Admiras Shooting-Star Onurhan Babuscu und sein genialer Vorgänger

3. August 2021 in ADMIRAL Bundesliga Nur drei Doppelpack-Schützen in der Geschichte der ADMIRAL Bundesliga waren noch jünger als Admiras Shooting-Star Onurhan Babuscu. Der jüngste von ihnen ist heute der älteste, traf sogar drei Mal – und war ebenfalls Admiraner: Ewald Gröss.

„Wir haben ein paar Junge dabei, die richtig für Furore sorgen könnten“, hat Admira-Trainer Andreas Herzog vor Saisonbeginn nicht zu viel versprochen. War es im Auftaktspiel der 17-jährige Filip Ristanic, der beim 1:1 in Tirol überzeugte, stellte sich beim 4:0-Sieg gegen Austria Klagenfurt der um vier Monate ältere Onurhan Babuscu gleich mit einem Doppelpack vor.

„Mach’ deine Dribblings, spiel’ so wie im Training, trau’ dich was“, hatte ihm Andi Herzog zugeredet, als er ihn zur Pause ins Spiel brachte, um den Riegel der nach zwei Ausschlüssen auf neun Mann dezimierten Klagenfurter zu knacken. „Dass ich dann beim Comeback acht Monate nach meinem Meniskusriss gleich zwei Mal treffe, ist unglaublich“, rang der ÖFB-Nachwuchs-Nationalspieler, der schon vor mehr als einem Jahr, damals noch unter Zvonimir Soldo, debütiert hatte, nach Worten.

Ein Zangler wie Kavlak

Denn ein Torjäger im eigentlichen Sinn, sei er gar nicht. Sein Sportdirektor Marcel Ketelaer beschreibt ihn eher als „Zangler“. „Natürlich versuche ich auch Tore zu machen, wenn ich die Chance habe, aber liebe gebe ich Assists“, charakterisiert der gebürtige Badener sein Spiel. Dafür waren seine beiden Premieren-Treffer in der Bundesliga gleich ziemlich geschichtsträchtig. Nur drei Spieler in der Geschichte der Bundesliga waren noch jünger als Babuscu. Die letzten beiden sind ihm mehr als vertraut. Sie haben türkische Wurzeln wie er. Der eine, Veli Kavlak, eigentlich auch ein „Zangler“, war gut sechs Monate jünger, als er im Mai 2006 beim 6:0 Rapids gegen Ried seine ersten beiden Tore in der Bundesliga erzielte. In der Folge bestritt Kavlak 31 Länderspiele und wurde zum Kapitän von Besiktas, ehe eine hartnäckige Schulterverletzung seine Karriere auf Eis legte.

Vier Tage älter als Freund Demir

Der andere war Yusuf Demir. Als der neue Barcelona-Jungstar am 25. April diesen Jahres seinen ersten Doppelpack schnürte, zählte er genau 17 Jahre, 10 Monate und 22 Tage und war damit um vier Tage jünger als Babuscu. „Er ist mein Freund“, hat Onurhan, wie Yussi Jahrgang 2003, kein Problem damit. „Dass er jetzt beim FC Barcelona ist, macht auch mich ein bisschen stolz. Unsere beiden Familien sind schon seit vielen Jahren befreundet, weil sie aus derselben Stadt kommen, aus Trabzon.“

Ewald Gröss, der jüngste Hattrick-Schütze

Der allerjüngste Doppelpack-Schütze der ADMIRAL Bundesliga war Onurhan Babuscu noch kein Begriff. Obwohl er Admiraner war. 17 Jahre, 1 Monat und 1 Tag war das genaue Alter von Ewald Gröss, als er im November 1975 beim 4:0 gegen VÖEST Linz bei seinem fünften Bundesliga-Einsatz nicht nur zwei, sondern gar drei Tore erzielte. „Damals war doch noch ein Frosch im Ball“, lacht der heute 62-Jährige, der schon mit fünfzehneinhalb in der Nationalliga (Vorläufer der 1974 gegründeten Bundesliga) debütierte. „Ich kann mich noch ganz gut erinnern, bei der VÖEST war Willy Kaipel im Tor“, beginnt er seine Schilderung, ehe er abrupt stoppt. „So genau muss ich das ja nicht erzählen, sonst glauben die Leut’ ich schau mir das jeden Tag auf Video an, die es aus dieser Zeit aber eh nicht gibt.“

Knieprobleme verhinderten WM 1978
Nach diesem fulminanten Start waren die Erwartungen hoch in das „Riesentalent“, als das er immer schon gegolten hatte. „Aber ich war ein Halbwaise aus dem tiefsten Waldviertel“, war es für ihn nicht leicht, damit umzugehen. „Abseits des Spielfeldes hat sich ja niemand um uns gepfiffen. Im Gegenteil, wir sind noch geprügelt worden. Weil: auch gute Ratschläge sind Schläge. Zuerst kommen die Einflüsterer, dann die Besserwisser, die Neider. Die Immobilienmakler, die Autohändler, die mit dir Geschäfte machen wollen. Damit musst du als junger Mensch erst einmal klar kommen.“

Und dann kamen auch noch die Verletzungen. „Senekowitsch, der schon bei der Admira mein Trainer war, hätte mich 1978 liebend gern zur WM nach Argentinien mitgenommen. Aber da hat mein Knie nicht mitgespielt.“ Auch später nicht, als er bereits für Salzburg und Wacker Innsbruck auf Torjagd ging. „Wenn Teamchef Stotz gesagt hat, dass ich am Mittwoch spiele, habe ich mich garantiert am Montag verletzt.“ So blieb es bei nur einem (allerdings inoffiziellen) Länderspiel gegen Israel 1979. „Aber dafür mit dem Jahrhundert-Sturm Schachner, Krankl, Gröss.“ Ja, die Konkurrenz war damals groß. „Ich wollte immer nur in den Strafraum, aber da war schon der Krankl. Und der hat sich seine Sturmpartner schon auch ausgesucht“, so Gröss mit einem Augenzwinkern.

Onkel „Turbo“ wusste es schon

In der Bundesliga sind es am Ende trotzdem immerhin 68 Tore in 248 Bundesliga-Spielen geworden. „Aber ich musste auch mit 26 Jahren nach acht Knie-Operationen aufhören“, blieben Gröss noch einige Jahre im Unterhaus, ehe er für viele Jahre Trainer in Bad Vöslau wurde. Dort hat er auch erstmals den Namen Onurhan Babuscu gehört. „Sein Onkel war mein Spieler, Turgay Babuscu, aber alle haben ihn nur als ‚Turbo‘ gekannt. Der hat mir erzählt, dass er einen sehr talentierten Neffen hat“, drückt er seinem Nachfolger die Daumen, dass er in seiner Karriere mehr Glück haben wird. Und vielleicht, wenn die Enkerl ihn drängen, geht Ewald Gröss ja auch wieder einmal in die Südstadt, um sich selbst ein Bild von der Admira unter Trainer Andi Herzog zu machen. Immerhin hat er seinerzeit ja noch mit dessen Vater Anton Herzog zusammengespielt. Bei der Admira, für die er dann als bis heute jüngster Spieler der Bundesliga-Geschichte einen Doppel- und Triplepack erzielt hat.

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