Andreas Gruber: „Der Wechsel zur Austria fiel mir leicht!“

21. October 2022 in ADMIRAL Bundesliga

11 Fragen an Andreas Gruber. Austrias Top-Neuzugang erlebte bis jetzt ein Wechselbad der Gefühl wie noch nie in seiner Karriere. Seine persönliche Topbilanz mit 7 Scorerpunkten und dem Derbysieg stehen bittere Pleiten in der Conference League und gegen den Sportclub gegenüber, gegen den er auch noch verletzt ausschied. Vor dem Duell der Violetten mit Grubers Ex-Klub verrät der 27-Jährige, wie frustrierend die letzte LASK-Saison für ihn war, warum er sich in Wien-Favoriten aber sofort pudelwohl fühlte und wie er das Drama um El Sheiwi und Huskovic erlebte.

Im Sommer hat sich noch so mancher gefragt, warum ausgerechnet die Austria in ihrer finanziellen Situation einen weiteren offensiven Flügelspieler holt, noch dazu für eine saftige Ablösesumme. Andreas Gruber hat die Antwort am Platz gegeben und mit sieben Scorerpunkten in den ersten 12 Runden (4 Tore, 3 Vorlagen) seinen bisher besten Bundesliga-Saisonstart seit 2019 (damals 7 Tore in den ersten 11 Runden für Mattersburg) hingelegt. Nach seiner Verletzung beim blamablen Cup-Aus der Veilchen beim Sportclub bangt er nun um seinen Einsatz am Sonntag (17 Uhr) gegen seinen Ex-Klub LASK. In unserer Serie „11 Fragen an ...“ haben wir ihm ein paar besonders spannende Fragen gestellt.

1. Wie bitter war es, verletzt zusehen zu müssen, wie die Austria beim Sportclub Schiffbruch erleidet? Und wie richtet man sich für das Duell gegen den LASK wieder auf?

Das war schon sehr bitter, ich hätte der Austria noch gerne geholfen, aber das hätte meine Verletzung nur schlimmer gemacht. Das Elferfoul an mich war nicht der Grund, dass ich rausgehen musste. Es zwickt bei mir schon einige Zeit. Beim Match sind dann die Probleme mit dem hinteren Oberschenkel immer stärker geworden. Ich hoffe, dass ich gegen den LASK wieder spielen kann, eventuell muss ich aussetzen. Fakt ist, dass wir gegen keinen Gegner bestehen können, wenn wir so spielen wie gegen den Sportclub. Ich hoffe und denke, wir werden gegen den LASK ein anderes Gesicht zeigen.

2. Du hast beim ersten Duell gegen den LASK getroffen und vor deinem Jubel eine entschuldigende Geste gemacht. Hat sich das anders angefühlt als jedes andere Tor?

Natürlich zeigt man, dass man die Fans respektiert. Die LASK-Fans waren immer sehr korrekt zu mir und haben uns auch unterstützt als es nicht gut lief. Aber natürlich hab ich mich über das Tor gefreut. Das 1:1 war mehr als verdient für uns – natürlich freue ich mich doppelt, wenn ich gegen den „Gassi“ (Anm. Spitzname von Alexander Schlager, geht auf seinen vorigen Nachnamen Gastberger zurück) treffe. Haha. Nein. Es hat sich fast wie jedes andere Tor angefühlt.

3. Würdest du dein nächstes Tor gegen den LASK ausgelassener bejubeln?

Es kommt immer auf das Spiel an und wie sie mich in Linz empfangen. Meine Jubel sind immer spontan. Was ich aber weiß: Ich würde sicher keinen provokanten Jubel in Richtung der LASK-Fans machen.

4. Dabei gäbe es Grund zur Genugtuung. Du hast nach deinem Comeback trotz einiger Scorerpunkte im Europacup kaum Einsatzzeit bekommen. Wie frustrierend war die letzte Saison beim LASK für dich?

Schon ziemlich. Vor allem weil wir in der Liga nicht unsere Leistungen gebracht und wenige Tore gemacht haben – und du kriegst trotzdem keine Chance. Es wurde immer gesagt, der ist nicht ganz fit, obwohl das eigentlich nicht der Fall war. Wie willst du deine Qualitäten zeigen, wenn du immer nur 10 bis 15 Minuten spielst? Irgendwann wusste ich, auch mit der Familie und so, es hat keinen Sinn mehr. Sportdirektor Vujanovic und der Trainer haben zwar gesagt, sie wollen mich halten, aber ich brauchte einfach einen Tapetenwechsel. Ich glaube, es war eine gute Entscheidung. Ich fühle mich wohl bei der Austria. Wir haben eine richtig geile Truppe, von der ich schon viele von früher kenne. Mit Mandi Fischer hab ich schon mit 14 bei der GAK-Akademie zusammengespielt. Auch Jo Handl kenne ich schon länger, den Reini Ranftl seit ich 17 bin von den Sturm Amateuren. Da haben wir auch beide auf der rechten Seite gespielt. Deshalb fiel mir der Wechsel leicht.

