11 Fragen an Peter Michorl: „Als Legende sehe ich mich noch nicht“

8. November 2022 in ADMIRAL Bundesliga

Peter Michorl ist in dieser Saison wieder die treibende Kraft im LASK-Mittelfeld. Warum seine Scorerpunkte in den letzten Saisonen weniger geworden sind, was das mit Gernot Trauner zu tun hat und warum er noch keine LASK-Legende sein will, verriet er in der Rubrik „11 Fragen an…“.

 

1) Peter, du bist mit 321 Spielen für den LASK schon fast eine Legende. Weißt du, welche drei Spieler noch öfter für den LASK gespielt haben?

Klaus Dantlinger, Klaus Lindenberger und der dritte fällt mir jetzt nicht ein (Anm.: Gerhard Sturmberger). Als Legende sehe ich mich noch nicht, ich bin erst 27 und habe vor, noch viele Jahre aktiv zu bleiben. Aber es macht mich schon stolz, dass ich für diesen Traditionsklub schon so viele Spiele gemacht habe.

2) Du warst doch vorerst von der Austria nur an den LASK verliehen, warum bist du geblieben?

2014 habe ich bei der Austria den Vertrag verlängert und bin zunächst für ein Jahr an den LASK verliehen worden. In diesem Jahr hat bei der Austria der Sportdirektor gewechselt, Thomas Parits wurde von Franz Wohlfahrt abgelöst, der die Option nicht gezogen hat. Der LASK hat dann vom Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und ich bin ein echter Linzer geworden.

3) Stichwort Austria: Im vergangenen Sommer wechselten mit Holland, Gruber und Raguz gleich drei LASK-Spieler zur Austria. War das für dich keine Option?

Mich hat von der Austria keiner kontaktiert, von daher war das kein Thema.

4) Aber 2020 warst du schon auf dem Sprung nach Deutschland, von HSV und Bremen war die Rede, warum ist daraus nichts geworden?

Es ist kein Geheimnis, dass jedes kleine Kind, das in Österreich Fußball spielt, davon träumt, einmal in einer der Top-5-Ligen zu spielen. Ich war kurz davor, aber es hat sich zerschlagen, weil der HSV doch nicht in die Bundesliga aufgestiegen ist. Aber ich war keineswegs enttäuscht, ich habe gewusst, dass ich auch beim LASK an einer Top-Adresse bin. Und wir haben dann ja auch in Europa ordentlich für Furore gesorgt.

5) Ecke Michorl, Kopfball Trauner, Tor! LASK-Fans werden wahrscheinlich noch in vielen Jahren von dieser Traum-Kombination reden. Du hast zu 13 Trauner-Toren die Vorlage gegeben, wie hat sich das entwickelt?

Zu der Zeit hatten wir einige wuchtige Spieler, neben Gernot Trauner zum Beispiel noch Ramsebner oder Holland. Da war es bei Eckbällen nicht so schwer, einen von ihnen in der Mitte zu treffen. Als Schütze musste ich nur die Bälle reinbringen, wichtiger ist das Durchsetzungsvermögen der Kopfballspezialisten vor dem Tor. Und da ist Gernot einfach sehr, sehr gut, deshalb war er sehr oft an der richtigen Stelle.

6) Du hattest 2018/19 unglaubliche 18 Assists, in der Saison darauf 13. Seither sind es weniger geworden. Hat sich deine Rolle ein bisschen geändert?

(lacht) Der Gernot ist nicht mehr da! Nein, viele dieser Assists waren ja wirklich aus Standards und wir haben jetzt nicht mehr den ganz so wuchtigen Zielspieler im Zentrum. Aber meine Scorerpunkte sind mir relativ egal, wichtiger ist mir der Mannschafts-Erfolg und der passt jetzt wieder. Ich kenne meine Qualitäten und der Trainer auch, weil er stellt mich jede Woche auf.

7) Dennoch, inwieweit hat vielleicht die Verpflichtung von Robert Zulj dein Spiel verändert?

Ich spiele jetzt öfter eine offensivere Rolle im 4-3-3. Deshalb kommt vielleicht manchmal von  Leuten, die das nicht erkennen, Kritik, dass ich nicht mehr so viel zum Spielaufbau beitrage. Aber mir taugt auch diese Rolle, in der ich mehr Freiheiten habe. Und zu Robi: Mit ihm haben wir einen Klassespieler dazu bekommen, der den letzten Ball perfekt spielen kann und der uns stärker macht.

8) Dein Rollenwechsel war aber nicht der Grund, warum du von der Nummer 10 wieder auf die 8 zurückgewechselt bist?

Nein, um ehrlich zu sein, war es Aberglaube. Die Saison 20/21 ist mit der Nummer 10 nicht so gut gelaufen, da bin ich wieder zu meiner Nummer 8 zurückgekehrt. Ich glaube, die passt auch besser zu mir.

9) Immer stärker wird Keito Nakamura. Wie ist es, mit ihm zusammenzuspielen?

Keito ist technisch stark, wendig, hat mit Links und Rechts einen unglaublichen Schuss, wenn er so weitermacht, kann ihn niemand aufhalten. Er wird nicht ewig beim LASK bleiben, aber das ist der Lauf des Fußballs. Er hat wirklich das Zeug, bei einem ganz großen Klub zu landen.

10) Apropos Transfer: Dein Onkel Josef Michorl ist auch dein Berater. Hat er dich zum Fußball gebracht?

Nein, ich komme aus einer richtigen Fußballerfamilie. Mein Vater hat auch bei der Admira gespielt, mein Opa war schon Trainer im Admira-Nachwuchs, mir wurde der Fußball also schon in die Wiege gelegt. Das Verhältnis mit meinem Onkel ist extrem entspannt. Er gibt mir Feedback, wie er mich auf dem Platz sieht, sagt mir immer seine ehrliche Meinung. Ich weiß nicht, ob das bei allen Beratern so ist. Aber was Transfers betrifft, hatte er mit mir in den letzten Jahren ja nicht viel zu tun.

11) Gegen Rapid habt ihr am Sonntag die erste Auswärts-Niederlage kassiert. Wie so oft in letzter Zeit hat es nur zu einer guten Halbzeit gereicht, warum?

Ja, leider. Bisher waren wir immer in der ersten Halbzeit gut und haben in der zweiten nachgelassen. Diesmal war es umgekehrt. In der zweiten Hälfte sind wir viel mutiger aufgetreten, jeder wollte den Ball haben. Wir müssen diese Leistung künftig über 90 Minuten abrufen, dann werden wir nur schwer zu biegen sein.

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