„Bei Otar komme ich aus dem Schwärmen nicht heraus“

26. April 2024 in ADMIRAL Bundesliga

Am Sonntag (17 Uhr, live auf Sky) kommt es in Salzburg zum großen Showdown um den Titel. Tabellenführer (!) Sturm Graz fährt mit drei Punkten Vorsprung (!) an die Salzach – und könnte mit einem Sieg drei Runden vor dem Ende für mehr als nur eine Vorentscheidung sorgen. Dass die Ausgangslage so hervorragend ist, liegt unter anderem auch an Otar Kiteishvili. Der Georgier ist in bestechender Form und drauf und dran, auch in Sachen Tore und Scorerpunkte die beste Saison zu spielen, seit er im Sommer 2018 von Dinamo Tiflis nach Graz kam. Wir haben uns den 28-Jährigen etwas genauer angeschaut.

 

Es war Punkt 22 Uhr im Allianz Stadion von Rapid Wien, als die zahlreichen mitgereisten Sturm-Fans zu einem ihrer Lieblings-Chants in dieser Saison ansetzten. „Otar Kiteishvili, oh, oh, oh, oh, oh“, skandierten sie zur Melodie von „Vamos a la Playa“. Diese Verehrung kommt nicht von ungefähr, wissen sie doch genau, dass der 1,73 Meter kleine Mann einen riesigen Anteil daran hat, dass man vom ersten Meistertitel seit 2011 träumen darf. Und das nicht nur an diesem Abend, an dem er mit einem satten und platzierten Schuss für den Treffer zum 3:1 und damit für den Endstand sorgte. 7 Fakten über den Edeltechniker, für den dieses Jahr ein aus vielerlei Hinsicht besonderes werden kann.

Erfolgreichste Saison

Kiteishvilis Treffer gegen Rapid war sein sechster in der laufenden Spielzeit. Damit fehlt ihm nur noch ein Tor, um seine Bestmarke aus der Saison 2020/21 zu egalisieren. Auch bei den Scorerpunkten ist er auf persönlichem Rekordkurs, die aktuell zwölf Zähler entsprechen der Bestmarke von vor drei Jahren. Dass er auch bei den Verwarnungen (sieben) so „stark“ wie nie ist, kann er dabei wohl verkraften.

Auslaufender Vertrag

Im Sommer läuft Kiteishvilis Vertrag nach sechs Jahren aus, noch hat sich der Georgier nicht zu einer Verlängerung bekannt. Was sogar Sportchef Andreas Schicker nachvollziehen kann, wie er im Gespräch mit bundesliga.at erklärt. „Ich verstehe, dass er in seinem Alter und mit der EURO im Sommer abwarten will. Wir wissen, dass er ein Unterschiedsspieler für uns ist, wir wissen aber auch, dass er sich in Graz als Publikumsliebling sehr wohl fühlt. Ich würde sagen, die Chancen stehen aktuell 50:50.“

EURO-Fighter

Apropos EURO. In den Play-off-Spielen für die EM in Deutschland sorgte Kiteishvili mit Georgien für die ganz große Sensation, in dem man sich erstmals in der Geschichte für ein großes Turnier qualifizieren konnte. Mit Griechenland wurde der Titelträger von 2004 im Elfmeterschießen eliminiert, was zu ungeahnten Jubelstürmen in der Hauptstadt Tiflis führte. „Ich bin mir sicher, dass ihm dieses Erlebnis noch einmal einen Boost für den Rest der Saison gegeben hat“, sagt Jakob Jantscher, der bis zum vergangenen Sommer bei Sturm an seiner Seite spielte.

Fan Jantscher

Überhaupt ist Jantscher ein riesiger Fan seines früheren Mitspielers und sagt: „Er gehört zu den besten Mitspielern überhaupt, die ich je hatte.“ Und geht gerne ins Detail: „Er antizipiert, ist vorausschauend, hat eine überragende Technik, einen guten Abschluss und Vorbereiter-Qualitäten. Und sogar einen starken Kopfball, obwohl er wahrlich nicht der Größte ist. Bei ihm komme ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus!“

Verletzungspech

Für Jantscher wäre Kiteishvili „fast zu gut für Sturm – wenn er nicht so oft mit Verletzungen zu tun gehabt hätte“. In der Tat hatte er seit 2018 sieben Verletzungen, wegen der er mehr als ein Spiel versäumt hat, insgesamt kommt er auf 56 Partien, bei denen er zum Zuschauen verdammt war. Das sind fast zwei ganze Saisonen. „Für ihn und sein Spiel ist es wichtig, dass er fit ist. Dann kann er seine volle Qualität entfalten“, weiß auch Schicker.

Salzburger Liga-Fluch

Derzeit ist er fit – und wie alle Sturm-Profis heiß auf das Match in Salzburg. Wobei bei diesem Gegner die Statistik ein Kuriosum parat hat. In der Bundesliga trat Kiteishvili 15-mal gegen die Mozartstädter an – und konnte noch nie gewinnen. Fünf Remis und zehn Niederlagen stehen in seiner persönlichen Bilanz. Im Cup dagegen war er bei zwei Spielen gegen Salzburg dabei – und ging beide Male als Sieger vom Platz. Immerhin traf er insgesamt schon fünfmal gegen den amtierenden Meister, allein in dieser Saison gelangen ihm zwei Treffer.

Falscher Transfer

Man braucht jedenfalls keinen Spion, um die herausragenden Qualitäten Kiteishvilis zu erkennen. Günter Kreissl, der als damaliger Sportchef den Deal einfädelte, beschrieb die Vorzüge damals so: „Wenn ein Spieler bereits in jungen Jahren Kapitän eines Traditionsvereins wie Dinamo Tiflis ist und darüber hinaus als Mittelfeldspieler über solch eine herausragende Tor- und Assist-Anzahl verfügt, fällt er natürlich auf. Seine technischen Fähigkeiten, seine Dynamik und sein Spielverständnis zeichnen ihn ganz speziell aus.“ Dabei wollte Kreissl eigentlich einen anderen Georgier verpflichten, der ihm aber vor der Nase weggeschnappt wurde. „Dann hat uns dessen Manager aber Kiteishvili empfohlen“, verriet er mal in der Kleinen Zeitung. Manchmal gehört zu einem genialen Transfer eben auch eine große Portion Glück.

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Markus Geisler
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