19. Aug. 2025

Wordrap mit Tobias Kainz: „Wer ist jetzt der Kainzi?"
Als 109. Spieler in der Geschichte der ADMIRAL Bundesliga hat Tobias Kainz am vergangenen Wochenende die 300-Spiele-Marke geknackt. Für bundesliga.at ließ sich der 32-jährige Hartberger auf einen „Wordrap“ über seine Karriere ein.
Florian Kainz
Flo ist nicht nur der Spieler im Profibereich, den ich am längsten kenne, er gehört auch zu meinen besten Freunden. Er war schon bei Sturm, als ich aus dem Dorf dazugestoßen bin. Da war dann zunächst einmal die Frage, wer ist jetzt der Kainzi? Er ist es geblieben, ich bin für diese Zeit der Tobi geworden. Wir verstehen uns heute noch blind. Dadurch, dass auch er alle Herausforderungen des Fußballs kennt und viel Verständnis für alles mitbringt, sind Gespräche mit ihm umso wertvoller.
David Alaba & Aleksandar Dragovic

Mit ihnen war ich zur Stronach-Zeit in der Austria-Akademie. Die Jahre in der Akademie sind eine Zeit, in der Träume verfolgt und Freundschaften geknüpft werden. David und mich verbindet seither eine enge Freundschaft. Wir sind beide zeitgleich ins Ausland gegangen, er nach München, ich nach Heerenveen. Egal, wie die Karrieren dann verlaufen, man unterstützt sich gegenseitig. Ich war immer wieder bei seinen Spielen in München. David hat mich unterstützt, als ich vereinslos war. Er hat dafür gesorgt, dass ich bei den Bayern Amateuren mittrainieren und mich fit halten konnte. Mit Aleks hat sich der Kontakt im Laufe der Jahre verloren. Aber ich habe mich richtig gefreut, als er zur Austria zurückgekehrt ist, weil einer mit seiner Karriere und seiner Erfahrung der ganzen Bundesliga gut tut. Am Sonntag werden wir uns sicher einiges zu erzählen haben.
Bas Dost

Er war mein Mitspieler bei meinem einzigen Eredivisie-Einsatz für Heerenveen. Es hat mich damals schon beeindruckt, wie klar er war. Er hat nie von sich behauptet, dass er ein großer Fußballer ist. Er hat von seiner Größe und seiner Kopfballstärke gelebt. Den Flügelspielern hat er einfach gesagt, dass er Bälle in die Box braucht und sie flanken sollen, sobald sie an ihren Gegenspielern vorbei sind. Dann würde er sich in Position bringen und abschließen. Bei Wolfsburg hat er dann mit De Bruyne als Assistgeber eine unglaubliche Trefferquote gehabt. Bas hat sicher mehr als das Maximum aus seiner Karriere gemacht.
Eisschnelllauf
Die Rennen in der Thialf-Arena waren für Heerenveen immer eine große Sache. Erst recht mit Lokalmatador Sven Kramer, der ja zu den erfolgreichsten Eisschnellläufern alle Zeiten zählte. Da bin ich mit meiner Gastfamilie auch immer vor dem Fernseher gesessen, das ist wie bei uns das Hahnenkammrennen. Selbst probiert hab' ich es auch. Wenn in kalten Wintern die Grachten zugefroren sind, gibt es eine 40 Kilometer lange Strecke, auf der sich ganz Heerenveen tummelt. Da war ich mit einigen Mitspielern schon auch dabei.
Trikot mit 23 Sponsoren
Für uns Spieler ist das eigentlich schon normal. Ob jetzt zwei oder drei mehr oben sind, macht für uns keinen großen Unterschied, wir sehen das locker. Anders würde es wahrscheinlich auch gar nicht funktionieren. Aber dass es so eine mediale Reichweite bekommen hat und man beim Durchscrollen auf Instagram immer wieder auf Beiträge darüber stößt, ist schon auch cool.
Brigitte Annerl

