Rumble unter Pappeln: Die Härteschlachten der Liga

18. April 2024 in ADMIRAL Bundesliga

Im Liga-Geburtsjahr 1974 hielt der „Rumble in the Jungle“ nicht nur die Boxfans in Atem. Der aus politischen Gründen entthronte Ex-Weltmeister Muhammad Ali traf auf den zu dieser Zeit als unschlagbar geltenden Titelverteidiger George Foreman. Und das in Kinshasa, dem damaligen Zaire, heute Demokratische Republik Kongo. Eine Härteschlacht, aus der Ali in der achten Runde durch K.o. als Sieger hervorging. So hart geführt wurden die Spiele in der heimischen Bundesliga zwar nicht. Aber es gab doch einige Matches, bei denen die Schiedsrichter alle Hände voll zu tun hatten, sie nicht komplett eskalieren zu lassen. Wir lassen die fünf Partien mit den meisten Karten noch einmal Revue passieren.

 

Platz 5: SV Grödig – SV Ried (20. Juli 2013) / 13 Gelbe Karten

„Ich kann mich daran erinnern, wie überrascht ich war, dass ich selbst keine Verwarnung kassiert habe“, kann Ried-Verteidiger Thomas Reifeltshammer heute darüber lachen. Bereits in der ersten Hälfte zückte Schiedsrichter Markus Hameter sechsmal den gelben Karton, viermal gegen die Gastgeber, zweimal gegen Ried. „Ich sag mal so“, meint Reifeltshammer diplomatisch. „Es gibt Schiedsrichter, bei denen du weißt, dass du dir nicht viel erlauben kannst, wenn du ungeschoren davonkommen willst. Hameter ist einer von ihnen.“ Das Spiel zum Auftakt der Saison endete 0:0 und, was Reifeltshammer überraschte, in numerischer Gleichzahl. „Dass bei 13 Gelben Karten keiner vom Platz fliegt, ist durchaus bemerkenswert.“

Platz 4: SK Sturm – SV Mattersburg (23. Juli 2011) / 11 Gelbe, 1 Gelb-Rote, 1 Rote Karte

Führung Sturm, Führung Mattersburg, Ausgleich per umstrittenem Elfmeter – der Spielverlauf alleine hätte an diesem Tag genug hergegeben, um einen spannenden Spielbericht zu füllen. „Aber wenn die Emotionen hochkochen und Typen wie Naumoski oder Feldhofer auf dem Platz stehen, dann geht es eben richtig heiß her“, erinnert sich Franz Lederer, damals Trainer des SV Mattersburg. Für ihn war es vor allem der Elfmeter in der 83. Minute, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Hätte es den VAR schon gegeben, hätte er ihn sicher einkassiert. In der Folge sind nochmal einige Karten gepurzelt.“

Platz 3: SK Rapid – FC Kärnten (31. August 2003) / 11 Gelbe, 3 Gelb-Rote Karten

Mit 6:1 führte Außenseiter FC Kärnten nach 56 Minuten beim souveränen Tabellenführer Rapid – allerdings nur, was die Anzahl der Karten angeht. Vorderegger, Kolvidsson, Zafarin und Maric wurden verwarnt, Hieblinger mit Gelb-Rot ausgeschlossen. Sportlich lagen die Klagenfurter zu diesem Zeitpunkt ebenfalls mit 2:1 vorne. Doch dann starteten die Hütteldorfer eine Aufholjagd – in beiderlei Hinsicht. Vier Gelbe Karten am Stück gesammelt (darunter die Gelb-Rote für Pashazadeh), den Ausgleich in der Nachspielzeit erzielt. Bei den Karten ließen die Kärntner allerdings nichts mehr anbrennen, Papac, Kabat und Kolvidsson mit Gelb-Rot machten den bunten Abend rund.

Platz 2: SV Mattersburg – SV Kapfenberg (25. April 2009) / 13 Gelbe, 1 Gelb-Rote Karte

Kapfenberg in Mattersburg – das war Brutalität! „Wir waren zu der Zeit in einer schlimmen Phase“, erinnert sich SVM-Coach Franz Lederer. „Wir hatten zwischenzeitlich 21 Spiele nicht gewonnen, steckten tief im Abstiegskampf, Altach und Kapfenberg waren unsere Konkurrenten.“ Ein Spiel nach dem Motto: alles oder nix! Und mit Fritz Stuchlik ein Schiedsrichter, dem emotionales Gehabe der Akteure zuwider war, um es vorsichtig auszudrücken. „Es gab unendlich viele Nickligkeiten, die allesamt geahndet wurden.“ Dass Carsten Jancker erst in der 88. Minute das Tor zum 2:1 schoss (Endstand 3:1), setzte dem Ganzen die Krone auf. Lederer: „Solche Spiele waren damals Usus bei uns – und kosteten richtig viele Nerven!“

Platz 1: SV Mattersburg – SK Rapid (26. Juli 2009) / 13 Gelbe, 2 Gelb-Rote Karten

Die Mutter aller Emotionsspiele und bis heute das Match, in dem die meisten Karten überhaupt gezückt wurden. „Ich mag Stefan Maierhofer sehr, er hat ja auch nachher bei uns gespielt – aber da ist er richtig ausgezuckt“, erzählt Lederer. Wegen einer Schwalbe sah der „Major“ in Rapids Diensten in der 72. Minute seine zweite Gelbe Karte, beim Abgang in die Kabine kickte er eine Wasserflasche aufs Feld und wurde von einem Mattersburger gerempelt. „Und eine Kabinentür musste dran glauben“, ergänzt Lederer mit einem Augenzwinkern. Bereits zuvor wurde Rapids Yasin Pehlivan zum Duschen geschickt, die Verwarnungen wurden zum Teil im Zwei-Minuten-Takt ausgehändigt. „Man darf nicht vergessen, dass für uns Mattersburger Spiele gegen Rapid Derby-Charakter hatten. Was aber nichts entschuldigen soll, trotzdem darf es nicht so eskalieren“, sagt Lederer. Am Ende spielten die Burgenländer ihre numerische Überlegenheit aus und gewannen mit 2:1. Was Rapid-Tormann Helge Payer damals richtig erzürnte: „Heute hat es der Schiedsrichter entschieden.“

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Markus Geisler
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