18. Sept. 2025
Reiter vor Linzer Derby: „Bin ready für den LASK!“
Für solche Konstellationen wurde der Begriff „ausgerechnet“ erfunden. Denn ausgerechnet beim Linzer Derby gegen den LASK (Sonntag, 14.30 Uhr, live auf Sky) könnte Dominik Reiter, der 68 Spiele für die Kampfmannschaft der Athletiker bestritt, sein Debüt für Blau-Weiß Linz geben. Vor diesem brisanten Match, in dem es für beide Teams um den Anschluss an die Top 6 geht, sprachen wir mit dem 27-Jährigen über seine Rückkehr nach Oberösterreich, seine bisherige Bundesliga-Karriere und warum das Momentum für Blau-Weiß spricht.
Du bist nach einem Jahr in Georgien in die ADMIRAL Bundesliga zurückgekehrt. Ist es Zufall, dass es dich in deine oberösterreichische Heimat verschlagen hat, oder hast du dir diesen Spot ganz bewusst ausgesucht?
Bewusst ausgesucht würde ich nicht sagen. Mein Plan wäre ja gewesen, den Schritt ins Ausland zu machen und dort so lange wie möglich zu bleiben. Da das vergangene halbe Jahr aber echt nicht nach Plan verlaufen ist, bin ich schon froh, wieder Zuhause bei meiner Familie zu sein und dass es mit Blau-Weiß Linz funktioniert hat. Wenn man im Ausland spielt, bekommt man erst richtig mit, welchen Stellenwert die österreichische Bundesliga international hat. Viele Spieler würden gerne in Österreich spielen.
Was hat dich an der Aufgabe bei Blau-Weiß Linz gereizt?
Prinzipiell ist das System von Blau-Weiß einfach für mich zu spielen. Ich hatte beim LASK Trainer wie Ronny Brunmayr oder Gerald Scheiblehner, die ja auch den Stil von Blau-Weiß mitgeprägt haben. Daher habe ich diese Philosophie intus. Dazu die Nähe zur Familie, die auch eine Rolle gespielt hat. Blau-Weiß ist ein hungriger Klub mit Ambitionen, das taugt mir.
Welche Ziele hast du dir persönlich gesteckt, welche mit dem Verein?
Für mich persönlich: Ich möchte so viele Spielminuten wie möglich sammeln. Für mich ist es wichtig, das letzte halbe Jahr aus meiner Vita zu löschen. Als Verein ist es in dieser Saison wichtig, die Liga zu halten. Nach diesem Saisonstart wäre es vermessen zu sagen, dass wir in die Meistergruppe wollen. Langfristig sollte das aber schon das Ziel sein.
Du sprichst das letzte halbe Jahr an. Du bist vergangenen Sommer zu Dinamo Tiflis gewechselt, hast unter dem heutigen GAK-Trainer Ferdinand Feldhofer dort auch regelmäßig gespielt, kamst im Frühjahr aber kaum noch zum Einsatz.
Es ist einiges passiert, ich kann und darf aber zum jetzigen Zeitpunkt nichts darüber sagen. Ich bitte da um Verständnis.
Du warst vor deinem Wechsel ein gestandener Bundesliga-Spieler, hast insgesamt 98 Partien für Altach und den LASK bestritten, wurdest aber auch immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Wie zufrieden bist du mit den Spuren, die du bis jetzt hinterlassen hast?
Es kamen schon einige Spiele zusammen, darauf bin ich, ehrlich gesagt, auch stolz. Ich bin sicher, dass vieles anders gelaufen wäre, wenn ich nicht die Verletzungen gehabt hätte. Es macht aber keinen Sinn, da jetzt irgendetwas nachzutrauern. Ich hoffe einfach, dass noch viele Spiele dazu kommen.
Vor allem die beiden Kreuzbandrisse stechen heraus, einer beim LASK, einer in Altach. Waren das die Tiefpunkte?
