11 Fragen an Jonas Wendlinger

17. February 2023 in ADMIRAL Bundesliga

Trotz der Verpflichtung von Richard Strebinger feierte Jonas Wendlinger in der Vorwoche sein Bundesliga-Debüt im Tor der SV Ried. Auch für das Derby gegen den LASK steht der Sohn des früheren Formel-1-Piloten Karl Wendlinger in der Poleposition. Wie er beim Fußball und nicht im Motorsport landete, ist eine unserer „11 Fragen“ an den 22-Jährigen.

 

1) Jonas, Gratulation zum Bundesliga-Debüt, wie hat sich’s trotz der 0:1-Niederlage gegen Hartberg angefühlt?

Ich habe mich ganz gut gefühlt, in der ersten Halbzeit war wenig los, da haben wir’s staubig gespielt. Aber auch in der zweiten Hälfte war es trotz des Gegentores relativ human, da waren die Cupspiele sogar stressiger. Aber durch die Niederlage war die Freude über das Debüt dann auch nicht so toll.

2) Du hast ja schon alle Cupspiele in dieser Saison bestritten, war es dennoch ein Schock, dass du nach der Verletzung von Sahin-Radlinger so schnell Bundesliga-Torhüter geworden bist?

Für den Verein war es auf jeden Fall ein Schock. Mir hat es leid getan, weil Sami einen unglaublich guten Herbst gespielt hat und auch in der Vorbereitung wieder gut drauf war. Als es dann passiert ist, habe ich schon das Cupspiel gegen den Sport-Club im Kopf gehabt und habe mich dann gleich darauf eingestellt, dass ich auch weiterhin spielen werde.

3) Wie bist du aus dem „Motorhome“ deines Vaters Karl Wendlinger zum Fußball gekommen?

Ich bin in einem kleinen Dort in der Nähe von Kufstein aufgewachsen und habe schon mit fünf Jahren im Kindergarten mit Fußball begonnen. Im Verein habe ich je nach Altersstufe im Sturm und im Tor gespeilt, wobei es immer Phasen gab, in denen ich lieber das eine als das andere war. Ich war sogar in der Akademie bis zur U15 noch Stürmer.

4) Der 1. FC Nürnberg hat dich aber schon als Torhüter verpflichtet?

Das war am Ende der U16-Meisterschaft, wir haben eine richtig gute Saison gespielt und sind Dritter geworden, nachdem wir sogar Herbstmeister waren. Soweit ich weiß, waren die Nürnberg-Scouts unterwegs, um zu sehen, was es auf dem Torhütersektor so gibt und haben mich gegen Salzburg gesehen. Danach habe ich eine Einladung zum Probetraining bekommen und bald darauf das Angebot, nach Nürnberg zu wechseln.

5) Dort hast du jede Menge prominente Trainer genossen, auch Austrias Neo-Trainer Michael Wimmer?

Michael Wimmer war immer ein Jahr unter mir, ich kenne ihn zwar, hatte ihn aber nie als Trainer. Bei Matarazzo habe ich manchmal in der U19 ausgeholfen und Marek Mintal war mein U21-Trainer.

6) Warum ist es in Nürnberg nicht weitergegangen?

In Nürnberg war es immer turbulent. Ich habe unter Michael Köllerer meinen ersten Profivertrag bekommen, da war die Euphorie schon groß. Der „Club“ war in der Bundesliga und ich voll dabei, obwohl ich eigentlich noch der U19 angehört habe. Aber dann kam eine ganz schlechte Zweitliga-Saison, ich habe eine Schambeinverletzung gehabt und wurde wieder bei den Amateuren geparkt. Dann kam Corona, wir konnten nicht spielen, mein Vertrag ist ausgelaufen und es gab eigentlich keinen Kontakt mehr.

7) Wie bist du nach Ried gekommen?

Mein Tormanntrainer Hubert Auer war einmal in Nürnberg hospitieren, da haben wir uns kennengelernt. Er hat mich dann nach Ried geholt. Er hat mir seither einige Sachen für das Profibusiness beigebracht, die man im Nachwuchs nicht so trainiert, da habe ich schon noch einmal einen Sprung gemacht.

8) Du hast in Ried Vertrag bis 2024, hast du schon Pläne für den nächsten Schritt?

Den nächsten Schritt will ich jetzt machen, indem ich zeige, dass ich als Nummer eins in der Bundesliga spielen kann. Dann habe ich noch ein Jahr in Ried, viel länger kann man im Fußball ohnehin nicht planen. Danach kommt es darauf an, wie die Situation ist. Wie sehen sie mich, wie geht es mit Sami weiter? Es macht keinen Sinn, zu weit nach vorne zu schauen.

9) Bis zum Derby gegen den LASK können wir aber schon schauen? Was rechnest du dir aus?

Obwohl der LASK sehr stark ist, haben wir in der Vergangenheit im Derby immer sehr gute Leistungen gebracht. Deshalb glaube ich, dass auch diesmal ein Punktegewinn möglich ist. Das Derby wird sicher wieder ein besonderes Spiel. Wir spielen vor ausverkauftem Haus, die Fans geben Gas, das ist dann schon noch einmal eine andere Stimmung.

10) Aber vielleicht nicht ganz so glamourös wie die Formel 1. Hat es dich nie zum Motorsport hingezogen?

Papa bei den Langstrecken-Klassikern in Spa oder Monza zuzuschauen, war schon cool und hat auch Spaß gemacht. Wir waren auch öfter in Spielberg und als wir noch in Monaco gelebt haben, habe ich natürlich auch dort den Grand Prix geschaut. Aber letztlich, glaube ich, waren meine Eltern ganz froh, dass ich mit Fußball so viel Spaß gehabt habe. Auch wenn man bedenkt, wie hart und auch teuer dieses Geschäft ist. Als sich für mich dann die Perspektive mit der Akademie aufgetan hat, war der Motorsport überhaupt kein Thema mehr.

11) Dennoch könnte es im Frühjahr noch zu einem Duell Wendlinger gegen Schumacher kommen, wenn ihr mit Klagenfurt in einer Play-Off seid.

(lacht) Ja, das gibt sicher eine schöne Schlagzeile.

Redakteur: Horst Hötsch
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