Die Transferkracher der Liga: Sieben Volltreffer des Herbstes

30. November 2022 in ADMIRAL Bundesliga

Die Aufgabe für die Sportdirektoren der Teams der ADMIRAL Bundesliga ist in jeder Transferperiode heikel: Was ist das „missing link“ für einen starken Kader? Wie kann man schmerzhafte Abgänge kompensieren? Wer passt sportlich, aber auch charakterlich zu Klub und Stadt? Und was ist besser: kaufen oder leihen? Eine Mission, die die Verantwortlichen im vergangenen Sommer oft mit Bravour erfüllten, wenn man sich anschaut, wie stark so mancher Neuzugang in den bisher gespielten 16 Runden des Grunddurchganges agierte. Wir nehmen sieben Top-Neuzugänge, die der Liga ihren Stempel aufdrückten, unter die Lupe.

 

Guido Burgstaller (Rapid)

Nürnberg, Schalke, St. Pauli – wer diese Klubs in seiner Vita stehen hat, darf sich mit Fug und Recht „Kult-Stürmer“ nennen lassen. Und auch in seiner zweiten Rapid-Ära schlägt der Villacher, dank seiner 33 Jahre mit viel Lebenserfahrung ausgestattet, voll ein. Zehn Tore bedeuten Platz zwei in der Torschützenliste, vor allem in den letzten vier Spielen vor der WM-Pause ließ es der Angreifer mit sechs Toren krachen. Liegt es etwa daran, dass ihm das von Wieder-Trainer Zoki Baric adaptierte System einfach sehr gut liegt? Die Qualität des nimmermüden Arbeiters vor dem Tor erkennt man auch daran, dass er laut Expected-Goals-Erhebung nur Chancen für 6,3 Treffer hatte – das ist die größte Über-Performance der Liga. Ebenfalls stark im Rapid-Dress: Nicolas Kühn, den ob seiner feinen Technik manche in Hütteldorf schon mit Steffen Hofmann vergleichen.

Strahinja Pavlovic (RB Salzburg)

Dem Mann eilte ein Ruf voraus – und Strahinja Pavlovic wusste ihn zu erfüllen. Kompromisslos räumt er in allen Bewerben vor dem eigenen Strafraum auf und sorgt dafür, dass die Salzburger Defensive zur Festung wurde. Das weckt Begehrlichkeiten. Der serbische Nationaltrainer Dragan Stojkovic berief ihn in den WM-Kader ein, in Katar könnte er sich am Freitag mit seinem Schweizer Klub-Kollegen Noah Okafor (und theoretisch auch mit Ersatztormann Köhn) matchen. Und Juventus Turin soll auch die Fühler nach dem erst 21-Jährigen ausgestreckt haben, der bereits in Serbien, Belgien, Frankreich, Schweiz und Österreich Erstliga-Luft schnupperte. Schade für Salzburg und die Liga, dass sich der ebenfalls bärenstarke Fernando nach acht Runden verletzte und danach sein Können nicht mehr unter Beweis stellen konnte.

Emanuel Emegha (Sturm Graz)

Die Aufgabe für Sportchef Andreas Schicker war alles andere als einfach: Wie kann er den zu erwartenden (und Ende August auch eingetretenen) Abgang von Rasmus Höjlund kompensieren? Der Sturm-Macher entschied sich, die Last auf mehreren Schultern zu verteilen. Sowohl William Böving als auch Albian Ajeti konnten das eine oder andere Highlight setzen, am auffälligsten präsentierte sich aber Emanuel Emegha. Der erst 19-jährige Niederländer kam zwar oft erst von der Bank, vermochte als Joker aber vier Treffer zu erzielen – mehr hat nur Rapids Bernhard Zimmermann auf der Habenseite (fünf). Als „jung, schnell, dynamisch“ beschrieb Schicker den Angreifer bei seiner Ankunft – und sollte mit dieser Einschätzung Recht behalten.

Maurice Malone (WAC)

Am letzten Tag des Transferfensters wurde das Augsburger Eigengewächs an den WAC verliehen, „um die nötige Spielpraxis zu bekommen“, wie FCA-Manager Stefan Reuter erklärte. Und die holte sich der Deutsche mit US-amerikanischen Wurzeln. Vier Tore in zehn Liga-Einsätzen (alle von Beginn an) sorgten dafür, dass der Stürmer auch sein Debüt in der deutschen U21-Nationalmannschaft unter Trainer Antonio Di Salvo feiern durfte. Und was für eins: Gegen Italien verwandelte er beim 4:2-Sieg einen Handelfmeter. „Ich will dieses Jahr beim WAC voll ausnutzen, was danach kommt, darüber mache ich mir noch keine Gedanken“, wird Malone in der deutschen Fußball-Bibel kicker zitiert.

Andy Irving (Austria Klagenfurt)

Des einen Leid, des anderen Freud. Weil es beim deutschen Drittligisten Türkgücü München drunter und drüber ging, scouteten die Klagenfurter in der bayerischen Landeshauptstadt. Und zogen mit Irving, aber auch Sinan Karweina zwei echte Volltreffer an Land. Der Schotte erwies sich nicht nur als eiskalt vom Punkt und versenkte zwei Elfmeter in den Schlussphasen gegen die Austria und Hartberg, die insgesamt vier Punkte einbrachten, sondern er gab auch 28 Vorlagen zu Schüssen – die drittmeisten der Liga. Kollege Karweina erwies sich derweil als kongenialer Partner des Top-Torschützen Markus Pink. Fünf von dessen zwölf Saisontoren wurden von dem 23-jährigen Offensivspieler vorbereitet.

Nik Prelec (WSG Tirol)

Dass die WSG Tirol – wieder einmal – als Überraschungsteam gehandelt wird und in den Top 6 überwintert, liegt auch an Neuzugang Nik Prelec. Der Slowene, der von Sampdoria Genua kam, unterstreicht die These, dass Trainer Thomas Silberberger einen untrügerischen Blick für Stürmer hat. Sechs Tore in 13 Einsätzen ergeben eine Quote, die sich hinter prominenten Vorgängern wie Nikolai Baden Frederiksen oder Giacomo Vrioni nicht zu verstecken braucht. Was den 21-jährigen Nik P. an seinem neuen Klub taugt, verriet er im Interview nach dem abschließenden 2:0-Sieg über Ried: „Wir sterben auf dem Platz füreinander, das ist das Wichtigste.“

Marin Ljubicic (LASK)

Schon stark, wie zielsicher sich die Linzer bei ihrem Umbruch im vergangenen Sommer verstärkten. Der von Hajduk Split ausgeliehene Ljubicic sorgte mit seinem Viererpack in der dritten Runde gleich mal für ein richtig starkes Ausrufezeichen – und verkündete nach dem 5:1-Sieg über den WAC: „Ich muss mich in allen Belangen steigern!“ Nach zehn Spielen hatte der Kroate bereits neun Tore zu Buche stehen, so stark startete noch nie ein LASK-Spieler in eine Saison. Dass danach sein Tordrang etwas abflaute, fiel nicht weiter ins Gewicht. Der aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zurückgeholte Robert Zulj legte in der 14. Runde (wieder gegen den WAC) einen Hattrick hin, außerdem überzeugte der frühere St. Paulianer Philipp Ziereis als umsichtiger Abwehrchef.

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