5. Viele Offensivspieler können deine Position spielen. Hast du da nach deiner schwierigen letzten Saison ein bisschen Zweifel gehabt, dass man gleich so auf dich setzt?

Ich weiß, was ich kann und brauche mich vor niemandem verstecken. Auch nach meinem Comeback hab ich beim LASK trotz wenig Spielzeit gezeigt, was ich kann. Ich hab gewusst, ich muss Gas geben, will ein Leistungsträger werden bei der Austria. Jürgen Werner und Manuel Ortlechner haben mir gesagt, sie brauchen Spieler mit Bundesliga-Erfahrung neben den jungen Wilden. Diese Rolle hab ich angenommen.

6. Was für eine arge Hochschaubahn der Gefühle war diese Saison bisher für dich? Angefangen mit dem Sieg in Hartberg, wo dir ein Tor und eine Vorlage gelingt, aber sich dein Spindnachbar El Sheiwi beim Bundesliga-Comeback gleich wieder das Kreuzband reißt.

Es war für die ganze Mannschaft ein Schock. Der Ziad hat lange an seinem Comeback gearbeitet, immer brav trainiert und Gas gegeben, ist ein voller Arbeiter – und dann passiert dir im ersten Bundesligaspiel gleich wieder ein Kreuzbandriss. Das ist schon extrem bitter. Wir haben das dann aber gut abgeschüttelt als Mannschaft und gesagt, wir spielen für die Jungs. Das Beste, was wir für sie machen können, ist zu gewinnen. Wenn wir uns auch nächste Saison für den Europacup qualifizieren, können wir den Jungs eine super Plattform bieten. Herumfliegen und so coole Spiele haben, ist sicher das Schönste für die Jungen.

7. Auch für Huskovic. Du hast ihm im Derby noch das Siegestor aufgelegt. Wie sehr hat dich der Unfall schockiert?

Ein Wahnsinn mit Muki. Ich bin froh, dass da nicht mehr passiert ist – das hätte auch anders ausgehen können. Es war für alle ein Schock. Ich hab es erst am nächsten Tag in der Früh am Handy gelesen und dann das Foto von seinem Auto gesehen. Ich bin die Strecke selber öfter gefahren in meiner Mattersburg-Zeit, weil ich in Ebreichsdorf gelegentlich Golf spielen war. Man hat immer wieder so Situationen beim Autofahren, wenn auf einmal einer 60 auf der Autobahn fährt und du kommst mit 130 daher, da wird es eng.

8. Hast du so eine emotionale Achterbahn wie heuer in deiner Karriere schon einmal erlebt?

So schlimm nicht. Aber man kann es eh nicht ändern. Das passiert. Aber wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen.

9. Was war bis jetzt dein schönster Karrieremoment?

Der 4:1-Sieg mit dem LASK bei Sporting (Anm. Gruber hat ein Tor und einen Assist gemacht). Die haben danach fast nichts mehr verloren. Da haben der Reini Ranftl und ich gegen den Nuno Mendes gespielt, der jetzt bei PSG ist. Gegen uns hat er damals nicht viele Chancen gehabt (lacht). Auch das Einlaufen bei Tottenham war ein Wahnsinn, da sieht man mal lange nur die Tribünen, weil es so ein fettes Stadion ist. Und natürlich war der erste Wiener Derby Sieg richtig richtig geil - vor vollem Haus, wo richtig viele Auswärtsfans von uns dabei waren.

10. Was war dein bitterster Karrieremoment?

Mein Kreuzbandriss im Februar 2021. Bis dahin hatte ich eine gute Halbsaison gespielt, mit 18 Scorerpunkten. Beim Spiel gegen die Admira hab ich in der 9 Minute noch das 1:0 gemacht. Fünf Minuten später bin ich bei einem Eckball zur kurzen Ecke gelaufen und hab die Flanke mit dem Kopf verlängert, dabei bin ich mit dem linken Bein im tiefen Boden blöd hängen geblieben. So hab ich mir das vordere Kreuzband, das Seitenband und die Sehne gerissen. Bitter. Weil da war ich gerade am Weg vielleicht im Sommer den Sprung ins Ausland zu schaffen. Das ist auch heute noch mein Ziel. Wenn man weiter Gas gibt, kommt irgendwann alles zurück.

11. Die Austria hat eine hohe Ablöse für dich bezahlt. Gerade in ihrer finanziellen Situation nicht selbstverständlich. Schätzt man das dann als besonderen Vertrauensvorschuss?

Ich denke der Jürgen Werner weiß, was er an mir hat, Er hat mich auch zum LASK geholt und gewusst, was er da kriegt. Wenn man sich die Entwicklung der Austria ansieht, ich denke vom Minus hat man sich auch gut runtergearbeitet. In der Mannschaft arbeiten alle so eng zusammen und es ist so familiär geworden. Leider hatten wir vor allem hinten immer wieder Ausfälle. Jetzt müssen wir das bis im Winter gut drüber kriegen. Dann können wir in der Rückrunde nochmal voll angreifen.

Alle vier Saisontore des Andreas Gruber im Video:

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