Salzburgs Wöber: „Vielleicht ja ein Admira-Fluch“

13. August 2021 in ADMIRAL Bundesliga Max Wöber ist gerade einmal 23 Jahre alt, aber im blutjungen Kader von Serienmeister Red Bull Salzburg bereits ein Routinier. Im Interview mit bundesliga.at spricht der Abwehrchef über den Traumstart mit neun Punkten, Zweifel, seine Zukunft und die für RB-Verhältnisse magere Bilanz gegen den kommenden Gegner FC Flyeralarm Admira. Und natürlich über den Showdown nächste Woche gegen Bröndby um die Gruppenphase in der Champions League.

bundesliga.at: Neuer Trainer, Schlüsselspieler wie Ramalho, Mwepu oder Daka weg. Die Konkurrenz hatte die Hoffnung, dass es zumindest etwas dauern könnte, bis der Salzburg-Express ins Rollen kommt. Warum war das ein fataler Irrtum?

Max Wöber: So ein Umbruch wie in diesem Sommer ist ja fast schon Standard bei uns. Es gibt nur Wenige – Trainer oder Spieler –, die wirklich lange hier sind, um dann den nächsten Schritt zu machen. Das gehört zur Philosophie. Wir hatten eine interessante Vorbereitung mit Höhen und Tiefen und wussten zum Saisonstart nicht genau, wie gut wir wirklich sind. Seit dem Auftaktsieg gegen Graz, wo wir mit einer blutjungen Truppe einen routinierten Auftritt mit einer Top-Leistung hingelegt haben, haben wir wieder unser riesiges Selbstbewusstsein. Das wurde durch Auftritte wie gegen Atletico (Anm.: 1:0-Sieg) oder Barca (2:1) auch nicht gerade geschmälert. Aber wir wissen die Erfolge schon einzuschätzen und wissen ebenfalls, dass wir erst am Beginn einer langen Saison stehen.

Du sprichst von Tiefen in der Vorbereitung. Gab es auch mal Zweifel, ob ihr auf dem richtigen Weg seid?

Ja, schon. Bei der 1:3-Niederlage gegen Monaco wurden uns die Grenzen aufgezeigt, die wir zum damaligen Zweitpunkt hatten. Da hat längst nicht alles hingehauen, was wir und das Trainerteam uns vorgestellt hatten. Klar beginnt man dann nachzudenken. Diese Sorgen sind aber mit dem Spiel in Graz verflogen. Und ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Niveau auch über die ganze Saison halten können.

Wie hat Matthias Jaissle den Umbruch moderiert? Eher als soft Relaunch oder doch mit einem harten Besen?

Er hat seine eigene Philosophie, seinen eigenen Spielplan, das aber mit der klaren DNA von Red Bull: hohes Pressing, Durchschieben, den Gegner stressen. Im Unterschied zu vorher haben wir mehr Fokus auf das Spiel mit Ball gelegt und auch das System ein wenig verändert (Anm.: von 4-4-2 auf 4-3-1-2). Wir haben in den ersten vier Wochen daran gearbeitet, Laufwege zu verinnerlichen, das hat zum Saisonstart sehr gut geklappt.

Du bist zwar erst 23 Jahre alt, aufgrund deiner Vita aber schon ein Routinier. Welche Rolle kam dir bei dem Umbruch zu?

Als ich vor zwei Jahren verpflichtet wurde, wurde ich schon als Führungsspieler geholt. Ich hatte da ja bereits in starken Ligen wie Holland oder Spanien gespielt, einige internationale Matches in den Beinen gehabt. Es war der Anspruch des Klubs, aber auch von mir selbst, dass ich in eine Führungsrolle schlüpfe. Da möchte ich mich auch weiterentwickeln. Jetzt helfe ich den Jungen, werde auch mal laut und versuche, sie zu führen. Mit 23 bin ich für meine Position ja selbst noch jung, aber trotzdem schon recht erfahren.

Mit Andre Ramalho hast du im Sommer deinen kongenialen Partner verloren, ihr habt gemeinsam 52 Spiele absolviert. Wie lange dauert es, bis sich ein Innenverteidiger-Paar gefunden hat?

