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18. Apr. 2025

Dominik Fitz tritt eine Ecke

Horvat, Zukic & Co. setzen die Standards in der ADMIRAL Bundesliga

Sie gelten oft als „billig“ oder „unnötig“, dabei werden Standard-Tore immer wichtiger. bundesliga.at hat sich durch die Opta-Daten zu den „ruhenden Bällen" gewühlt – und einige Spezialisten ausfindig gemacht.

„Eine Ecke ist ein halbes Tor“, ist so ein geflügeltes Wort, das man in Fußballkreisen immer wieder hört. Bei der WM 2018 war es gar nicht so verkehrt. 45 Prozent aller Tore fielen bei der WM-Endrunde in Russland zwar nicht nur aus Ecken, aber aus Standards. Seither sind die Zahlen auf internationaler Bühne wieder etwas rückläufig. Auch weil vermehrt Trainingszeit in das Verteidigen von Standards investiert wird.

Von 45 Prozent ist man auch in der ADMIRAL Bundesliga weit entfernt, doch die 31 Prozent der bisher 417 Saison-Tore, die nach Standardsituationen erzielt wurden, sind der höchste Anteil in den letzten fünf Saisonen. Das Gros der Standardtore wiederum fiel nach Eckbällen. Sie machen immerhin zwölf Prozent aller Saisontore – also fast jedes achte Bundesliga-Tor! – aus. Auch das ist der Bestwert in den letzten fünf Saisonen. 

Meister der Standards

Sturm-Spieler Tomi Horvat führt eine Ecke aus

Unerreichter Meister der ruhenden Bälle ist seit der Saison 2021/22 aber Sturm Graz. Mit den 20 Mal, die sie in der laufenden Saison aus Standards erfolgreich waren, sind die Blackys wieder einmal eine Klasse für sich. Dabei bittet der für Ecken und Freistöße zuständige Co-Trainer Michael Madl (für die Einwürfe, die ebenfalls zum Standard-Repertoire gehören, ist Sargon Duran zuständig) seine Spezialisten nur ein bis zwei Mal pro Woche zur Extraschicht. Er hat aber auch das Glück, Tomi Horvat in seinen Reihen zu haben. „So einen Spezialisten im Team zu haben, ist extrem wertvoll“, weiß Madl. „Tomi hat einfach sehr viel Qualität mit seinem linken Fuß und trifft die Zielzone sehr verlässlich.“

Horvat, Fitz & Zukic

Dejan Zukic jubelt

Das macht sich vor allem bei Eckbällen bezahlt. Der kleine Slowene hat 82 der 131 Sturm-Corner getreten und damit 23 Torchancen kreiert. Besonders gefährlich sind seine Ecken, wenn der Linksfuß von rechts sogenannte Inswinger vor das Tor dreht. Drei Tore bereitete Horvat auf diese Art direkt vor, ein viertes von der linken Seite, von der er die Bälle mit einer anderen Standard-Version jedoch vom Tor wegdreht. Ein fünftes Eckball-Tor geht auf das Assist-Konto von William Bøving.

Vier direkte Torvorlagen aus Ecken kann sonst nur noch Austrias Assistkönig Dominik Fitz vorweisen. Den Topwert der ADMIRAL Bundesliga kann in den Top-5-Ligen nur Gaëtan Perrin von AJ Auxerre einstellen. Dahinter folgen u.a. Bukayo Saka (Arsenal), Hakan Çalhanoglu (Inter Mailand) und Omar Marmoush (Manchester City) mit jeweils drei direkten Torvorlagen durch Ecken.

Die Mannschaft mit den meisten Toren nach Ecken ist aber weder Sturm noch die Wiener Austria, sondern Didi Kühbauers WAC, der bereits neunmal nach Cornern erfolgreich war. Auch die Wolfsberger verfügen mit Dejan Zukic über einen echten Spezialisten. Der Serbe bereitete mit seinen Ecken die hochkarätigsten Einschussmöglichkeiten für seine Mitspieler vor. Sie führten zu 52 Schüssen und einem xG-Wert von 5 – der auch zu genau fünf Treffern genützt wurde. Nur zweimal war Zukic dabei allerdings direkter Vorlagengeber.
Die Kärntner Konkurrenz aus Klagenfurt erzielte als einziges Team sogar mehr als die Hälfte ihrer Tore (17 von 30) nach Standardsituationen.

Rapids Turm Raux-Yao

Rapids-Raux-Yao im Kopfballduell gegen Altach

Mit vier Gegentreffern musste sich die Wiener Austria am wenigsten oft nach Standards geschlagen geben, aus Eckbällen gar nur einmal (wie der LASK). Den geringsten Anteil an Standard-Gegentoren weist mit 18 Prozent Rapid (5 aus 28) auf. Wohl auch, weil sich die Hütteldorfer mit Serge-Philippe Raux-Yao auf den wahrscheinlich besten Standard-Verteidiger der Liga verlassen können. Der Franzose war bei 12 Prozent der gegnerischen Ecken der erste Spieler am Ball – eine Marke, an die kein anderer Spieler herankommt.

Wie man Ecken erfolgreich verteidigt, verrät wieder Sturm-Co Michael Madl, der als Aktiver selbst im Abwehrzentrum zuhause war: „In der Mann-Verteidigung kommt es schon sehr auf die Duell-Qualität an, außerdem muss man auf die Varianten des Gegners gut vorbereitet sein. Am Ende zählt aber auch ganz klar die Emotion und der pure Wille, das Tor um jeden Preis verteidigen zu wollen.“

Redakteur: Horst Hötsch

Fotos: GEPA pictures