Simon Piesinger: „Reicht’s für Platz 10 in der Familienwertung?“

18. April 2023 in ADMIRAL Bundesliga

Nach drei Jahren Dänemark kehrte Simon Piesinger im Sommer zurück in die ADMIRAL Bundesliga. Am vergangenen Samstag schoss er sein erstes Tor für den WAC. Wo der 30-Jährige mit den Wolfsbergern landen will, wie er einmal sogar neun Saison-Tore schaffte und warum er hofft, dass Marcel Sabitzer noch länger im Ausland bleibt, erklärte der Linzer im Interview mit bundesliga.at.

 

Simon, Gratulation zum ersten Tor nach deiner Rückkehr aus Dänemark!

Danke, es freut mich umso mehr, als wir in Lustenau 3:1 gewonnen haben. Sonst wäre es eine nicht so schöne Nebensache gewesen.

War das endlich die Trendumkehr für den WAC?

Das traue ich mich nach unserer 0:4-Niederlage in Tirol in der Woche davor noch nicht zu sagen. Aber wenn wir am Freitag gegen Hartberg nachlegen und endlich einmal zwei Siege in Folge einfahren, dann sollte uns das Sicherheit geben. Wir haben eine gute Mannschaft, aber sie ist noch sehr jung und braucht ein paar Erfolgserlebnisse hintereinander, um sich zu festigen.

Hat sich unter dem neuen Trainer Manfred Schmid viel geändert?

Ja, schon einiges. Es gibt neue Ideen, das Training ist anders gestaltet, die Abläufe am Matchtag sind anders. Wir wollen mehr auf Ballbesitz spielen, was uns grundsätzlich besser gefällt, aber das muss natürlich auch an den Punkten zu sehen sein.

Aber ihr habt schon noch die Playoff-Spiele um die Conference League als Ziel?

Unser vorrangiges Ziel ist einmal, so schnell wie möglich da hinten rauszukommen. Man weiß ja noch aus dem Vorjahr von der Admira, was passieren kann. Sie war zur Halbzeit der Qualifikationsgruppe noch Siebenter und ist dann abgestiegen. Deshalb heißt es, mit möglichst vielen Siegen da unten wegzukommen. Sobald das geschafft ist, kann man den siebenten Platz in Angriff nehmen.

Du kennst den Modus der Liga-Teilung aus deinen drei Dänemark-Jahren. Was hast du für Erfahrungen damit gemacht?

Ich war mit Randers im ersten Jahr im Unteren Playoff, in den letzten zwei Jahren im Oberen. Unten ist dort der Druck nicht so groß wie hier, weil es die Punktehalbierung nicht gibt. Dadurch gibt es meist nur zwei, drei Teams, die gegen den Abstieg kämpfen. Hier kann es in der Qualifikationsgruppe wirklich jeden erwischen.

Dänemark hat ja schon einige Jahre mehr Erfahrung mit der Liga-Teilung. Reagieren die Klubs auf dem Transfermarkt anders als hier?

Man merkt schon, dass die Vereine mit hohen Ansprüchen, wenn sie unter Zugzwang sind, noch einmal ordentlich in zwei, drei erfahrene, gute Spieler investieren, die sie sonst wahrscheinlich nicht geholt hätten. Bei uns in Randers war das nicht der Fall. Die Rolle des Klubs ist vergleichbar mit jener des WAC oder Klagenfurts. Für uns war es schon ein Erfolg, wenn wir neben den arrivierten Klubs als Sechster in die Top 6 gekommen sind.

Und oben ist der Titelkampf offener?

Ja, mit dem FC Kopenhagen, Midtjylland und Brøndby gibt es drei sehr starke Klubs, aber keiner ist so wie Red Bull Salzburg. Sie machen sich den Titel aus, für uns war der Cupsieg 2021 da schon ein riesiger Erfolg.

Dein Ex-Klub Sturm Graz sorgt heuer aber auch bei uns für Spannung. Wie hast du die Entwicklung verfolgt?

Ilzer und Schicker machen einfach einen tollen Job. Ich wohne ja in Graz und sehe Sturm vor allem im Europacup immer noch gerne zu, weil sie einen super Fußball spielen und im Stadion jedesmal tolle Stimmung ist. Das wäre schon was, wenn sie Salzburg diesmal vom Thron stürzen könnten.

Du hast als Linzer drei Saisonen bei Sturm gespielt und 2014/15 mit neun Toren deine wahrscheinlich beste Saison überhaupt gespielt. Wie hast du als Defensivspieler so viele Tore geschossen?

Das war wirklich herausragend, als defensiver Mittelfeldspieler so viele Tore zu schießen. Oft waren es Kopfballtore nach Schick-Ecken, aber auch mit meinen Weitschüssen habe ich gut getroffen. Dann hatte ich zwei Kreuzbandrisse, vor allem der in Altach hat mich zu einer sehr langen Pause gezwungen. Umso glücklicher bin ich, dass ich danach wieder gut in die Spur gefunden habe.

Du hast einen Zwillingsbruder, war er auch ein Thema für die Bundesliga?

Markus hatte auch super Anlagen, wir waren eigentlich immer gleichauf. Aber er hat sich schon in der Jugend das Kreuzband gerissen. Das war damals nicht so einfach mit Therapie und Schule, als wenn er schon Profi gewesen wäre. Aber er spielt immer noch Fußball bei SPG Pregarten.

Ist Papa Gerald auch nicht von einem Kreuzbandriss verschont geblieben?

Bei dem weiß man’s nicht so genau. Der hatte acht Knie-Operationen, hat aber oft nur einen Gips bekommen und dann ist es weitergegangen. Knieverletzungen liegen leider etwas in der Familie.

Mit 218 Bundesliga-Spielen hat er dir noch einige Spiele voraus. Was schätzt du wo ihr im Vater-Sohn-Ranking der Bundesliga steht?

Reicht’s für die Top 10?

Ja, genau für Platz 10. Aber auf die Sabitzers fehlen nur noch 13 Spiele.

Das sollte zu schaffen sein, der Marcel wird sicher nicht so schnell nach Österreich zurückkommen (lacht).

 

Die Vater-Sohn-Rekordpaare der ADMIRAL Bundesliga:

  Vater  BL-Spiele Sohn BL-Spiele BL-Spiele Gesamt
1. Lainer Leo 514 (1979-96)  Stefan 144 (2014-19) 658
2. Ulmer Gerhard 208 (1978-85)  Andi 405 (2005-jetzt) 613
3. Knaller Wolfgang 518 (1984-04)  Marco 2 (2022-jetzt) 520
4. Vastic Ivica 441 (1991-09)  Toni 74 (2013-18) 515
5. Kienast Wolfgang 286 (1975-88)  Roman 225 (2002-16) 511
6. Prosenik Christian 389 (1975-88)  Philipp 86 (2014-19) 475
7. Martinez Alberto 296 (1975-88)  Sebastian 151 (2002-16) 447
8. Schoppitsch Walter 245 (1975-88)  Kai 196 (2001-09) 441
9. Sabitzer Herfried 271 (1990-00)  Marcel 115 (2011-15) 386
10. Piesinger Gerald 218 (1981-91)  Simon 155 (2012-jetzt) 373

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Horst Hötsch
Artikel teilen: