Ziegl, Ulmer & Co.: Die treuen Dauerbrenner der Liga

24. August 2021 in ADMIRAL Bundesliga Vereinstreue? Ist was für altmodische Retro-Kicker. Oder doch nicht? In der ADMIRAL Bundesliga gibt es einige Spieler, die seit vielen Jahren fast schon zum Inventar ihrer Klubs gehören. Ihr Anführer: Rieds Marcel Ziegl, der schon in der Saison 2008/09 seine damals nicht mal 16-jährigen Knochen für die Kampfmannschaft der Innviertler hinhielt. Und seitdem ohne Unterbrechung alle Höhen und Tiefen bei den Oberösterreichern mitmachte. Er sagt: „Wenn ich am Ende meine ganze Karriere in Ried verbracht hätte, wäre ich richtig stolz darauf!“

Der 29. November 2008 ist ein denkwürdiger Spieltag in der Bundesliga. Das Oberösterreich-Derby Ried gegen den LASK steht auf dem Programm, und als ob die Tatsache, erstmals im Kader zu stehen, nicht schon aufregend genug wäre, wird Marcel Ziegl in der 89. Minute auch noch zur Seitenlinie beordert. „Du kommst jetzt rein“, raunt Co-Trainer Michi Angerschmid dem damaligen Akademie-Spieler zu. „Ich war total nervös“, erinnert sich Ziegl im Gespräch mit bundesliga.at. „Kaum war ich auf dem Feld, schießt Wiggerl Drechsel das Siegtor zum 1:0. Ich hab‘ in dem Moment überhaupt nicht realisiert, was da gerade passiert.“

Die 10 Spieler, die in der ADMIRAL Bundesliga am längsten bei ihren Klubs unter Vertrag stehen:

Spieler                           Klub                                                 seit Saison           Datum

Marcel Ziegl                SV Guntamatic Ried                  2008/09           01.01.2009

Andreas Ulmer            FC Red Bull Salzburg                2008/09           28.01.2009

Martin Kobras             CASHPOINT SCR Altach            2009/10           01.07.2009

Philipp Netzer             CASHPOINT SCR Altach            2009/10           24.08.2009

Alexander Walke         FC Red Bull Salzburg                2010/11             07.07.2010

Alexander Grünwald    FK Austria Wien                       2011/12             01.07.2011

Andreas Leitner          FC Flyeralarm Admira               2011/12           01.07.2011

Thomas Rotter            TSV Egger Glas Hartberg          2012/13           01.07.2012

Maximilian Hofmann    SK Rapid Wien                          2013/14           01.07.2013

Alexander Kofler          RZ Pellets WAC                          2013/14           01.07.2013

Emanuel Schreiner       CASHPOINT SCR Altach         2013/14           01.07.2013

Nun, Marcel Ziegl hat im zarten Alter von 15 Jahren, elf Monaten und neun Tagen sein Bundesliga-Debüt gefeiert – als bis heute zweitjüngster Spieler dieses Jahrtausends (hinter Marco Hesina, 2007 bei Wacker Innsbruck). Und er ist seitdem seinem Klub treu geblieben, mit allen Höhen und Tiefen: Abstieg, Cupfinale, Kreuzbandrisse, Europacup, Wiederaufstieg – alles, was den Fußball zu einer emotionalen Ausnahmeerscheinung macht, hat er mit den Innviertlern erlebt. „Das Schönste dabei war, als wir es 2020 im dritten Anlauf zurück in die Bundesliga schafften. Wenn man so lange dabei ist, weiß man, wie wichtig dieser Schritt für den ganzen Verein war.“

Natürlich gab es auch bei ihm mal den Gedanken, es woanders zu probieren. Überlegungen, ob der nächste Schritt nicht besser einer ist, der aus dem Innviertel wegführt. „Aber immer, wenn sich irgendetwas anbahnte, kam etwas dazwischen.“ Eine Verletzung, zum Beispiel. Oder ein Angebot der Wikinger, das im Gesamtpaket einfach unschlagbar war. Also blieb Ziegl dem Innviertel treu. Nie als Notlösung, sondern immer aus Überzeugung. „Ich habe nie meinen Vertrag verlängert, weil es meine einzige Alternative war. Sondern weil ich wusste, was ich an diesem Klub, der auch in schweren Zeiten zu mir stand, habe.“

Die treuesten Spieler der ADMIRAL Bundesliga, gereiht nach Einsätzen in der höchsten Spielklasse für ihren Klub:

Spieler                                         Klub                                            Spiele

