Wolfsbergs Wechsel-Wunder „Wuschi“ Wernitznig

22. October 2021 in ADMIRAL Bundesliga Christopher „Wuschi“ Wernitznig gehört beinahe schon zum Inventar der ADMIRAL Bundesliga. In seinem erst zweiten Kärntner Derby könnte der WAC-Allrounder ein höchst seltenes Jubiläum feiern – seine 100. Einwechslung. Kein Wunder, dass er mit 13 Toren auch Top-Joker unter den aktiven Bundesliga-Spielern ist.

Wenn Christopher Wernitznig früher ein Kärntner Derby sehen wollte, musste er schon zum Eishockey gehen (als gebürtiger Villacher drückt er natürlich für den VSV), von einem Kärntner Fußball-Derby konnte jedenfalls lange keine Rede sein, nachdem im ersten Jahrzehnt der 2000er mit Bad Bleiberg, dem FC Kärnten und schließlich auch der Kärntner Austria gleich drei Bundesligavereine das Zeitliche gesegnet hatten. Ja nicht einmal an eine Profilaufbahn wollte der „Wuschi“ aus Nötsch („Ich hatte so einen Topfschnitt mit Wuschelkopf, daraus ist dann Wuschi geworden“) mehr glauben, als er mit knapp 21 in Ermangelung eines Bundesligaklubs in der näheren Umgebung noch immer beim Villacher SV in der Landesliga kickte. Daran hätte sich vielleicht auch nichts mehr geändert, hätte er im Herbst 2010 nicht beeindruckende zehn Tore in 16 Spielen erzielt und damit die Aufmerksamkeit eines Freundes von Walter Kogler geweckt. Der gab dem Kärntner Ex-Teamverteidiger, der zu dieser Zeit Trainer des FC Wacker Innsbruck war, den Tipp, sich den „Wuschi“ doch einmal anzuschauen. Aus einer Woche Probetraining in Tirol sind am Ende dreieinhalb Jahre auf dem Tivoli geworden.  

Nummer 4 der aktiven Bundesliga-Spieler

Seit seinem Debüt im April 2011 hat Christopher Wernitznig stolze 310 Bundesliga-Spiele bestritten. Von allen aktiven Bundesliga-Spielern hat er nur noch Mario Sonnleitner (407), Andi Ulmer (369) und Alex Grünwald (313) vor sich. „Es waren viele positive und negative Erlebnisse dabei. Am schlimmsten war sicherlich der Abstieg mit Wacker, Highlight waren die dritten Plätze und die Europa-League-Spiele mit dem WAC“, fühlt sich der 31-Jährige noch fit und frisch genug, um noch ein paar Jahre anzuhängen. „So schnell wie am Anfang meiner Karriere bin ich nicht mehr, da haben mich schon ein paar überholt, dafür habe ich heute ein besseres Auge“, lacht der Gailtaler, der seit 2014 den Dress des RZ Pellets WAC trägt. Vor allem ist er heute vielseitig wie ein Schweizer Messer. Außer Torhüter und Innenverteidiger hat der gelernte Flügel schon alles gespielt.

100. Einwechslung im Kärntner Derby?

Vielleicht macht ihn auch das zum idealen Wechselspieler. Nachdem er zuletzt vier Runden mit einem Bänderriss im Sprunggelenk verpasst hatte, wurde er beim 1:0-Sieg gegen den LASK nämlich bereits zum 99. Mal in seiner Bundesliga-Karriere eingewechselt. Im Kärntner Derby gegen Austria Klagenfurt könnte er am Samstag also den 100er voll machen – als erst sechster Spieler in der Geschichte der ADMIRAL Bundesliga. „Lieber würde ich schon von Anfang an spielen“, hat „Wuschi“ keine große Freude mit dieser Art von Hunderter-Klub. Obwohl es wirklich keine Schande ist, sich hinter Markus Scharrer (128 Einwechslungen), Wolfgang Mair (117), Mario Haas (114), Roman Kienast (111) und Christoph Westerthaler (107) einzureihen.

Aktueller Top-Joker der Liga

Versöhnlicher mit der Reservistenrolle stimmt ihn da schon jene Statistik, die ihn mit 13 Toren nach einer Einwechslung als Rekord-Joker unter den aktuellen Bundesliga-Spielern ausweist. Insgesamt teilt sich der Allrounder mit Thomas Janeschitz den fünften Platz hinter Julius Perstaller (14 Joker-Tore), Mario Haas (16), „Gischi“ Westerthaler (18) und – Trommelwirbel – Alfred Drabits, der bei 95 Einwechslungen 27 Mal einnetzte. Damit bewegt sich der Ex-Austrianer fast in Dimensionen von Nils Petersen. Der Rekord-Joker der Deutschen Bundesliga schraubte seinen Rekord unlängst auf 30 Tore nach 105 Einwechslungen.

„Ich ziehe schon ein g’scheites Aufwärmprogramm durch, damit ich von der ersten Sekunde an zu hundert Prozent da bin“, beschreibt Christopher Wernitznig seine Joker-Qualitäten. „Aber es kommt auch ganz auf das Spiel an. Wenn wir viel Ballbesitz haben, ist es natürlich leichter ins Spiel zu kommen.“ Zuletzt hat der WAC-Joker im März bei der 3:5-Niederlage gegen die WSG Tirol gestochen. „Früher war es mir wichtig, Tore zu schießen, jetzt ist es mir wichtiger, dass die Mannschaft performt“, erklärt er, warum er in der vergangenen Saison nur ein Tor verbuchen konnte, während er in seiner ersten Bundesliga-Saison noch acht Mal getroffen hat.

Noch einmal Europa League

Dabei wüsste er schon noch wie es geht. „Eigentlich brauche ich nur in die Box zu laufen, der Michi Liendl serviert mir dann den Ball schon perfekt“, verneigt sich „Wuschi“ vor dem genialen Einfädler der Wolfsberger. „Ich spiele jetzt die vierte Saison mit dem Michi. Wir sind Zimmerkollegen und gute Freunde geworden. Wie er performt, das ist schon herausragend.“ Gemeinsam mit ihm würde er nur allzu gerne noch einmal Europacup-Luft mit dem WAC schnuppern. „Die Qualität für die Top 3 ist da. Nach einem durchwachsenen Start haben wir uns ja auch auf den dritten Platz vorgearbeitet, den wollen wir nicht mehr so schnell hergeben“, sagt Wernitznig mit einem Blick auf das Derby. „Austria Klagenfurt macht das als Aufsteiger bisher wirklich gut, aber natürlich wollen wir die beste Mannschaft in Kärnten bleiben.“ Reicht ja, dass die Klagenfurter im Eishockey schon wieder vorne sind…

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