17. Sept. 2025
Manfred Schmid: „Da siehst du den Charakter der Truppe!“
Warum sich der Hartberg-Coach auf das ewig heiße Duell mit Didi Kühbauer freut, warum sein Team schon nach Heimspielen lechzt, aber nicht jammert, Lukas Fridrikas im Vergleich zu seinem Hardrock-Stürmer-Papa ein Pianist ist, was Schmid zum kolportierten Interesse der Austria an seiner Rückkehr sagt und Peter Stögers Erfolgsgeheimnis ist.
Drei Siege aus den ersten 6 Runden, wie zufrieden sind Sie mit dem Saisonstart?
Ich bin mit den 9 Punkten sehr zufrieden. Es war ein schwerer Beginn mit dem Umbruch und der Auslosung, dazu keine Heimspiele – insgesamt freue ich mich über unser Auftreten, wie geschlossen wir als Mannschaft agieren – das ist schon gutes Bundesliganiveau, aber mit Luft nach oben.
Nach dem 2:4 gegen die WSG habt ihr taktisch umgestellt und das Hauptaugenmerk auf die Defensive gelegt. Ist es mit dieser Strategie leichter, ein Team zu stabilisieren?
Da geht es gar nicht so sehr darum, ob es leicht ist, sondern du musst dir die Frage stellen, mit welchem Weg habe ich die schnellstmögliche und größtmögliche Chance auf Erfolg. Wir haben dann nach dem wirklich schlechten Spiel gegen WSG viel überlegt, vieles abgewogen und uns dann für diese Art und Weise entschieden. Da geht es aber nicht nur darum gut zu verteidigen, wir wollen ja auch nach vorne spielen, sprich: sehr kompakt, als eine Einheit auf dem Platz und dann mit Speed nach vorne. Unterm Strich deutlich anders als in der letzten Saison und vor allem in der vorletzten Saison.
Ihr habt bis November durchgehend Auswärtsspiele – wenn man die Ersatz-Heimspiele in der Südstadt einrechnet. Wie ist das ständig on the road zu sein?
Das ist auf alle Fälle nicht einfach, weil es ein großer Unterschied ist, ob du vor deiner Haustür spielst, mit kurzen Wegen, mit deiner Familie rund um dich und vor deinen eigenen Fans oder du sitzt halt stundenlang im Bus, teilweise schon einen Tag früher und kickst im fremden Stadion. Trotzdem ist das auch Kopfsache. Wir haben gewusst, dass es so ist und die Situation angenommen. Da sieht man den Charakter der Truppe, weil sie nicht herum jammert oder nach Ausreden sucht. Aber eines ist auch klar: wir alle lechzen danach, bald wieder zuhause spielen zu dürfen.
Sie spielen am Samstag gegen Didi Kühbauer und ihren Ex-Klub WAC. Das Rematch nach dem Cupfinale. Schwingen da besondere Emotionen und Erinnerungen mit?

Echte Revanchegedanken kann es ja gar nicht geben, weil es kein Finale ist und es jetzt um keinen Titel geht. Das heißt aber nicht, dass es nicht wichtig ist, ganz im Gegenteil. Es wird ein Super-Duell zweier Teams, die richtig gut in die Saison gestartet sind. Mir tut es nur leid, dass es der WAC nicht geschafft hat, in die Gruppenphase in Europa zu kommen, da war sehr viel Pech dabei. Wir haben ein gutes Verhältnis und respektieren uns. Was uns immer getrennt hat, waren die Farben, für die wir immer alles gegeben haben.
Noch ein alter Bekannter, Peter Stöger, hat mit Rapid den historisch besten Saisonstart hingelegt. Sie kennen ihn wie ihre Westentasche. Was ist sein Geheimnis?
Wir hatten eine wunderschöne gemeinsame Zeit - auch eine intensive mit vielen Erfolgen, die wir beide niemals vergessen werden. Wir haben gut zusammengepasst und uns noch besser ergänzt. Sein Geheimnis? Menschenführung! Peter war immer offen für Ideen, hat immer zugehört und somit war man als Co-Trainer, Betreuer oder Spieler immer ein Teil des Ganzen.