Die Brigitte ist einfach ein Mensch mit einem großen Herzen. Sie ist für den Verein und die Spieler immer da, wenn es einmal nicht rund läuft. Das beste Beispiel ist wahrscheinlich der Aufstieg, da war ich noch gar nicht da. Da hat sie sich so eingesetzt und alle Hindernisse aus dem Weg geräumt, dass der TSV doch die Lizenz bekommen hat. Sie ermöglicht vieles, und das macht einen kleinen Verein auch aus. Es ist ja nicht nur die Brigitte, auch unser Obmann Erich Korherr und die anderen Vereinsmitarbeiter sind mit viel Leidenschaft dabei. Nur so ist es zu schaffen, dass wir jedes Jahr wieder eine schlagkräftige Mannschaft zusammenbekommen.
Südstadt
Für drei Spiele unser Heimstadion. Die meisten Spieler haben es schon gekannt, für uns als TSV war es immer ein guter Boden, deshalb haben wir keine Eingewöhnungsphase gebraucht. Bei unserem Spiel gegen Salzburg war die Stimmung richtig cool, die Leistung trotz 1:2-Niederlage richtig gut. Ich war überrascht, wie viele Hartberger die Fahrt auf sich genommen haben. Jetzt freuen wir und noch auf die zwei kommenden Spiele, hoffen aber auch, dass es dabei bleibt. Weil das bedeuten würde, dass unser Stadion rechtzeitig fertig wird.
Salzburger Leih-Kollegen

Sie haben alle eine riesige Qualität gehabt, aber man hat schon auch gesehen, dass es Gründe gab, warum sie diesen Schritt nach Hartberg noch gebraucht haben. Genauso haben wir sie gebraucht. Das ist das Schöne in Hartberg, dass Jahr für Jahr personelle Wechsel passieren und am Ende trotzdem eine Mannschaft eng zusammenwächst. Mich freut es, dass ihr Weg nach Hartberg oft das Sprungbrett für ihre Karrieren war. Einer der Besten war sicher Mama Sangaré. Bei seiner riesigen fußballerischen Qualität war absehbar, dass es für ihn weit nach oben gehen kann. Aber auch Mo Camara darf man nicht vergessen. Er war noch sehr jung und konnte sich vielleicht deshalb noch gar nicht so zeigen, aber auch seine Klasse hat man damals schon gesehen.
Donis Avdijaj
Donis geht uns auf alle Fälle ab. Er hat sicher auch polarisiert, aber er hat eine unglaubliche Qualität wie nur wenige Spieler. Dazu ist er absolut fußballverrückt, hatte immer irgendwelche Fußballstatistiken oder Infos parat, über die wir in der Kabine diskutiert haben. Er war sehr wichtig für uns, aber ich bin überzeugt, dass wir seine Aufgaben so auf mehrere Schultern verteilen, dass wir es auch ohne ihn gut hinbringen werden.
300 Bundesligaspiele
Das ist eine wunderschöne Reise, auf der ich mich immer noch befinde. Als ich damals den Schritt zurück nach Österreich gemacht habe, hätte ich nicht gedacht, dass ich so eine Zahl erreiche. Als Fußballer lebt man im Moment, das nächste Spiel ist immer das wichtigste, die Zahlen laufen da eher im Hintergrund mit. Aber wenn ich dann diese Marke sehe, verspüre ich schon Dankbarkeit und Demut. Dass es körperlich noch geht, aber auch dass ich nach einer schwierigen Phase ohne Klub und meinem Neustart in der 2. Liga in Hartberg noch einmal die Chance bekommen habe – und ich sie auch mit beiden Händen ergriffen habe. Ob sich der 400er auch noch ausgeht, weiß ich nicht, man kann als Fußballer ja nur begrenzt planen. Aber ich möchte es so lange wie möglich genießen und alles dafür geben – egal, wie viele Spiele es dann am Ende sind.
Text: Horst Hötsch, Fotos: GEPA Pictures