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17. Nov. 2025

Almedin Hota - Jubel Bundesliga

Almedin Hota: „Ich bin begeistert von Kerim Alajbegovic“

Almedin Hota hat in den 2000er-Jahren fast 300 Erst- und Zweitliga-Spiele in der ADMIRAL Bundesliga bestritten, für Bosnien lief er auch zweimal gegen Österreich auf. Vor dem „Finale“ in der WM-Qualifikation sprach der 49-Jährige mit bundesliga.at über Dzeko, Aljajbegovic und natürlich seine Erwartungen für das heiße Duell.

Herr Hota, gibt es Ihre Pizzeria in Klagenfurt noch oder haben Sie sich wieder ganz dem Fußball verschrieben?

Nein, das "Dolce" gibt es nicht mehr, ich bin Nachwuchsleiter beim ASK Klagenfurt und beim WAC Co-Trainer der U18. Aber ich habe auch schon die UEFA Pro-Lizenz abgeschlossen.

Sie haben 22 Länderspiele für Bosnien bestritten. Am Dienstag kommt es zum „Finale“ gegen Österreich, ist die Mannschaft schon so gut, wie 2014, als die bisher einzige WM-Teilnahme gelang?

Die heutige Mannschaft ist gut, aber mit der WM-Mannschaft von 2014 nicht vergleichbar. Damals waren viele Spieler bei richtigen Top-Vereinen in Europa – und zwar Stammspieler und wichtige Spieler! Pjanic bei Roma, Dzeko bei Manchester City, Ibisevic bei Stuttgart, Spahic bei Leverkusen. Da muss die neue Generation erst hinkommen, aber für die Zukunft sind wir wieder super aufgestellt.

Aber der alte Dzeko trifft immer noch, gerne auch gegen Österreich…

Dzeko vs Österreich und David Alaba

Er ist wirklich ein Top-Spieler und immer noch auf einem sehr guten Niveau. Im Vorjahr hat er bei Fenerbahce noch viele Tore geschossen, bei Fiorentina bekommt er jetzt nicht so viel Spielzeit. Aber das ist für Bosnien vielleicht sogar besser, weil er dann frisch ist. Er ist ein richtiger Kapitän und es wird lange dauern, bis wir wieder einen Spieler wie ihn haben werden.

Seit Ihr ehemaliger Teamkollege Sergej Barbarez Bosniens Team übernommen hat, ist es nicht wiederzuerkennen. Haben Sie mit der WM-Chance gerechnet?

Sein Ziel war eigentlich, eine Mannschaft für die EURO 2028 vorzubereiten. In die WM-Qualifikation sind wir ohne Erwartungen gegangen, dass wir jetzt sogar gute Chancen haben, zur WM zu fahren, hat keiner gerechnet. Aber wir haben auch gut gespielt. Gegen Österreich waren wir in der ersten Halbzeit vielleicht sogar ein bisschen besser. Aber wenn man dann gesehen hat, welche Tore Sabitzer und Laimer gemacht haben – das ist einfach Erfahrung und Qualität.

Was ist die Stärke des Teams?

Ich glaube, es ist der Zusammenhalt, die Kameradschaft in der Mannschaft. Sie sind auch körperlich und läuferisch gut und es ist eine große Motivation, so einen Chefcoach zu haben. Barbarez war ein großer Spieler und er weiß auch, wie man in solche großen Spiele wie jetzt gegen Österreich hineingeht. Da muss man mit Kopf und Konzentration agieren.

Wenn man sich Bosniens Teamkader anschaut, gibt es da mit Dedic, Muharemovic, Karic, Malic usw. viele Spiele, die in Österreich geboren sind, aber für Bosnien spielen. Haben Sie eine Erklärung dafür, wie lockt sie der bosnische Verband?

Es ist unsere Mentalität und die Emotion. Wenn wir als kleine Buben mit dem Fußball beginnen, ganz egal, wo auf der Welt, haben wir den Traum, einmal im Nationalteam zu spielen, mehr noch als im Finale der Champions League. Das ist wirklich eine Herzensangelegenheit, die man wahrscheinlich von den Eltern mitbekommt.

Almedin Hota LASK

Kennen Sie Tarik Muharemovic, der ja beim WAC groß geworden ist, näher?