Andreas Ulmer                       FC Red Bull Salzburg            339       

Alexander Grünwald              FK Austria Wien                    249       

Markus Suttner                       FK Austria Wien                    233       

Christopher Wernitznig         RZ Pellets WAC                      214       

Marcel Ziegl                             SV Guntamatic Ried              209       

Alexander Kofler                    RZ Pellets WAC                      188       

Andreas Leitner                     FC Flyeralarm Admira          186     

Jan Zwischenbrugger            CASHPOINT SCR Altach      183     

Emanuel Schreiner                 CASHPOINT SCR Altach      179       

Stephan Zwierschitz              FC Flyeralarm Admira          177       

Dazu kommt, dass Ziegl schon immer Anhänger von Manchester United war. Also von einem Klub, der damals mit Ikonen wie Ryan Giggs, Paul Scholes oder Gary Neville das Legendentum serienmäßig eingebaut hatte. „Ich fand auch toll, dass es Typen wie Totti gab, die ihr ganzes Leben bei der Roma verbracht haben. Mir haben solche Konstellationen immer getaugt.“ Genauso wie die, dass ein Lionel Messi nie und nimmer für einen anderen Klub auflaufen würde als für Barcelona… „Das ist wirklich bitter“, stöhnt Ziegl. „Messi oder Sergio Ramos im PSG-Trikot – das fühlt sich einfach falsch an, das passt nicht. Und zeigt auch, auf was für einem verrückten Weg sich der Fußball aktuell befindet.“

Wobei: So ganz ausschließen will und kann der Kapitän der SVR nicht, dass er selbst auch nochmal für einen anderen Verein die Fußballschuhe schnürt. Dafür sei das Geschäft zu unberechenbar, zu schnelllebig. Geplant, so versichert er, ist es allerdings nicht. „Es müsste schon etwas kommen, das mich richtig vom Hocker haut“, sagt der 28-Jährige, der erst in diesem Sommer seinen Vertrag bis 2023 verlängert hat. „Und wenn ich meine Karriere hier beende, hätte ich auch nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Im Gegenteil: Immer in Ried – darauf wäre ich mächtig stolz.“

Witziger Zufall: Bei Ziegls Debüt Ende 2008 stand auch ein gewisser Andreas Ulmer auf dem Platz, er beackerte im legendären 3-3-3-1-System von Paul Gludovatz damals die linke Rieder Seite. Es war der einzige gemeinsame Auftritt der beiden Profis, die das Ranking der loyalsten Spieler souverän anführen. Geht es nach den Spielen in der höchsten Klasse für „ihren“ Verein, hat der heutige Salzburger sogar klar die Nase vorn, da er mit seinem Klub nie in der 2. Liga war. Auch für ihn ist die Frage, ob er glaubt, etwas versäumt zu haben, keine präsente. „Ich spiele vielleicht nicht in einer großen Liga, aber Red Bull Salzburg ist ein großer Verein. Ich weiß genau, was ich an ihm habe.“

Die Spieler, die bei den 12 Vereinen der ADMIRAL Bundesliga jeweils am längsten unter Vertrag stehen:

Klub                                              Spieler                         Vertrag seit     Spiele

SV Guntamatic Ried              Marcel Ziegl               01.01.2009       209

FC Red Bull Salzburg            Andreas Ulmer           28.01.2009      339

CASHPOINT SCR Altach       Martin Kobras            01.07. 2009      155

FC Flyeralarm Admira          Andreas Leitner          01.07. 2011      186

FK Austria Wien                      Alexander Grünwald 01.07. 2011      249

TSV Egger Glas Hartberg     Thomas Rotter            01.07. 2012       64

RZ Pellets WAC                     Alexander Kofler         01.07. 2013      188

SK Rapid Wien                       Maximilian Hofmann  01.07. 2013      152

SK Puntigamer Sturm Graz  Tobias Schützenauer 01.07. 2014       6

WSG Tirol                                Ferdinand Oswald     01.07. 2014       61

LASK                                        Peter Michorl               01.07. 2015      131

SK Austria Klagenfurt           Florian Jaritz              01.07. 2016         2

Ob Thomas Rotter in Hartberg, Andreas Leitner bei der Admira oder Philipp Netzer in Altach – es gibt sie noch, die Vereins-Loyalisten. Die österreichischen Tottis, Müllers oder Maldinis. Spieler, für die Vereinstreue keine leere Floskel, sondern gelebte Realität ist. „Ich würde auch im Nachhinein nichts anders machen wollen“, sagt ihr Anführer, Marcel Ziegl. Und klingt dabei nach allem, nur nicht nach einem Retro-Kicker.

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