28. Mai 2025

Lukas Grgic: „Noch nie solche Ups und Downs erlebt.“
Lukas Grgic zum verrückten Finale einer verrückten Saison, bei dem sowohl für Rapid als auch für seinen Ex-Klub LASK das Minimalziel auf dem Spiel steht.
77 Partien für den LASK, 68 für Rapid – in Bundesliga, Europapokal und Cup. Brisanter als für Lukas Grgic könnte das Duell mit seinem Ex-Klub um den letzten zu vergebenden Europacup-Startplatz kaum sein. Hat doch gerade der 29-Jährige zahlreiche internationale Schlachten für beide Teams gefochten. Doch ausgerechnet Rapids oberösterreichisches Kämpferherz plagt vor den Playoffspielen am Donnerstag und Sonntag (jeweils 17 Uhr) eine lästige Schambeinentzündung. Nur der Gipfel einer Saison, die ihn von einer Gefühlsachterbahn in die nächste schleuderte – der kurioseste Ausschluss der Bundesliga-Geschichte inklusive. Warum er so etwas wie heuer noch nie erlebt hat und wie er die Chancenverteilung sieht.
Wie geht es dir mit deiner Schambeinentzündung?
Das ist ein bisschen eine hartnäckige Geschichte. Ich krieg sie immer wieder ganz gut in den Griff, nach dem Derby gab's aber wieder einen Rückschritt. Jetzt schau ich von Tag zu Tag – ob ich für Donnerstag schon in Frage komme und sonst für das Rückspiel. Als Profi willst du immer das nächste Match spielen. Mit Schmerzmittel ist es auf Dauer aber keine Gaudi, da musst du vorsichtig sein. Außerdem gibt’s bei mir wenn dann nur 100 Prozent mit meiner Spielweise.
Wie sehr du auf das Playoff-Duell mit deinem Ex-Klub brennst, kann man sich vorstellen.
Auf jeden Fall. Wir haben uns leider selbst in die Situation geritten. Ich war eigentlich überzeugt, dass wir auch mit den vorderen 4 um den Titel mitspielen können. Jetzt wollen wir das Minimalziel erreichen. Natürlich war die Saison für uns in der Liga aber nicht zufriedenstellend, da hatten wir andere Pläne.
Du kennst den LASK sehr gut. Ist das ein Duell auf Augenhöhe?

Man muss dem LASK Respekt zollen, wie sie durch die Qualigruppe marschiert sind. Sie sind sehr zweikampfstark, haben mit einem Zulj oder Entrup gute Spieler. Wir werden da auf einen richtig guten Gegner treffen. Das muss uns bewusst sein, und dass wir viel besser spielen müssen, als gegen Salzburg. Gegen Sturm und Austria war die Defensivleistung zuvor viel besser. Hinten müssen wir bombenfest stehen – vorne kannst du immer was machen. Auf einen Favoriten werde ich mich nicht festlegen. Wenn wir in beiden Spielen top sind, wird es auf unsere Seite fallen.
Deine Bilanz gegen den LASK ist allerdings ausbaufähig. In 9 Duellen nur ein Sieg – und der ist schon fast acht Jahre her, das war im Cup mit Ried.
Immerhin ist mir gegen den LASK mein erstes Tor für Rapid gelungen. Es ist ein besonderes Spiel für mich, ich hab schon einige Jahre dort verbracht. Inzwischen ist es aber von den handelnden Personen ein neuer LASK.
Mit wem hast du noch Kontakt?
Mit Zulj bin ich in Wels aufgewachsen, auch wenn wir beim LASK nicht zusammen gespielt haben. Lawal, Horvath, Flecker – ein paar Masseure, der Zeugwart. Man plaudert schon gern und tauscht sich aus. Bei ihnen ist einiges weitergegangen mit dem Stadion usw.
Was beide Mannschaften verbindet: Sie hätten die Ansprüche, weiter oben zu stehen und für beide wäre es eine große Enttäuschung, wenn man es nicht in den Europacup schafft.
Auf jeden Fall. Der LASK hatte gerade am Anfang viele Probleme, wir gegen Ende der Saison. Beide Teams waren über die ganze Saison nicht gut genug. Viele Auf und Abs. Wir waren nicht konstant genug, um weiter oben zu stehen. So ehrlich muss man sein. Man darf aber nicht unterschätzen: Diese riesige Anzahl an Spielen geht schon an die Substanz – war für alle das erste Mal so hoch. Wir hatten gefühlt fast nie eine normale Trainingswoche, wo du dich ganz auf das Inhaltliche konzentrieren kannst. Wir haben fast nur gespielt, regeneriert, gespielt. Und wir haben viele Junge, für die das alles neu ist.
Die Ups and Downs waren schon verrückt, oder?
Obwohl ich schon so lange dabei bin, hab ich noch nie eine Saison mit so extremen Ups und Downs erlebt. Vor allem von den Resultaten her. Das war für mich extrem überraschend. Beim ersten Derby bei der Austria waren wir besser und verlieren, beim zweiten haben sie dominiert und wir gewinnen. Wenn das Momentum auf deiner Seite ist, musst du trotzdem immer den nächsten Schritt machen.
Wie war es für euch, dass Peter Stöger direkt vor euren Entscheidungsspielen als euer nächster Trainer präsentiert wurde.
Wir haben ja vorher schon in den Medien gehört, dass er es werden dürfte. Jeder hat jetzt die Chance, sich bei den zwei Spielen auch schon dem neuen Trainer zu zeigen und zu beweisen: Hey, mit mir ist zu rechnen! Das könnte schon ein Push sein. Außerdem haben wir gesehen, wie lässig die Europacupreisen sind. Das wollen wir unbedingt nochmal erleben.
Du hast ja schon einige Europacupschlachten gefochten.
Pfoa, ja. Mit LASK Europa League und Conference League, mit Hajduk hab ich in der Quali gegen Villareal verloren. Sieses Jahr sind wir mit Rapid ins Viertelfinale gekommen. Jetzt fehlt mir nur noch die Champions League, dann hab ich alles gesehen (lacht).
Guido Burgstaller wird nächste Saison schwer zu ersetzen sein?
Ja, sportlich, aber auch als Mensch ist er auf Topniveau. Ich war eigentlich überzeugt, dass er noch ein Jahr weiterspielt. Aber er hört auf seinen Körper, will noch mehr Zeit seiner Tochter widmen. Wir werden die Rollen neu verteilen, da werden andere in die Presche springen müssen.
Solche Charaktertypen, wie er oder auch ein Dragovic bei der Austria – davon gibt es heutzutage aber nicht mehr viele.
Ja, die sterben aus. Sie helfen dir richtig viel. Sie sind Energielieferanten, reißen dich mit.
Redakteur: Christoph König
Fotos: GEPA pictures