Unterschiedlich. Manchmal klappt es sofort, wie bei mir und Andre. Was auch daran lag, dass wir uns auch neben dem Platz top verstanden haben. Aktuell spiele ich mit Oumar Solet, das hat auch schon ganz gut funktioniert. Was uns noch fehlt, ist das Feintuning, das blinde Verstehen, das man braucht. Das wird aber von Spiel zu Spiel besser.

Auch im Tor gab es mit dem Abgang von Cican Stankovic eine Veränderung. Wegen des Wechselspiels von Philipp Köhn und Nico Mantl gibt es noch keine klare Nummer 1. Dabei heißt es doch immer, Abwehr und Tormann müssen aufeinander abgestimmt sein…

Ich sehe da überhaupt kein Problem, finde es sogar gut, dass beide eine faire Chance bekommen, sich zu beweisen. Ich verstehe mich mit beiden gut, kenne ihre Stärken und Schwächen. Man wird sehen, wer sich am Ende durchsetzt und spielt. Wichtig ist nur, ab einem gewissen Zeitpunkt eine Konstanz reinzubekommen, um sich optimal einzuspielen.

Du wirst öffentlich keine Wertung abgeben – aber unterscheidet die beiden etwas Gravierendes?

Nein, vom Niveau her sind sie auf Augenhöhe. Ich glaube, dass der, der selbstbewusster auftritt, das Rennen für sich entscheiden wird.

In der Liga geht es am Samstag (17 Uhr) in der Südstadt gegen die Admira. In den letzten fünf Spielen gab es nur zwei Siege für euch, für eure Verhältnisse eine magere Bilanz.

Das haben wir in der Mannschaft auch schon diskutiert, warum wir, vor allem auswärts, zuletzt nie mehr als einen Punkt gegen sie geholt haben. Wir wissen es aber auch nicht. Ob es ein kleiner Fluch ist oder Einstellungssache. Meistens war die Admira Tabellenletzter, als wir dort antraten, vielleicht hat es der eine oder andere Spieler von uns auf die leichte Schulter genommen. Wir haben klar angesprochen, dass das nicht mehr vorkommen darf. Wir müssen jeden Gegner ernst nehmen, unsere beste Leistung zeigen. Dann bin ich mir sicher, dass wir am Samstag gewinnen werden.

Drei Tage später geht es gegen Bröndby um die Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League. Marc Janko hat kürzlich zugegeben, dass solche Spiele schon im Kopf herumgeistern, wenn es kurz darauf im Europacup ums Eingemachte geht. Darf die Admira darauf spekulieren?

Bis jetzt hat das Spiel noch gar keine Rolle gespielt, null. Keine Analysen, keine Videos – weil wir eben mit den Gedanken beim Admira-Match sein müssen. Klar hat das Spiel jeder von uns im Kopf und weiß, dass es womöglich die beiden wichtigsten Spiele der Saison sind. Das darf uns aber nicht ablenken. Wir wollen in der Südstadt drei Punkte holen, dann perfekt regenerieren und gegen Bröndby bereit sein.

Apropos Ansprüche: Bröndby wartet seit 1998 auf die Gruppenphase der Königsklasse und hat in der Liga mit drei Remis und einer Niederlage einen Fehlstart hingelegt. Schwer vorstellbar, dass die euren Lauf stoppen können, oder?

Am Papier hat man immer schnell einen klaren Favoriten. Aber schau dir nur die Ergebnisse von dieser Woche an: Wer hätte gedacht, dass Roter Stern Belgrad (Anm.: gegen Sheriff Tiraspol) oder die Glasgow Rangers (gegen Malmö) ausscheiden würden? Man hat zwei Spiele und muss in denen top performen. Und im Play-off sind sowieso keine Gegner mehr dabei, gegen die man einfach so drüberfährt.

Wenn es Salzburg in die Champions League schafft – dann fix mit Max Wöber? Bei deiner Verpflichtung hieß es, man könne sich vorstellen, dich nach zwei Jahren gewinnbringend zu verkaufen. Das wäre jetzt so weit.

Ich sag mal so: In Deutschland gab es zuletzt Beispiele, wo sich Leute klar für einen Verein ausgesprochen haben und dann doch gewechselt sind. Von daher verzichte ich in dem Fall auf eine Aussage. Was ich sagen kann: Der klare Plan derzeit ist, dass ich eine weitere Champions-League-Saison mit dem FC Red Bull Salzburg spiele.

Artikel teilen: