LASK: Endlich zuhause

23. February 2023 in ADMIRAL Bundesliga

Ab Ende Februar ist die ADMIRAL Bundesliga um eine spektakuläre Attraktion reicher. Mit der Eröffnung der Raiffeisen Arena bekommt der LASK in seiner 115-jährigen Geschichte erstmals eine eigene Heimstätte. Das Bundesliga-Journal machte einen Rundgang durch die top-moderne Arena, die so manch exklusive Überraschung zu bieten hat.

 

Im Fußball kommt es oft darauf an, welche Türen einem geöffnet werden. Zum Beispiel die zum Europacup. In den letzten Jahren war der LASK regelmäßig zu Gast bei europäischen Top-Klubs, spielte zwischen Lissabon, Manchester und Helsinki und konnte sich so ein Bild machen, welche Anforderungen an ein modernes Stadion heutzutage gestellt werden – und was man lieber in der Mottenkiste verschwinden lässt. „Unsere internationalen Reisen zu genau diesem Zeitpunkt waren ein riesiger Glücksfall für uns“, erzählt Andreas Protil, zusammen mit Barbara Niedermayr Geschäftsführer des LASK, als er sich den Bauhelm aufsetzt und die gelbe Warnweste überstreift. „Wir konnten direkt vor Ort lernen, welche Anforderungen die UEFA an eine Arena stellt und was wir uns auch gut bei uns vorstellen könnten. All diese Überlegungen sind dann in unser Jahrhundert-Projekt eingeflossen.“

„So viel Leben ist möglich"

Ein Jahrhundert-Projekt – nicht weniger stellt die Raiffeisen Arena dar, die am 24. Februar mit dem Heimspiel gegen Austria Lustenau erstmals für ein Pflichtspiel ihre Türen öffnet. 19.080 Fans – angelehnt an das Gründungsjahr 1908 – strömen dann in das Stadion auf dem Linzer Froschberg, wo früher die altehrwürdige Gugl stand, in der so manche Fußball-Schlacht geschlagen wurden. Dabei werden die Anhänger auf Betonteilen stehen und sitzen, die aus dem Schutt des alten Stadions gefertigt wurden. Nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch eine Reminiszenz an die alte Stätte. Genauso wie die sieben Dachträger der Gugl, die auf dem Vorplatz stehen, wo demnächst eine Zone für die LASK-Fans entstehen soll.


Ansonsten hat das neue Wohnzimmer der Linzer wenig mit der alten Schüssel zu tun, die zwar ein historischer Boden war, an ihrem Ende aber Ostblock-Charme und alles andere als Aufbruchstimmung versprühte. Kompakt ist es jetzt, ohne Laufbahn, mit zwei Event- und 42 Sky-Boxen, von denen fast alle bereits für die nächsten fünf Jahre vermietet wurden. „Im Laufe der kommenden Monate sollen alle Büros des LASK in die Raiffeisen Arena einziehen. Unser Ziel ist, dass wir so viel Leben wie möglich hier haben“, sagt Barbara Niedermayr. „Und zwar nicht nur an Spieltagen, sondern auch unter der Woche.“
Dafür sollen unter anderem ein Tages-Restaurant und Führungen für Schulklassen sorgen. Und ein Kindergarten, für den der 1.000 Quadratmeter große Innenbereich auf der Familien-Tribüne genutzt wird, der ohnehin für die (von ausgebildeten Pädagogen durchgeführte) Kinder-Betreuung während der Matches vorgesehen ist. Überhaupt soll das Motto „Fußball für die ganze Familie“ gelebt werden, wie Andreas Protil betont. „Wir legen ein Abo auf, bei dem eine vierköpfige Familie runtergerechnet nur sieben Euro pro Spiel und Person bezahlt. Das sollte sich jeder leisten können, der mit seinen Lieben einen Nachmittag beim Fußball verbringen möchte.“

Großes Thema Nachhaltigkeit 

Dabei wird ein Stadion-Erlebnis geboten, das sich auch international sehen lassen kann. Durch die asymmetrische Bauweise, dank der die Haupttribüne um sieben Meter höher gelegen ist als die Gegengerade, wird nicht nur eine spannende Dynamik erzeugt, man kann auch eine spektakuläre Aussicht genießen. Acht Kioske mit insgesamt 68 Ausgabestellen sorgen dafür, dass die Kulinarik nicht zu kurz kommt, bezahlt wird ausschließlich bargeldlos. „Das System ist allerdings offen, sodass auch alle gängigen Kredit- und Bankomatkarten akzeptiert werden“, erklärt Niedermayr.


