsturnier zu spielen. Dabei steht nicht das Spiel an sich im Fokus, sondern es wird besonders darauf wertgelegt, herauszufinden, wo die Spieler noch Defizite haben. Eine weitere Variante würde einen Urlaub für die Spieler, dann ein paar Wochen normales Training und dann wieder Winterpause für die Spieler beinhalten. In Hartberg bekommen die Profis ein Trainingsprogramm für die Pause, mithilfe von Pulsuhren wird das Training überwacht.
Wichtige Punkte für die Winterpause sind für Christoph Glashüttner folgende: „Die Spieler sollen auf einem gleichbleibenden muskulären Niveau bleiben. Ein Schwerpunkt in der Winterpause kann darauf liegen, dass man auf die kapazitiven Fähigkeiten wie die Ausdauer setzt“.
Auch die Weltmeisterschaft in Katar selbst wird von den Analysten der Bundesliga genau unter die Lupe genommen. Daraus kann viel Input für die heimischen Klubs entstehen. Oft wird mit externen Firmen zusammengearbeitet, um sich für den eigenen Verein etwas abzuschauen. Wichtig sind nicht nur physische, sondern auch technische und taktische Daten. Ein exakter Vergleich der Spieler ist jedoch nicht möglich, da ein Turnier nicht mit den 32 Runden einer Meisterschaft verglichen werden kann.
Für Datenanalyst Glashüttner ist, was die Nationalmannschaften betrifft, eines sehr wichtig. „Wesentlich ist es, dass auf Nationalteamebene auch eine gute Daten-analyse betrieben wird. Oft hört man in den Medien, dass Spieler XY wieder verletzt vom Nationalteam zurückgekommen ist. Die Daten von diesem Spieler braucht man dann auch für den Verein, auch präventiv ist ein Austausch wichtig, damit man weiß, wie stark man einen Spieler belasten kann.“
WM-TEILNEHMER AUS DER LIGA

Einer, dem die zusätzliche Belastung durch das Nationalteam im Winter sicher nichts ausmachen würde, ist Salzburgs Stürmer Luka Sucic. Der 20- Jährige hofft auf eine Nominierung für das kroatische Nationalteam, um bei der WM 2022 in Katar dabei sein zu können. Was eine Besonderheit darstellen würde, da er wohl einer der wenigen Spieler der Österreichischen ADMIRAL Bundesliga wäre, die bei der Endrunde mitspielen könnten. Auch eine Einberufung von Noah Okafor, seinem Klubkollegen aus Salzburg, ist möglich. Dieser hat gute Chancen, für die Schweiz nominiert zu werden.
Über seine etwaige Teilnahme an der Weltmeisterschaft will Sucic aber noch nicht reden, da meint er: „Lass uns darüber sprechen, wenn es tatsächlich klappt. Die Teilnahme hängt in erster Linie von meinen Leistungen bis zur WM ab. Natürlich wäre es großartig, wenn ich auch in Katar mit dabei sein könnte.“
Für Kroatien schätzt der Salzburger die Chancen gut ein, die Gruppe F zu überstehen, dies ist auch das große Ziel. Zu den Gegnern in der Gruppe meint er: „Natürlich ist mit Belgien ein extrem starker Gegner dabei, sie sind Favorit. Aber Marokko und Kanada sind Teams, die wir auf jeden Fall schlagen können.“
Falls Sucic in der Winterpause mit der kroatischen Nationalmannschaft unterwegs sein sollte, ist die Belastung in der kommenden Saison natürlich ein großes Thema. Mit Salzburg gilt es nicht nur in der Meisterschaft zu punkten, auch ÖFB Cup und Champions-League-Gruppenphase stehen am Programm. Für den Kroaten sind daher Vorbereitung und Fitness essenziell. „Wenn man über so einen langen Zeitraum alle drei, vier Tage ein Spiel hat, ist die Fitness ein wichtiger Faktor. Deshalb ist es noch wichtiger, eine gute Vorbereitung zu absolvieren. Und wenn der Rhythmus da ist, sind die Regenerationsphasen von großer Bedeutung.“