Admira-Sportdirektor Ketelaer: „Herzog kann auch dazwischen grätschen!“

5. October 2021 in ADMIRAL Bundesliga Der FC Flyeralarm Admira gehört zu den positiven Überraschungen der ersten zehn Runden der ADMIRAL Bundesliga. Angeführt von Legende Andreas Herzog, zeigt die junge „Rasselbande“ aus der Südstadt erfrischenden Fußball, der auf eine Saison ohne Abstiegssorgen hoffen lässt. Auch ein Verdienst von Sportdirektor Marcel Ketelaer, der seit diesem Sommer für den Kader verantwortlich zeichnet. Im Interview mit bundesliga.at spricht der Deutsche über…

…die ersten Auftritte der Admira-„Rasselbande“.

„Zufrieden sein ist immer gefährlich: Das ist der erste Schritt nach hinten! Aber es ist schon erfreulich, wie wir uns von Woche zu Woche entwickeln. Wir haben unser Spiel gefestigt und machen Dinge, die drei Runden zuvor noch nicht so gut geklappt haben, deutlich besser. Zu Saisonbeginn haben wir uns mit der taktischen Formation schwergetan, mittlerweile kann jeder Zuschauer einen Plan erkennen, wenn er die Admira spielen sieht. Das ist uns sehr wichtig.“

 

…Youngsters wie Babuscu (18), Mustapha (20) oder Kronberger (19).

„Dass sie aufgrund ihres jungen Alters noch Licht und Schatten haben, ist ganz normal. Bei Mustapha sagt jeder: Klar, der kommt aus einer großen Liga wie Deutschland. Dabei hat er in Mainz kein einziges Bundesligaspiel gemacht. Kronberger kommt jetzt erstmals regelmäßig über die volle Distanz zum Einsatz. Babuscu ist vor Kurzem erst volljährig geworden. Die müssen sich jetzt alle in der Bundesliga durchbeißen. Mich stimmt positiv, dass das Lehrgeld, das sie bezahlen müssen, von Runde zu Runde weniger wird.“

 

…die Rolle der arrivierten Spieler wie Leitner, Kerschbaum oder Zwierschitz.

„Wir dürfen Thomas Ebner nicht vergessen, ein kleiner Joker, den wir mithilfe unseres Sponsors Flyeralarm ziehen konnten. Genau wie Zwierschitz ist er mit dem Admira-Gen ausgestattet. Solche Typen können den ganzen Haufen nach vorne treiben. Leiti und Kerschi sind schon lange dabei, die wissen ganz genau, wie hier der Hase läuft. Diese vier Spieler müssen die „Rasselbande“ zusammenhalten, das machen sie sehr gut.“

 

…Spieler, die ihn besonders überrascht haben.

„Definitiv Lukas Malicsek! Ein Spieler, der nicht so auffällt, aber defensiv alles abräumt. Ein Stabilisator vor der Abwehr, der unglaublich viele Bälle gewinnt, mit enormem kämpferischem und spielerischem Potenzial. Im nächsten Schritt muss er lernen, die gewonnen Bälle zu sichern und intelligent weiterzuspielen, da hat er noch etwas Luft nach oben.“

 

…den Job von „Kindergartencop“ Andreas Herzog.

„Andi ist extrem kommunikativ, authentisch und offen, er geht auf jeden Spieler zu und findet immer die richtigen Worte. Ein Trainer ist ja nicht nur Übungsleiter, sondern auch für Kopf, Seele und Empfinden der Spieler zuständig. Profis brauchen manchmal Samthandschuhe und manchmal einen Tritt in den Hintern – diesen Spagat schafft er sehr gut. Er kann bei Bedarf auch laut sein. Manchmal würde ich mir wünschen, dass er das noch öfter zeigt, da ist er noch der kreative Freigeist, der das eine oder andere entschuldigt. Aber er kann auch dazwischen grätschen, wenn es die Situation erfordert.“

 

…über die sportliche Ausbeute mit 12 Punkten nach 10 Spielen.

„Ich würde mir wünschen, wir hätten zwei Punkte mehr. Ich habe da das Ried-Spiel (Anm.: 1:2) im Kopf, das wir nie verlieren dürfen. Auch vor gut einer Woche gegen den LASK (1:3) wäre mehr drin gewesen. Das einzige Spiel, das wir auf ganzer Linie verhauen haben, war gegen den WAC. Wir müssen nur aufpassen, dass wir nicht glauben, mehr zu sein als wir aktuell sind.“

 

…über das unfassbar enge Gedränge in der Tabelle (zwischen Platz drei und Platz zwölf liegen nur fünf Punkte), das Chancen und Risiken zugleich birgt.

„Für die Zuschauer finde ich diese Konstellation extrem gut! Diese Liga ist dieses Jahr für große Überraschungen offen, positive wie negative. Für uns ist wichtig, Woche für Woche die angesprochenen Schritte zu machen, dann kommen die Ergebnisse von allein. Wozu es am Ende reicht, ist schwer zu prognostizieren, da wollen wir uns keinen Rucksack umhängen.“

 

…über die ersten spiele mit VAR.

„Es ist Neuland für alle Beteiligten. Einerseits lechzt jeder nach Gerechtigkeit, andererseits ist Fußball ein Emotionsspiel. Mein Vorschlag: Wir sollten alle etwas runter vom Gas gehen. Wir Akteure sollten unsere Emotionen etwas zurückschrauben, die Schiedsrichter sollten die Entscheidungen, die über das „Kasterl“ gefällt werden, nicht überstrapazieren. Wir alle wollen ja ein vernünftiges Fußballspiel sehen, darauf kommt es am Ende des Tages an. Wir bei der Admira sehen das Thema entspannt, da wir wissen, dass wir alle noch lernen müssen, damit umzugehen.“

 

…über die Performance des Nationalteams nach der erfolgreichen EURO.

„Viele Dinge haben wieder Einzug gehalten, die vor der EURO schon nicht optimal waren. Die EM gab jedem Spieler die Chance, sich auf höchster Bühne zu präsentieren, das haben sie hervorragend gemacht. Jetzt ähneln die Leistungen wieder denen vor dem Turnier. Welche Gründe es dafür gibt, kann ich als Außenstehender nicht beurteilen. Womöglich hat die EURO ja nur über vieles hinweggetäuscht, was vorher im Argen war.“

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