Rapids Deutscher Kühn: „DFB-Elf bleibt Favorit!“

17. November 2023 in ADMIRAL Bundesliga

Eigentlich hätte es ein entspannter Talk zum Thema Länderspiel der Österreicher gegen Deutschland werden sollen. Doch dann platzte am Mittwoch die Meldung dazwischen, dass sich Rapid von Trainer Zoran Barisic getrennt hat. Auch für Edeltechniker Nicolas Kühn, der im Sommer 2022 von den Bayern Amateuren nach Hütteldorf wechselte, ein kleiner Schock. „Wir müssen uns jetzt so schnell wie möglich auf die neue Situation einlassen und uns auf das nächste Spiel (Anm.: gegen Blau-Weiß Linz) vorbereiten“, sagt der 23-Jährige. Und erklärt, wem er am Dienstag die Daumen drückt und dass das Thema DFB-Elf für ihn längst nicht abgeschlossen ist.

 

Weißt du schon, wo und mit wem du den Abend des 21. November verbringen wirst?

Ja, wahrscheinlich im Happel-Stadion mit ein paar Mannschaftskollegen, wir haben Tickets für das Spiel bekommen. Unser dritter Torwart ist dabei, Martin Moormann und noch ein Spieler von Rapid II.

Wem drückst du nach eineinhalb Jahren in Wien die Daumen?

Wenn ich ehrlich bin: schon eher den Deutschen! Aber sonst schaue ich genau, was die Österreicher machen und freue mich, wenn sie erfolgreich sind.

Und rein sportlich, wer ist der Favorit in der aktuellen Gemengelage? Deutschland hat insgesamt zuletzt gestruggelt.

Schwer zu sagen. Ich denke aber immer noch, dass Deutschland Favorit ist. Wobei ich von einer engen Partie ausgehe, bei der alles passieren kann. Aber nach dem Trainerwechsel hin zu Julian Nagelsmann muss Deutschland so kurz vor der Heim-EURO langsam mal in die Spur finden.

Wie siehst du die Entwicklung der österreichischen Mannschaft unter deinem Landsmann Ralf Rangnick?

Ich habe die Quali-spiele gesehen, da ist Österreich sehr souverän aufgetreten. Mir fehlt natürlich der Vergleich zu den vergangenen Jahren, aber aktuell bringen sie eine sehr gute Mannschaft auf den Platz. Und auch was die Qualität der Einzelspieler angeht, braucht sich Österreich definitiv nicht zu verstecken.

Du hast mit dem deutschen Shootingstar Jamal Musiala einige Spiele bei Bayern II bestritten. Wäre er nicht aktuell verletzt, hättet ihr euch dann in Wien getroffen?

Ich denke eher nicht, so regelmäßig ist unser Kontakt nicht mehr. Bei Bayern habe ich in der ersten Mannschaft mit einigen Spielern trainiert, die bei der Nationalmannschaft dabei sind. Dass Jamal so schnell durch die Decke gehen würde, war damals nicht unbedingt absehbar. Aber er hat eine super Entwicklung genommen und macht einen richtig guten Job.

Im aktuellen ÖFB-Kader steht mit Matthias Seidl derzeit „nur“ ein Rapidler, aber mit Leo Querfeld, Niklas Hedl, Marco Grüll, Jonas Auer und auch Guido Burgstaller gehören einige zum erweiterten Kreis des Nationalteams. Schaut man da als Teamkollege ganz genau hin?

Klar, das macht das Ganze natürlich noch interessanter. Man schaut genau, wer in der Startelf stand, wer eingewechselt wurde. Wir haben bei Rapid einige Spieler mit Potenzial. Ich bin überzeugt, dass die von dir genannten Spieler in Zukunft noch einige Einsätze im Nationalteam bekommen werden.

Gerade Guido Burgstallers Kurz-Comeback gegen Aserbaidschan war ja ein spezielles Ereignis…

Genau. Wir haben als Mannschaft dann eine lustige Aktion draus gemacht und T-Shirts mit der roten Karte vorne drauf und der Nummer 3 hinten gedruckt. Und natürlich haben wir ihn damit aufgezogen. In erster Linie hat sich aber jeder gefreut, dass er einberufen wurde und nochmal für Österreich spielen konnte.

Du selbst hast 32 Spiele für deutsche Nachwuchs-Nationalteams absolviert, dabei 15 Tore erzielt. Dein schönstes Erlebnis mit einem DFB-Team?

Schwere Frage! Ich hatte eine sehr gute Zeit beim DFB, war Führungsspieler und bin immer gerne hingefahren. Ein bestimmtes Ereignis sticht nicht heraus. Ich hoffe aber, dass ich bald auch beim A-Nationalteam dabei sein werde. Ich möchte meine nächsten Schritte gehen, meine Entwicklung machen – dazu gehört, dass ich mich fürs Nationalteam interessant machen kann.

Dabei hilft sicher, dass du nach einer aktuellen Erhebung des Internationalen Zentrums für Sportstudien (CIES) der viertbeste Spieler Europas in Sachen „Expected Assists“ bist, was die Qualität der von dir kreierten Chancen widerspiegelt.

Okay, das habe ich noch nicht gelesen, freut mich aber natürlich… Ich will meine Aktionen haben und wenn ich dann nochmal querlege, hoffe ich natürlich, dass die Kollegen die Bälle dann auch reinmachen. Ich sage aber auch: Ich muss selbst mehr Tore schießen, meine Abgebrühtheit vor dem gegnerischen Tor wiederfinden und Scorerpunkte sammeln. Ich mache meine Meter, bin mir für nichts zu schade und muss mich dann einfach mehr im Abschluss belohnen.

Zurück zu den Nachwuchs-Nationalteams, bei denen du – genau wie bei den Bayern Amateuren – auch mit Austria-Keeper Christian Früchtl oft zusammengespielt hat. Trefft ihr euch in Wien manchmal auf eine Melange oder geht das nicht, wenn der eine Rapidler und der andere Austrianer ist?

(lacht) Wir hatten jetzt schon länger keinen Kontakt mehr. Und das ist vermutlich auch besser so. Da gehe ich lieber mit meinen Mannschaftskollegen etwas trinken.

Was beide Klubs eint: Es ist ein harter Kampf um die Meisterrunde. Warum ist die Rapid-Saison bis jetzt zäher gelaufen als erhofft?

In erster Linie, weil wir uns nicht für die Leistung, die wir auf dem Platz gebracht haben, auch belohnt haben. Die Ergebnisse waren manchmal nicht so, wie der Spielverlauf war. Jetzt gilt es, die Ergebnisse zu verbessern, an ein oder zwei Stellschrauben zu drehen und so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Wenn wir als Team noch mehr zusammenwachsen und die Fans im Rücken haben, werden wir die Top 6 sicher schaffen.

 

Fotos: Gepa pictures

Redakteur: Markus Geisler
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