Aktionsschwerpunkt Frauen- und Mädchenfußball: In Altach wird ganz groß gedacht

19. August 2022 in ADMIRAL Bundesliga

Seit Sommer 2021 geht die Spielgemeinschaft Altach / Vorderland in der Planet Pure Frauen Bundesliga an den Start. Platz sechs in der ersten Fusions-Saison soll nur ein Zwischenschritt sein, im Ländle hat man hohe Ziele. „St. Pölten ärgern, gegen Sturm erfolgreich sein“, gibt Klub-Ikone Verena Müller die Marschrichtung vor. Die 36-Jährige hat ihren Vertrag um zwei Jahre verlängert und will dabei sein, wenn die Vorarlberger Erfolgsstory im Frauen-Fußball fortgeschrieben wird.

 

Dass das erste Vorarlberg-Derby bei den Männern am Samstag (17 Uhr) für die ganze Region etwas Besonderes ist, liegt nach 22 Jahren Abstinenz auf der Hand. Aber auch die Frauen-Mannschaft des SCR ist schon voller Vorfreude auf den Termin, schließlich wird das Team im Rahmen des Aktionsschwerpunkts Frauen- und Mädchenfußball, den die ADMIRAL Bundesliga für die 5. und 6.- Runde angesetzt hat, in der Halbzeit speziell vorgestellt und geehrt. „Wir wissen noch nicht ganz genau, was da auf uns zukommt, sind aber alle schon voller Vorfreude“, sagt Kapitänin Verena Müller. „Es ist schön, wenn die Erfolge auch anerkannt werden.“

Fusion als Win-Win

Der Frauen-Fußball in Vorarlberg ist wahrlich eine Erfolgsstory. 2012 wurde der FFC Vorderland als erster reiner Frauen-Verein des Bundeslandes gegründet, fünf Jahre später spielte man bereits in der höchsten Liga. Und 2021 kam es dann zur Fusion mit dem SCR CASHPOINT Altach, womit das Projekt noch einmal auf ein ganz neues Level gehievt wurde. „Altach war auf der Suche nach einem Partnerverein, uns bei Vorderland war klar, dass wir von der Infrastruktur dort nur profitieren können“, erinnert sich Müller. Eine Win-Win-Situation, von der alle Beteiligten profitierten.

Heute gilt die Spielgemeinschaft als der Frauen-Klub mit den besten Bedingungen in ganz Österreich. „Ein meilenweiter Unterschied“, sagt auch Müller, die von der ersten Stunde beim damaligen FFC Vorderland als eisenharte Verteidigerin mit im Boot saß und sogar Vorstands-Agenden übernahm. „In Altach durften wir in den Profi-Campus einziehen, haben eine eigene Kabine, einen Physioraum, unsere Wäsche wird gewaschen. Und wir haben das Privileg, jedes Heimspiel in der CASHPOINT Arena austragen zu dürfen. Solch einen Vorteil haben nicht viele.“

„Streng, aber empathisch“

In der abgelaufenen Premieren-Saison wurde der Klub am Ende Sechster, eine Platzierung, die eher am unteren Ende der Erwartungsskala lag. „Ich würde sagen: Es war ein Jahr zum Eingewöhnen“, drückt es Müller diplomatisch aus. Vor allem in der ersten Hälfte bekam die Rheindörflerinnen ihr Effizienzproblem nicht in den Griff, selbst bei überlegen geführten Partien sprangen unter dem Strich zu wenige Punkte heraus. Die Folge, wie in allen Sparten der Branche üblich: ein Trainerwechsel. Im Konkreten Fall aber doch kein gewöhnlicher. Denn mit Bernhard Summer kehrte der Erfolgscoach zurück, der für das Märchen des FFC Vorderland großteils verantwortlich war.

„Mit ihm ging es bergauf“, sagt Müller und streut dem 54-Jährigen, der zwischendurch in Feldkirch in der Vorarlberg-Liga tätig war, Rosen. „Er ist streng, aber gleichzeitig empathisch und sensibel. Damit hat er neuen Schwung in die Mannschaft gebracht.“ Dieser Schwung soll natürlich in die neue Saison, die am 27. August mit einem Heimspiel gegen den FC Bergheim beginnt, mitgenommen werden. Sofort die Top 3 anzugreifen, würde Müller „für etwas weit aus dem Fenster gelehnt“ halten. Langfristig möchte man die Branchengrößen St. Pölten oder Sturm Graz aber das Fürchten lehren und auch das internationale Geschäft anvisieren.

Transfers als Kampfansage

Um das zu schaffen, wurde auch heuer wieder in die Qualität des Kaders investiert. „Francesca Calò und Sabrina Horvat waren beide schon in der deutschen Bundesliga aktiv, Anna Bereuter ist zwar noch jung, hat in St. Pölten aber schon auf hohem Niveau gespielt. Es ist immer wichtig, dass Spielerinnen mit Erfahrung das Niveau anheben“, sagt Müller, die selbst ihren Vertrag vor Kurzem bis 2024 verlängert hat. Und dann gelang noch der Coup, mit Charlotte Voll die Keeperin von Paris St. Germain zu verpflichten. Transfers, die man durchaus als Kampfansage an die Konkurrenz interpretieren darf.

Dass der Frauen-Fußball derzeit insgesamt boomt, ist auch in Altach überall zu spüren. „Es kommen längst nicht mehr nur Freunde und Verwandte zu den Spielen, sondern Zuschauer, die einfach neugierig auf uns sind“, erzählt Müller, die abseits ihrer Fußballer-Karriere als Physio-Therapeutin arbeitet. „Oft erzählen mir meine Patienten, dass sie uns gesehen haben und überrascht waren, wie hoch das taktische und spielerische Niveau bei uns ist.“

Auf dieser Welle wollen die Vorarlbergerinnen nun weiter surfen und in Liga und Cup (dort geht es am 20. August gegen Hof) das Publikum begeistern. Doch davor holen sie sich noch im Ländle-Derby ihren verdienten Zwischenapplaus ab.

Die Altach Spielerinnen sprechen im Interview darüber, was Ihnen der Fußball bedeutet und Ihre Anfänge in dieser Sportart:

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