30. Sept. 2025

11 Fragen an… Guido Burgstaller: „Mbuyi ist eine Vollmaschine!“
Guido Burgstaller ist zurück bei Rapid! Nach seinem Karriereende im vergangenen Sommer, als er die Hütteldorfer last minute in den Europacup führte, heuerte der 36-Jährige zunächst beim ÖFB und jetzt auch wieder bei Rapid an. Er soll seine (auch internationale) Erfahrung aus weit mehr als 500 Profispielen an junge Nachwuchs-Stürmer weitergeben. Wie das gelingen soll und vieles mehr, erzählt Burgstaller in unserer Rubrik „11 Fragen an…“.
1.) Du hast am Sonntag dein erstes Derby als Zuschauer und Ex-Profi miterlebt. Beim Derby davor hast du dich bei Rapids 2:1-Sieg noch in die Torschützenliste eingetragen. Wie gefällt dir die Zuschauerrolle?
Wenn man vom Ergebnis absieht, habe ich es als Fan vor dem Fernseher schon sehr genossen. Ein Derby ist immer etwas Besonderes, für einen Fußballer gibt es nichts Schöneres. Jetzt konnte ich mich so richtig auf die Atmosphäre einlassen, das spezielle Flair dieses Spiels. Dass es kein Match wie jedes andere ist, wird wohl immer so bleiben. Ich war jedenfalls nicht kurz davor, mir die Schuhe anziehen und mitspielen zu wollen. Die Zeiten sind vorbei.
2.) Trotz der 1:3-Niederlage im Derby war es für Rapid ein toller Saisonstart. Tabellenführer, im Cup weiter, in der Gruppenphase der UEFA Conference League. Warum läuft es in Hütteldorf so rund?
Ich bin ja doch etwas weiter weg, aber zwei Faktoren fallen schon auf. Man hat erstens gute Transfers getätigt, sich breiter aufgestellt, viel Qualität dazu geholt. Und mit Peter Stöger wurde zweitens ein sehr erfahrener Trainer geholt, der genau weiß, wie er auch mit heiklen Situationen umzugehen hat. Da hat Rapid wichtige Schritte gesetzt und richtige Entscheidungen getroffen. Das spiegelt sich jetzt in den Ergebnissen wider.
3.) Wie gefallen dir deine Nachfolger wie Claudy Mbuyi oder Janis Antiste?
Sehr gut, beide bringen einen extremen Speed mit. Mbuyi ist zudem körperlich eine Vollmaschine. Der Spielstil hat sich in dieser Saison leicht verändert, es gibt viele Umschaltaktionen, weil in der Offensive viele schnelle Spieler agieren. Wenn wir noch Wurmbrand und Dahl dazu nehmen, ist das schon eine Menge Qualität.
4.) Du kehrst jetzt zu Rapid als Stürmer-Trainer für den Nachwuchs zurück. Spontane Idee oder lang gehegter Plan?
Ich habe mich schon vergangenes Jahr oft mit den Verantwortlichen unterhalten. Was kann ich mir vorstellen? Was ist der Plan von Rapid? Da gab es gute Gespräche, bei denen ziemlich schnell klar wurde, in welche gemeinsame Richtung es gehen soll. Auf der einen Seite brenne ich für die Aufgabe und habe viel Spaß dabei, auf der anderen bekomme ich viele Einblicke hinter die Kulissen und kann dabei lernen und sehen, wie es im Trainerteam läuft. Für mich der ideale erste Schritt, um ins Trainerwesen einzusteigen.
5.) Wie schaut deine Aufgabe konkret aus?
Ich werde größtenteils bei den Trainings dabei sein und mit gewissen Offensivspielern individuell arbeiten. Dazu kommen Videoanalysen nach den Spielen. Verhalten in der Box, Laufwege, die Entscheidung Pass oder Schuss – ich werde die Spieler bei vielen Dingen begleiten. Die Jungs können mich auch zwischendurch immer anrufen und mich um Rat fragen, egal um was es geht. Ich will ein Ansprechpartner sein, der ganz nah an ihnen dran ist.
6.) Hast du den neuen Guido Burgstaller dabei schon entdeckt?
(schmunzelt) Ich fange ja jetzt erst an… Wenn ich aber an meine eigene Jugendzeit zurückdenke, hätte es mir auch voll getaugt, wenn mich ein Ex-Profi an die Hand genommen und mir Tipps gegeben hätte. Das hätte mir damals sicher geholfen.
7.) Ist für dich damit klar, dass dein Weg Richtung UEFA Pro Lizenz und Cheftrainer geht?
Nein, noch nicht. Ich bin da ziemlich relaxt. Ich will jetzt mal in diesen Bereich hinein starten, mir das anschauen, viel lernen. Das Trainer-Dasein hat mit dem Leben als Spieler genau gar nichts zu tun. Ich möchte in die Aufgabe hineinwachsen und die Frage beantworten: Ist das was für mich? Welches Feedback bekomme ich von den Spielern, vom Umfeld? Passt das für alle Beteiligten? Das ist mir wichtig. Ich habe nicht den Plan, dass ich sage, ich will unbedingt Cheftrainer werden. Ich habe jetzt eine Aufgabe, die mir Spaß macht und die ich bestmöglich erfüllen möchte.
8.) Du hast bereits die B-Lizenz erworben. Peilst du „nebenbei“ die A-Lizenz an?
Das muss ich mir erst anschauen. Der nächste Kurs ist im November, man muss eine gewisse Anzahl an Punkten im Trainerbereich sammeln, um daran teilnehmen zu können. Auch das schaue ich mir in Ruhe an.
9.) Du bist auch beim ÖFB engagiert und gehörst zum Trainer des U19-Nationalteams von Martin Scherb. Unterscheiden sich die beiden Aufgaben?
Sie sind ziemlich gleich. Ich bin bei jedem Lehrgang dabei, kümmere mich um die Offensivspieler. Auch diese Aufgabe macht richtig viel Spaß.
10.) Oft heißt es, in Österreich fehlen die echten Knipser. Mit deinem Einblick: Rücken von hinten spannende Spieler nach?
Ich denke schon, dass wir einige Spieler mit Potenzial haben. Aber in der Jugend ist es immer noch schwer zu sagen, ob jemand ein klassischer Mittelstürmer, ein Zehner oder ein Flügelstürmer ist. „Meine“ Spieler sind 17, 18 Jahre alt, da werden sich viele Wege erst weisen. Wichtig ist, auf diese entscheidende Position ein spezielles Auge zu haben, den Spielern die individuelle Unterstützung zu geben, die sie brauchen. Ich glaube, da ist noch Luft nach oben. Gerade in diesem Alter sind gute und engagierte Trainer, die auf Spieler eingehen und sie verbessern können, total wichtig.
11.) Du hast nach dem Vorfall vergangenen Dezember ein fulminantes Comeback gegeben und im Sommer deine Karriere beendet. Bist du gesundheitlich wieder bei 100 Prozent?
Ich habe keine Probleme mehr, alles paletti, alles bestens!
Text: Markus Geisler; Fotos: GEPA pictures