Liga-Insider Zellhofer: „Mein Trainer des Jahres“

23. May 2023 in ADMIRAL Bundesliga Die Titel-Messe ist gelesen, doch zwei Runden vor Schluss stehen in der ADMIRAL Bundesliga noch wichtige Entscheidungen an. Wir baten Georg Zellhofer, der nach seinen Stationen bei (u.a.) Altach, Ried, LASK, Austria oder Rapid die Liga kennt wie seine Westentasche, um seine Einschätzung: Wer hat im Fight um Europa die Nase vorn? Ist der Abstiegskampf schon entschieden? Und wird es auch in Zukunft ein spannendes Titelrennen gegen?

Liga-Insider Zellhofer: „Mein Trainer des Jahres“

Hotspot Titelkampf

Seit Sonntag steht Red Bull Salzburg als Meister fest, es ist der zehnte Titel in Serie. Doch Sturm Graz erwies sich als starker Herausforderer, der die Roten Bullen fast bis zum Schluss forderte. „Sturm hat den nächsten Schritt gemacht und das ist mit einem wirklich grandiosen Kader“, findet Zellhofer. „Sie haben jede Position doppelt, manchmal sogar dreifach besetzt, können Ausfälle kompensieren. Ich frage mich, was passiert wäre, wenn sie im August nicht Rasmus Höjlund abgegeben hätten.“ Der Stürmer erzielte in dieser Saison für Bergamo in 30 Spielen acht Tore, spülte aber auch einen zweistelligen Millionenbetrag in die Klubkassa.

Zellhofer ist davon überzeugt, dass es auch in der kommenden Saison einen spannenden Titelkampf geben wird. „Sie lassen sicher kein Stück nach, wobei ich gar nicht weiß, wie man diesen Kader noch groß verbessern kann. Bei Salzburg gilt es erneut, Abgänge wie die von Seiwald oder Sesko (Anm.: wechseln beide nach Leipzig) zu kompensieren. Das wird wohl wieder mit jungen Spielern passieren, das machen sie herausragend.“ Dass die Mozartstädter trotzdem ein verdienter Meister sind, steht für Zellhofer außer Frage. „Sie hatten dieses Jahr viele Verletzte, dazu der Abgang von Maxi Wöber. Und trotzdem stehen sie zwei Runden vor dem Ende ganz oben. Es wird brutal spannend, ob der Abstand noch einmal kleiner wird.“

Hotspot Europacup-Plätze

Sturm als Zweiter und der LASK als Dritter sind auf ihren Plätzen einzementiert. Dahinter folgt allerdings ein heißer Kampf um die Plätze für das internationale Geschäft. Dass Austria Klagenfurt als Partycrasher für die Wiener Klubs auftritt, glaubt Zellhofer allerdings nicht. „Hut ab und allerhöchsten Respekt, was der Peter (Anm.: Pacult) immer wieder aus dem Hut zaubert. Hätte man im April Markus Pink nicht abgegeben, hätte ich ihnen Platz vier zugetraut.“

So aber läuft es für ihn auf ein Rennen zwischen Rapid und Austria hinaus. Bei beiden seiner Ex-Klubs vermisst Zellhofer die Kontinuität, um den eigenen Ansprüchen zu genügen. „Grandios, was ein Burgstaller Woche für Woche zeigt, aber es bräuchte auch jeweils einen Burgstaller fürs Mittelfeld, für die Seite und für die Abwehr.“

Was den Grünen der Burgstaller, ist den Violetten der Tabakovic, „für mich der Mann der Rückrunde bei der Austria“, sagt Zellhofer. „Man darf auch nicht vergessen, dass man am Verteilerkreis mit der Bürde von drei Minuspunkten gestartet ist. Und auch wenn ich mir manchmal mehr Variabilität wünschen würde, habe ich das Gefühl, dass die Austria am Ende die Nase vorne hat.“

Hospot Play-off-Platz

In der Qualifikationsrunde hat Zellhofer einen Favoriten: den aktuellen Tabellenführer RZ Pellets WAC. „Die Offensive mit Baribo, Malone und Röcher ist ohnehin überragend. Aber auch die Defensive, die ja als Sorgenkind galt, wurde von Manfred Schmid stabilisiert. Mit dieser Qualität werden sie das Rennen machen.“

Für Aufsteiger Austria Lustenau, aktuell Zweiter, hat Zellhofer ausschließlich lobende Worte übrig. „Eine brutal starke Saison! Als sie Bryan Teixeira im Winter an Sturm Graz abgegeben haben, hat es mich kurz gerissen, das war ein großes Risiko. Sie haben mit der Aufstiegs-Euphorie trotzdem die Punkte geholt und sich vor allem mit drei Derby-Siegen immer wieder einen Schub verpasst.“

Außenseiter-Chancen auf die erste Play-off-Runde hat auch noch die WSG, für Zellhofer der Ort, an dem ein ganz besonderer Trainer werkt. „Thomas Silberberger ist für mich der ungekrönte Trainer der Saison! Wie er mit Abgängen und Ausfällen umgeht und junge Spieler einbaut – grandios! Eine echte Marke. Immer wenn Tirol gewackelt hat, hat er dafür gesorgt, dass sie nicht umfallen.“

Hotspot Abstiegskampf

Der 1:0-Sieg der Altacher in Ried, bei dem Zellhofer live zu Gast war, hatte zwar vorentscheidenden Charakter – in Sicherheit wiegen würde er sich an Stelle der Vorarlberger aber nicht. „Das Beispiel Admira aus der Vorsaison hat gezeigt, dass in den letzten Runden immer alles möglich ist“, warnt er. Da Ried nicht nur drei Punkte weniger, sondern auch den Nachteil des fehlenden Sternchens zu tragen hat (man bei Punktgleichheit also zurückgereiht wird), müssen wohl zwei Siege gegen Hartberg und den WAC her. „Das wird brutal schwer. Bei den Riedern konnte sich nie ein Stamm herauskristallisieren, es herrschte viel Unruhe. Wenn dann noch Verletzungspech und Nackenschläge wie das durch den VAR aberkannte Tor in Tirol in der Nachspielzeit dazu kommen, ist es eine unsägliche Melange.“

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Markus Geisler
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