Mit Startrekord zur Spitze: Wie macht das der Kühbauer?

Es ist der vielleicht spektakulärste Turnaround der Liga-Geschichte: Nach neun Runden stand der LASK an vorletzter Stelle, holte gerade mal zwei mickrige Siege und kassierte 17 Gegentore. Nur der GAK war zu diesem Zeitpunkt defensiv noch anfälliger als die Linzer. Dann zog man die Reißleine und trennte sich von Trainer Joao Sacramento. Die Folge: Der freie Fall wurde gestoppt, Neo-Coach Didi Kühbauer sorgte mit sechs Siegen en suite für eine nicht für möglich gehaltene Trendwende. Wir analysieren die Aufholjagd, mit der der LASK auf nur einen Punkt an Tabellenführer Red Bull Salzburg herankam, im historischen Vergleich.

Im Fußball schließen sich manchmal Kreise, zum Beispiel dieser: Als Didi Kühbauer vor der 10. Runde der ADMIRAL Bundesliga den LASK übernahm, verschlug es ihn bei seinem ersten Auftritt als neuer alter Trainer der Athletiker zu „seiner“ Rapid nach Hütteldorf. Die Aufgabe wurde relativ humorlos mit einem 2:0-Sieg erledigt. Beim jüngsten Spiel der Linzer am vergangenen Wochenende ging es wieder gegen Rapid, diesmal in der Raiffeisen Arena. Das Ergebnis lautet ähnlich, mit 3:0 wurden die Grün-Weißen nach Hause geschickt. Dazwischen lagen vier Spiele (mit ÖFB Cup sogar fünf), die der LASK allesamt gewann und dabei nur ein einziges Gegentor kassierte – beim 3:1-Sieg beim amtierenden Meister Sturm Graz. „Die Situation ist für den Klub eine schöne, aber lassen wir die Kirche im Dorf“, bleibt Kühbauer angesichts seiner Serie cool.

Wie schön die Situation auch für Kühbauer selbst ist, zeigt folgende Statistik. Denn es ist noch nie einem Trainer, der einen Klub während der Saison übernommen hat, gelungen, zum Start sechs Siege in Folge zu feiern. Hier die Startrekorde der Trainer, die unter dem Jahr als Feuerwehrmann einstiegen:

Dabei war die Situation des zweitplatzierten Gerhard Struber eine spezielle. Denn ursprünglich lautete der Plan des FC Red Bull Salzburg vor der Saison 2023/24, mit Matthias Jaissle in die dritte gemeinsame Saison zu gehen. Doch weil der Deutsche dem Lockruf des Geldes erlag und zum saudi-arabischen Klub al-Ahli wechselte, wurde er unmittelbar vor der ersten Runde freigestellt. Nach einer interimistischen Lösung übernahm Struber ab Runde zwei und holte fünf Siege in Folge, ehe ein 2:2 bei Sturm Graz die Serie stoppte.

Und auch wenn man die Trainer mit ins Boot holt, die zum Saisonstart neu bei einem Klub einstiegen (also keine Feuerwehrmann-Funktion zu erfüllen hatten), ist Kühbauer auf gutem Wege, in den Annalen ganz weit vorne zu laden. Mit seinen sechs Siegen liegt er bereits auf dem dritten Rang, geteilt mit Adi Hütter, der in der Saison 2014/15 mit dem FC Red Bull Salzburg ebenfalls mit sechs Erfolgserlebnissen loslegte. Überhaupt sprengt „Don Didi“ eine Phalanx der Mozartstädter, da ansonsten unter den Top 5 ausschließlich Trainer aus der Salzburger Red-Bull-Ära rangieren. Hier die Trainer, die zu ihrem Amtsantritt (egal ob vor oder während einer Saison) die längsten Siegesserien hatten:

An der Spitze liegt dabei Matthias Jaissle, der gleich bei seinem Einstieg als Salzburg-Trainer im Sommer 2021 zehn Spiele in Folge gewann, ehe er sich mit einem 1:1-Remis in Altach begnügen musste. Jaissle hatte damals nach sechs Runden eine Tordifferenz von 16:3, Kühbauer steht aktuell bei 11:1. Nur ein Gegentor zu kassieren, wenn man die ersten sechs Spiele allesamt gewinnt, ist auch erst einem einzigen Trainer gelungen, nämlich Adi Hütter in oben besagter Spielzeit. 

Fakt ist: Gelingt Kühbauer auch am Samstag beim TSV Egger Glas Hartberg (17 Uhr, live auf Sky) ein Erfolg, würde er mit dem zweitplatzierten Jesse Marsch gleichziehen, der als unmittelbarer Jaissle-Vorgänger zum Einstieg sieben Partien in Folge gewann. Dessen Serie wurde übrigens vom LASK gestoppt, der damals von Valerien Ismael trainiert wurde.

Lässt man den Aspekt, ob eine Siegesserie von einem neuen oder etablierten Trainer vollzogen wurde, außer Acht, ist es dagegen noch ein weiter Weg bis ganz nach oben. Die längste Folge an Dreipunktern in der Historie der Bundesliga liegt bei 14 Spielen und wird von zwei Teams gehalten: Red Bull Salzburg zwischen Mai und Oktober 2021 (unter Jesse Marsch und Matthias Jaissle) und Rapid von Mai bis August 1987, als Otto Baric Trainer der Hütteldorfer war.

Kühbauer selbst steht übrigens nicht bei sechs, sondern bei acht Liga-Siegen in Folge. Denn er gewann auch seine letzten beiden Spiele mit dem RZ Pellets WAC, ehe er volley den Wechsel nach Oberösterreich bezog. Begonnen hat diese Serie am 27. September mit einem 1:0-Heimsieg – über den LASK! Im Fußball schließen sich manchmal Kreise…

Text: Markus Geisler; Tabellen/Statistiken: Opta by Stats Perform; Fotos: GEPA pictures