Sein Bier bekommt man übrigens über das sogenannte Baseflow-System gezapft, bei dem man einen speziellen Becher – vereinfacht gesagt – auf eine Füll-Station stellt, wo er von unten in Rekordgeschwindigkeit befüllt wird. Vier auf die Raiffeisen Arena verteilte 1.000- und drei 500-Liter Tanks sorgen dafür, dass immer ausreichend frischer Gerstensaft vorhanden ist, der durch die kilometerlangen Leitungen verteilt wird. „Ein innovatives System, das noch dazu umweltverträglich ist, da man seinen Becher immer wieder benutzen kann“, sagt Protil. Überhaupt spielt das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Regenwasser wird gesammelt und zur Bewässerung des Rasens genutzt, alle Lichter entsprechen der neuesten LED-Technologie, das Stadion ist Plastikflaschen-frei, die Urinale wasserlos. „Darüber hinaus kann perspektivisch auch noch eine Photovoltaik-Anlage nachgerüstet werden, um in Zukunft auch unseren eigenen Strom zu produzieren“, erklärt Niedermayr.

Exklusiver „Tunnel-Club"

Energie ist auch im Inneren der Arena ein großes Thema. Die soll entstehen, damit der LASK auch in Zukunft so erfolgreich wie möglich agiert. Für die Spieler wurden 18 Tageszimmer installiert, in denen sie sich bestmöglich auf Training und Spiele vorbereiten können. Die Heim-Kabine ist rund, wie es im US-Sport üblich ist. „So ist eine optimale Kommunikation zwischen dem Trainerteam und der Mannschaft gewährleistet, niemand sitzt im toten Winkel“, erläutert Protil. Dass die Gäste-Kabine, wie meistens der Fall, eckig ist, will man nicht als Benachteiligung verstanden wissen. Protil: „Wir möchten gute und faire Gastgeber sein, bei uns sollen sich alle Mannschaften wohlfühlen. Ganz wie es auch unserer Vereinssatzung entspricht.“
Diese sieht zwar nicht vor, dass man beim LASK gläubig sein muss, gelebt werden kann es trotzdem. So gibt es eine Kapelle für Taufen und Hochzeiten, „für die wir jetzt schon einige Anfragen haben“, wie Niedermayr sagt. Möglichkeiten, die es sonst nur bei Rapid gibt. Der exklusivste Clou ist aber der „Tunnel-Club“, den man sich bei den Tottenham Hotspurs abgeschaut hat und den es in Österreich noch nirgends gibt. Hier können 50 ausgewählte Gäste in Bar-Atmosphäre durch Spiegelglas die Spieler und das Schiedsrichter-Gespann beobachten, kurz bevor sie aus dem Tunnel auf das Spielfeld schreiten.
„Das sind Einblicke, die man sonst nie bekommt“, freut sich Niedermayr.

Offen für das Nationalteam

Wichtig ist den Verantwortlichen, eine gewisse Offenheit für ganz Fußball-Österreich auszustrahlen. Bereits kurz nach dem Eröffnungsspiel ist das Nationalteam für die EURO-Qualifikationsspiele gegen Aserbaidschan und Estland Ende März zu Gast. Niedermayr: „Wir sind stolz, dass uns der ÖFB sofort beehrt. Wir haben immer betont, dass Linz ein Stadion für die Nationalmannschaft braucht. Das ist ein starkes Signal.“ Es sind die ersten Pflichtspiele des Nationalteams in der oberösterreichischen Hauptstadt seit mehr als 40 Jahren. Und auch eine Bewerbung als Austragungsort für das ÖFB-Cup-Finale steht in Zukunft zur Debatte.


Offene Türen – ein wichtiges Kriterium für einen erfolgreichen Fußball-Klub. In der Raiffeisen Arena, die der UEFA-Kategorie 4 entspricht (in dem also auch ein Champions-League-Halbfinale gespielt werden kann), wurden insgesamt 878 Türen eingebaut. Bei der Frage des Bundesliga-Journals, welche davon die wichtigste sei, rauchten jedenfalls die Köpfe. „Die der Kabine“, sagten die einen. „Die zum Spielfeld“, die anderen. Geeinigt hat man sich auf die Tür, durch die die Fans gehen, wenn sie das Stadion betreten. Denn, so Niedermayr: „Die Raiffeisen Arena ist ja kein Selbstzweck, sondern für die Menschen gemacht, denen der LASK am Herzen liegt. Wenn die sich bei uns heimisch fühlen, haben wir alles richtig gemacht.“ 

Redakteur: Markus Geisler
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