Sie haben mit Hartberg bisher den höchsten Punkteschnitt ihrer Trainerkarriere, höher als mit der Austria und dem WAC – warum haut das mit Hartberg und ihnenso gut hin?
Das kann man so nicht vergleichen, weil es keinen gemeinsamen Nenner gibt. Ich finde, dass es bei der Austria überragend war damals in meiner ersten Saison als Cheftrainer Dritter zu werden und die Conference Gruppenphase zu erreichen. Ist bis heute unerreicht und ein violetter Traum. Das war fast schon unglaublich. Beim WAC war es so, dass ich übernommen habe, als die Mannschaft im Abstiegskampf war und große Probleme hatte. Es war meine Aufgabe, nicht abzusteigen und gleichzeitig einen neuen und konkurrenzfähigen Kader für die neue Saison zusammenzustellen. Da kann man innerhalb von ein paar Monaten nicht erwarten, dass der Punkteschnitt plötzlich explodiert, da ging es in erster Linie um Stabilität. Aber was ich sagen kann ist, dass ich sehr sehr gerne in Hartberg bin, weil mir die tägliche Arbeit mit meinem Team und mit den Spielern großen Spaß macht. Das ist eine tolle, lernwillige Truppe mit viel Herz und Charakter.
Vor 2 Wochen wurde über ihre Rückkehr zur Austria und ihre Ausstiegsklausel spekuliert. Wie gehen Sie damit um?
Dass, wenn es um die Austria geht über meine Person berichtet wird, ist jetzt keine Weltsensation – aber das passiert ohne mein Zutun und das hab ich auch nicht in der Hand. Sicher einen Anteil daran hat die Art, wie wir damals gespielt haben – es war attraktiv, es war schnell und erfolgreich – wir haben damals der Austria ein neues Gesicht verpasst. Ich bin stolz darauf, dass ich damals jede Menge junge Spieler, die davor kein Mensch gekannt hat, eingebaut und entwickelt habe.
Ihr wart gegen Ried die bessere Mannschaft, aber habt sehr viele Chancen ausgelassen. Ein Problem bei der Effizienz?
Effizient ist so eine Sache, das geht manchmal auf und manchmal nicht. Da spielt oft auch der Faktor Glück eine Rolle. Umso wichtiger ist es überhaupt zu vielen Chancen zu kommen und diese zu erarbeiten. Das schaffen wir im Moment in den meisten Partien, was sehr positiv ist. Aber solange es zu 3 Punkte reicht, brauchen wir ja auch nicht herumjammern.
Lukas Fridrikas hat den Deckel drauf gemacht. Sie haben mit seinem Vater Robertas zusammengespielt. Gibts es Punkte, wo er Sie an ihn erinnert?
Robertas war ein Spieler, der extrem von seinem unbedingten Willen, Kampfkraft und Wucht gekommen ist und noch dazu ausgestattet mit einer unglaublichen Schusskraft, die ich nie wieder bei irgendeinem Spieler erlebt oder gesehen habe. Lukas kommt mehr über seine technischen Fähigkeiten. Wenn man es mit der Musik erklärt, wäre Lukas ein Pianist und Robertas ein Hard-Rocker. Menschlich gibt es immer wieder Momente, wo er seinem Vater sehr ähnlich ist und das sehr positiv.
Lukas hat seine Qualitäten, ist aber in den letzten Jahren von einem Verein zum nächsten gewechselt. Wie erklären Sie sich das? Ist er ein ganz eigener Typ?
Er ist kein schwieriger Typ, wenn Sie das meinen. Was aber stimmt ist, dass er zuletzt wenig Erfolgserlebnisse hatte. Ich versuche ihm zu helfen, versuch ihm den richtigen Weg vorzuzeigen. Er muss weiter an sich arbeiten, jeden Tag, muss noch fitter, noch dynamischer werden, dann kann er einen Riesenschritt machen. Davon bin ich überzeugt. Cool für ihn und für uns, dass er gegen Ried getroffen hat.
Text: Christoph König; Fotos: GEPA pictures