Adam Stejskal: „Ich habe nicht erwartet, dass wir alle Spiele gewinnen“

14. November 2023 in ADMIRAL Bundesliga

Adam Stejskal, der tschechische Torhüter der WSG Tirol, hat seine ersten 14 Runden in der ADMIRAL Bundesliga hinter sich. Wie er sich in Tirol ans Verlieren gewöhnen musste, während er seine früheren Red-Bull-Kollegen in der Champions League bewunderte und wie er auf seine Zeit in Salzburg zurückblickt, erzählte der 21-Jährige im Gespräch mit bundesliga.at.

 

Adam, wie bist du ausgerechnet Torhüter geworden? Bist du gar mit Jan Stejskal verwandt, der bei der WM 1990 gegen Österreich das tschechische Tor hütete?

Nein, das ist nur eine Namensgleichheit. Aber er war in der Jugend-Nationalmannschaft mal mein Trainer. Mein Vater hat Eishockey gespielt, meine Mutter war Volleyballspielerin, ich bin der erste Fußballer in der Familie. Angefangen habe ich als rechter Verteidiger, aber mit sieben, acht Jahren bin ich irgendwie ins Tor gekommen. Und dann war natürlich Petr Cech mein großes Vorbild in der Jugend.

Mit 16 Jahren bist du von Zbrojovka Brünn schon in die Akademie nach Salzburg gewechselt, war die Anfangszeit schwierig für dich?

Ich war die zwei Jahre davor schon als Testspieler in Salzburg und habe deshalb gewusst, was mich erwartet. Dennoch war es am Anfang nicht so einfach, vor allem mit der Sprache. Ich hatte davor zwar schon ein Jahr lang Deutsch-Unterricht, aber konnte doch nur die Basics. Was mir geholfen hat, war, dass noch ein Mitspieler aus Brünn mitgekommen ist. Zwei Tschechen zusammen, das hat dann schon gepasst.

Zwei Jahre später habt ihr in der Youth-League PSG und Atletico Madrid ausgeschaltet und seid ins Finale gestürmt. Trotz des 0:6 im Finale ein Traum für einen jungen Fußballer?

Ja, klar. Einige Spieler wie der Franzose Zaire-Emery sind heute schon große Stars. Aber verglichen mit der 2. Liga war die Youth League fast noch ein bisschen wie Kinderfußball. Da konnte in jedem Spiel viel passieren, wenn ein schnelles Tor gefallen ist. Und im Finale hatten wir nach zehn Minuten schon zwei Gegentore. Benfica war natürlich auch ein starker Gegner, aber das 0:6 war schon ein Schlag.

Wie ist es jetzt die Kollegen von früher in der Champions League zu sehen? Wann ist es bei dir so weit?

In erster Linie bin ich glücklich für sie. Mit Lukas Sucic und Amar Dedic war ich zusammen, seit wir 15 Jahre alt waren. Es ist schön, dass sie es schon so weit geschafft haben. Aber die Tormannposition ist anders. Da ist viel Erfahrung gefragt. Man muss in jedem Spiel stabil sein und seine Qualität zeigen. Deshalb ist es nicht so einfach, von der U18 zu den Profis. Aber mit dem FC Liefering gibt es eine ideale Zwischenstation, wo ich mit 18 Jahren den ersten Schritt in den Profi-Fußball machen konnte. Nur im letzten Jahr war es schwer, weil ich kein einziges Bewerbsspiel machen konnte. Da hat mir Alex Walke, der nicht nur ein super Tormann, sondern auch ein super Mensch ist, sehr geholfen. Aber nach fünf Jahren habe ich das Gefühl gehabt, dass es Zeit ist, sich um einen anderen Verein umzusehen.

Seither bist du die Nummer 1 bei der WSG Tirol, wie zufrieden bist du bisher mit deinen Leistungen?

Für mich war es wichtig, so viel wie möglich zu spielen und ich bin dankbar, dass ich bei der WSG diese Möglichkeit bekommen habe. Die ADMIRAL Bundesliga ist für mich etwas ganz Neues. Das erste Halbjahr ist ein großer Lernprozess, ich bin immer noch dabei, mich zu entwickeln. Dafür, denke ich, waren meine Leistungen bisher relativ in Ordnung.

War es eine große Umstellung für dich?

Ich bin sehr positiv überrascht über die Stärke der Bundesliga. Ich hatte ja bisher nur in der 2. Liga gespielt und da besteht schon noch einmal ein großer Unterschied. Die ersten fünf, sechs Mannschaften sind richtig stark, haben tolle Stadien und Fans und jede von ihnen kann auch in Europa eine gute Rolle spielen. Das ist auch ein Unterschied zur tschechischen Liga, wo es hinter den drei großen Vereinen schon einen größeren Abstand gibt. 

Allerdings musstest du dich bei der WSG auch an Niederlagen gewöhnen.

Ja, auch das ist neu für mich. Ich habe nicht erwartet, dass wir alle Spiele gewinnen, aber ehrlich gesagt, waren die letzten Wochen schon ein bisschen schwer. Obwohl ich in jedem Training gesehen habe, dass wir auf jeden Fall die Qualität für die Bundesliga haben und früher oder später die Ergebnisse wieder passen werden.

Am Wochenende ist mit dem 5:1 gegen Altach endlich der zweite Sieg gelungen. Gibt das Zuversicht?

Das war absolut ein Step nach vorne. Jetzt ist es wichtig, positiv zu bleiben und weiter zu punkten. Unsere nächsten Gegner sind LASK und Rapid, gegen beide haben wir schon gepunktet. Am liebsten würden wir natürlich sechs Punkte machen, aber ich glaube, wenn wir wieder zwei holen, werden wir auch nicht ganz unzufrieden sein.

 

Fotos: Gepa pictures

Redakteur: Horst Hötsch
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