Ja, der Papa von Tarik ist ein guter Freund von mir. Die ganze Familie ist sehr talentiert, Tariks Brüder sind alle gute Fußballer und sein Cousin Bujko ist sogar Kapitän des österreichischen Futsal-Teams. Tarik ist ein Top-Innenverteidiger, es ist kein Zufall, dass er mit 22 schon in der Serie A spielt (bei Sassuolo), weil er von klein auf viel Arbeit in sein Talent investiert hat. Ich bin sicher, er wird in den nächsten ein, zwei Jahren bei einem richtig großen Top-Verein landen. 

Sie haben in der WM-Qualifikation 2002 auch zwei Mal gegen Österreich gespielt.

Ja, ich bin in beiden Spielen reingekommen. Beim 1:1 in Sarajevo hat Barbarez das Tor für Bosnien gemacht, für Österreich hat Michl Baur getroffen, mit dem ich dann beim LASK gespielt habe, ein super Mensch. In Wien haben wir 0:2 verloren, Andi Herzog hat beide Tore geschossen, das war eine super Partie von ihm.

Waren Sie zufrieden mit Ihrer Teamkarriere?

Es hätten ein paar Länderspiele mehr sein können, aber es gab zwischendurch auch Trainer, die mich nicht eingeladen haben. Aber ich habe gegen Deutschland gespielt gegen Spanien, mein erstes Spiel war vor 50.000 Zuschauern in Buenos Aires. Wir haben leider 0:5 verloren, aber wenn ich an Namen wie Batistuta, Ortega oder Veron denke, die damals für Argentinien gespielt haben, war das keine Schande. Ich kann zufrieden sein.

Sie haben neun Profi-Jahre in Österreich verbracht, waren beim FC Kärnten torgefährlicher Spielmacher, hat es da nie Angebote aus den großen Ligen gegeben?

Almedin Hota - Aufsteiger FC Kärnten

Ich bin 2000 zum FC Kärnten gekommen und gleich das erste Jahr war das erfolgreichste meiner Karriere. Wir sind aufgestiegen, haben den Cup und den Supercup gewonnen. Alles unter Walter Schachner. Mein Traum war immer Spanien, weil dort schon immer der technisch beste Fußball gespielt wurde. Aber Deutschland wäre auch schön gewesen. Da hätte ich sogar zwei Angebote gehabt - von Wolfsburg und von Nürnberg. Nach Nürnberg wollte mich Klaus Augenthaler holen, der mich aus seiner Zeit beim GAK gekannt hat. Aber der Klub wollte mich nicht gehen lassen und hat eine so hohe Ablöse gefordert, dass es selbst für deutsche Klubs zu viel war.

Gibt es heute in der ADMIRAL Bundesliga Zehner, wie Sie einer waren? Dejan Zukic vielleicht?

Ja, Dejan Zukic ist ein ähnlicher Spieler, aber ich muss ganz ehrlich sagen, begeistert bin ich von Kerim Alajbegovic. Er sucht wie ich früher die Eins-gegen-eins-Situationen und kann den letzten Pass spielen. Das ist jetzt schon ein Top-Spieler, der, wenn er fit bleibt, auch noch bei ganz großen Vereinen spielen wird.

Alajbegovic und Seidl Zweikampf

Werden Sie am Dienstag im Stadion sein und was erwarten Sie?

Ja, ich werde da sein. Das ist für uns ein Bonusspiel, wir haben nichts zu verlieren. Es ist zwar ein Heimspiel für Österreich, aber es werden sicher auch viele bosnische Zuschauer im Stadion sein. Aufgrund ihrer Qualität würde ich die Chancen der Österreicher, die verdient Erster sind, um zehn Prozent höher einschätzen. Ich mag den Fußball von Ralf Rangnick. Er ist modern, mit viel Intensität und Pressing, aber die Mannschaft spielt, wenn sie die zweiten Bälle gewonnen hat, auch Fußball. Das gefällt mir. Aber wir können ohne Druck drauflos spielen. Wenn wir es schaffen, wäre es eine große Überraschung und eine große Ehre für das Land.

Text: Horst Hötsch; Fotos: GEPA pictures