Würde ich schon sagen. Vor allem der zweite in Altach hat mich sehr zurückgeworfen, weil er zu einem total unglücklichen Zeitpunkt kam. Ich habe unter Miroslav Klose alles gespielt, hab mich gut gefühlt – die Verletzung kam für mich aus heiterem Himmel. Aber ich denke, dass jede Verletzung auch für etwas gut ist, ich kam auch aus dieser anders und vor allem gestärkt zurück.
Typisch Fußball: Deine 99. Bundesliga-Partie könnte ausgerechnet gegen den LASK sein, zu dem du als 14-Jähriger gewechselt bist und wo du deine ersten und viele weitere Schritte als Profifußballer gemacht hast. Sag jetzt nicht: Ein Spiel wie jedes andere…
Nein, ganz bestimmt nicht! Wobei ich ja schon mit Altach ein paar Spiele gegen den LASK hatte. Aber jetzt mit Blau-Weiß hat es natürlich nochmal ein spezielleres Flair. Und ganz ehrlich: Ich hätte mir nie vorstellen können, dass es mal zu dieser Konstellation kommen würde. Aber so läuft es eben im Fußball. Ich bin jedenfalls richtig froh, dieses Spiel jetzt bestreiten zu können.
Du hast beim LASK auch 25 Spiele unter einem gewissen Oliver Glasner bestritten, der heute zu den Top-Trainern Europas zählt.
Oliver Glasner war maßgeblich daran beteiligt, dass der LASK dort steht, wo er jetzt ist. Ich bin um jedes einzelne Training froh, dass ich unter ihm bestreiten durfte. Unter ihm bin ich definitiv ein besserer Spieler geworden. Darauf kommt es ja an: dass ein Trainer einen Spieler besser macht.
Dein Wechsel zu Blau-Weiß fand am Ende der Transferzeit statt. Wie sehr scharrst du mit dem Hufen, dein Debüt zu geben?
Schon sehr! Es würde mich total freuen, wenn es noch dazu gegen den LASK wäre. Ich habe in den letzten Monaten kein Spiel mehr bestritten, immer für mich selbst trainiert und wusste nicht, wie und ob es überhaupt weitergeht. Und trotzdem habe ich mich nie unterkriegen lassen, immer weitergearbeitet. Damit ich bereit bin, wenn die Chance kommt, so wie jetzt. Ich denke, man sieht, dass ich nach zwei, drei Wochen Training körperlich in der Lage bin, ein Bundesligaspiel zu bestreiten. Ich bin ready für den LASK!
Für beide Teams verlief der Saisonstart kompliziert. Blau-Weiß ist mit dem 3:0 über den GAK aber eine Art Befreiungsschlag gelungen. Wie kann man diesen Drive jetzt ins Derby mitnehmen?
Das Momentum ist auf unserer Seite, das muss man ganz klar sagen. Die Burschen haben es schon gegen Salzburg (Anm.: 2:2) richtig gut gemacht, eine ganz andere Energie gezeigt. Im Cup gewonnen, den GAK besiegt – jetzt heißt es, den Schwung mitzunehmen und die Emotionen, die so ein Derby mit sich bringt, in unsere Richtung zu lenken. Dann bin ich überzeugt, dass wir beim LASK gewinnen können.
Es ist noch früh in der Saison, aber gilt mit Blick auf die Gemengelage: Verlieren verboten!?
Ich glaube, dieses Motto gilt für jedes Derby, das ist einfach ein Prestigeduell. Aber ich war mit Altach zu lange im Abstiegskampf, um nach sechs Runden schon so eine Parole zu benutzen. Mit unserem Liga-System werden Meisterschaft und Abstieg in den letzten zehn Runden entschieden.
Spürt man schon, dass es in der Stadt mehr knistert als sonst?
Ja, schon! Die Brisanz ist da, der Gästesektor war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Man merkt, dass auf alle Beteiligten ein ganz besonderes Spiel wartet.
Text: Markus Geisler; Fotos: GEPA pictures