02. Mai 2025
GAK-Coach Feldhofer: „Jedes Spiel ein Finale!“
Seit knapp sechs Wochen ist Ferdinand Feldhofer zurück in der ADMIRAL Bundesliga und soll Aufsteiger GAK vor dem Abstieg retten. Im Interview mit bundesliga.at spricht der Steirer über seine veränderte Sicht auf den Abstiegskampf, wertvolle Erfahrungen im Ausland und warum er überzeugt ist, dass auch in der Offensive der Knoten bei seinem Team geplatzt ist.
Vier Runden sind in dieser Saison noch zu absolvieren, es ist die absolute Crunchtime in der Liga, der GAK ist mitten im Abstiegskampf. Wie stressig und nervenzehrend sind diese Wochen für dich?
Ich sehe es als Herausforderung, an der wir alle wachsen können. Vor allem in solchen Zeiten sammelt man wertvolle Erfahrungen. Es ist mein Beruf und meine Leidenschaft, mit Menschen als Trainer zusammenzuarbeiten. Im Fußball durchläuft man viele Phasen, entwickelt sich ständig weiter. Jede Saison ist intensiv, man versucht, das Bestmögliche herauszuholen. Solche Situationen gilt es, im Kollektiv zu meistern – mit einer positiven Grundeinstellung.
Du hast in einem Bundesliga-Journal-Interview zu deiner WAC-Zeit gesagt: „Abstiegskampf wünsche ich meinem ärgsten Widersacher nicht.“ Warum hast du dir diese Stressmühle trotzdem angetan?
Die langfristige Philosophie des Vereins und die positiven Gespräche mit den Verantwortlichen haben mich überzeugt. Ich wollte nahtlos an meine Trainerzeit im Ausland anschließen und genieße die tägliche Arbeit mit den Spielern. Im Abstiegskampf brauchst du das richtige Mindset – es wird jedem Einzelnen alles abverlangt. Gleichzeitig ist es aber auch eine Chance, als Team enger zusammenzurücken und gemeinsam zu wachsen. Ich betrachte das inzwischen aus einem anderen Blickwinkel. Wir haben einen gemeinsamen Auftrag, den wir jetzt annehmen müssen. Wenn wir den schaffen, fühlt sich das richtig gut an.
Du hast zuletzt bei Cercle Brügge und Dinamo Tiflis nicht ganz so leichte Erfahrungen im Ausland gesammelt. Inwieweit hilft dir das jetzt, um bessere Entscheidungen zu treffen?
Es waren schöne und intensive Momente im Ausland – verschiedene Kulturen, unterschiedliche sportliche Herangehensweisen, verschiedene Vereinsstrukturen. Mit einem Engagement im Ausland wächst der persönliche Horizont. Man hat plötzlich ein viel größeres Netzwerk als zuvor und bewertet Dinge auch etwas anders. Ich bin dankbar, dass ich das erleben durfte, und bin als Persönlichkeit sicherlich gewachsen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man im Ausland auf sich allein gestellt ist, die Komfortzone verlassen und sich sprachlich so schnell wie möglich anpassen muss. Solche Erfahrungen sind im Rückblick sehr wertvoll – auch für die Entscheidungsfindung.

Nach dem 1:1 am vergangenen Freitag gegen Hartberg hast du gesagt: „Wir haben anscheinend die richtigen Hebel gefunden.“ An welchen großen Hebeln hast du seit deiner Übernahme gewerkt?
Für mich ist es wichtig, dass wir als Einheit auftreten. Dass Spieler Selbstvertrauen in den täglichen Einheiten gewinnen, Bewegungsmuster und Abläufe trainieren, mit denen wir den Gegner vor Herausforderungen stellen. Richtige Positionierungen, defensive Resilienz und die richtige Energie auf den Platz zu bringen. Uns war von Anfang an bewusst, dass es zehn entscheidende Spiele werden. Jeder Punkt zählt.
Wieviel ist Patentrezept, weil es deiner generellen Vorgehensweise als Trainer entspricht, wieviel ist individuelles Herangehen?
Jede Situation bedarf einer individuellen Herangehensweise. Es gibt kein Fußballrezept, das dir garantiert, dass du deine Ziele erreichst. Es gibt viele unterschiedliche Parameter, die sich täglich ändern können. Man muss dabei flexibel und anpassungsfähig sein – gleichzeitig das große Bild vor Augen haben, das man erreichen will. Und dieses auch immer wieder kommunizieren.
Am Freitag geht es gegen die punktgleichen Klagenfurter, wo man in einer komplizierten Situation steckt. Hat das Spiel bereits Endspielcharakter?
Jedes Spiel in dieser Qualifikationsgruppe hat Endspielcharakter. Das ist bedingt durch das Format mit der Punkteteilung.
Klagenfurt hat jetzt den Trainer gewechselt, Carsten Jancker übernimmt für Peter Pacult. Inwieweit macht es deine Arbeit in der Vorbereitung komplizierter?
Wir stellen uns wie immer in der Trainingswoche auf den Gegner ein und gehen mit der gleichen Herangehensweise vor wie sonst auch. Es ändert sich für uns nichts in der Vorbereitung. Wir hatten bereits das Aufeinandertreffen in Klagenfurt, jetzt spielen wir zu Hause – mit unseren Fans im Rücken.

In den ersten sechs Spielen unter deiner Regie hat der GAK erst zwei Tore geschossen, eines davon per Elfmeter. Wie kann es gelingen, die Offensiv-Maschine ans Laufen zu bringen?
Beim 1:1 gegen Hartberg haben wir das Tor aus dem Spiel heraus erzielt, gute Positionierungen im letzten Drittel gefunden. Ich habe vor dem Spiel gesagt, dass uns der Knoten im Offensivspiel platzen wird. Unser Gefühl war gut nach dem Unentschieden. Wir erarbeiten uns Chancen in den Spielen.
Andererseits habt ihr auch erst fünf Gegentreffer kassiert, dreimal „zu null“ gespielt. Ist eine stabile Defensive das Fundament, um den Klassenerhalt zu schaffen?
Eine solide Defensive bildet immer das Fundament. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Offensive ihre defensiven Aufgaben in den Spielen erfüllt – in Phasen des Spiels fleißig nach hinten arbeitet und so wichtige Ballgewinne lukriert. Den Klassenerhalt kann man nur gemeinsam schaffen – und dabei zähle ich jeden dazu, der mit unserem Verein etwas zu tun hat. Das Kollektiv ist wichtig – die Überzeugung und die Leidenschaft.
Vier Mannschaften sind in Sachen Abstieg noch in der „Verlosung“, alle innerhalb von nur zwei Punkten. Was spricht dafür, dass es der GAK am Ende schafft?
Wir arbeiten ruhig und gut, bleiben immer dran. Wir sind in der Position des Jägers. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie nach Rückschlägen wieder voll da ist. Wir wissen, dass wir bei jedem Spiel unsere volle Energie auf den Platz bringen müssen, erarbeiten uns Chancen und glauben an unsere Stärken.
Redakteur: Markus Geisler
Fotos: GEPA pictures