eBundesliga-Star Philipp Gutmann: „Die Qualität ist verrückt!“

25. November 2022 in ADMIRAL Bundesliga

Österreichs FIFA-Urgestein über die Entwicklung der eBundesliga, was er an FIFA 23 mag und nicht mag und warum er ein Paradebeispiel dafür ist, dass man in FIFA Ultimate Team kein Geld investieren muss, um nationale Klasse zu sein.


Winterpause? Nicht für die virtuellen Kicker. Während die reale Bundesliga pausiert, geht es in der Österreichischen eBundesliga heiß her. Bei den 5 Major-Turnieren versuchen bis Ende Jänner viele noch die letzte Chance zu nutzen, um sich für das Einzelfinale zu qualifizieren, wo sich dann nach einer Playoff-Runde die 32 besten Offline um das Preisgeld von 10.000 Euro und den Titel des besten FIFA-Spielers in Österreich matchen. Einer der profundesten Kenner und besten Spieler ist Philipp Gutmann. Der große Sturm-Graz-Fan holte für die Blackies zweimal den Titel im Teambewerb und ist seit der ersten Austragung 2017 dabei. Deshalb haben wir ihn in unserer Serie „11 Fragen an“ zum Gespräch gebeten und dabei einen interessanten Backstage-Einblick in die heimische FIFA-Szene bekommen.

 

1. Wie findest du das neue FIFA23?
Es ist jetzt noch schwer abzusehen. Wie immer: Dem einen taugts mehr, dem anderen weniger. Positiv finde ich, dass man in FIFA23 die Grundlagen von FIFA sehr gut ausführen kann. Das Passen und Verteidigen taugt mir. Das Dribbeln könnte noch etwas besser sein. So richtig kristallisiert sich das aber erst heraus, wenn die Turniere anfangen.

2. Wie hat sich die Qualität der eBundesliga über die Jahre entwickelt?
Die sportliche Qualität ist inzwischen verrückt. Unser zweifacher Einzelmeister, der Ajdin Islamovic, hatte in den letzten zwei Saisonen so ein irres Level. Er hat ja mit mir auch den Teambewerb gewonnen und uns da absolut getragen, im Finale hat er glaub ich keine einzige Partie verloren. Ein innerer Kern von 10 bis 20 Spielern sind richtig richtig gut. Dazu kommen noch an die 100 die wirklich Ambitionen und Potential haben. Da ist schon mehr Competition jetzt. Die sportliche Qualität ist für österreichische Verhältnisse top. Da haben wir viele gute Spieler in unseren Reihen.

3. Ajdin ist das perfekte Beispiel, wieviel der mentale Bereich bei FIFA ausmacht. Er hat auch so viele Spiele gedreht bei seinen zwei Meistertiteln.
Absolut. Man hat bei ihm immer das Gefühl, egal wie es steht, dass er überzeugt ist, zu gewinnen. Diese Siegermentalität braucht es. Das war bei mir 2020 auch so. Wahnsinn, dass er die Endspiele immer gewinnt. Das ist schon sehr beeindruckend. Da hat er meinen Respekt. Ich bin in einem Aspekt wie Ajdin, ich spiele offline nochmal deutlich besser als online. Du hast die ganzen Mindgames, die Kameras, du merkst, um was es geht – viele werden da nervös. Mir taugt das viel mehr als online. Das fühlt sich wirklich nach Wettkampf an.

4. Wie im realen Fußball peilen viele eBundesliga-Asse Deutschland als Ziel an, um dort Geld zu verdienen.

Ajdin ist ja gerade zu Hannover gewechselt. Er hat sich diesen Schritt total verdient und das ist nur ein Beispiel. Sebastian Galic spielt jetzt bei Greuther Fürth. Eldin Todorovac, der vor drei Saisonen den Rookies Cup gewonnen hat, ist seit damals bei Dortmund. Es ist wie beim echten Fußball. Wenn du richtig gut und bekannt bist, machst halt den nächsten Schritt und da ist Deutschland naheliegend.

5. Erstmals wird die eBundesliga auf der PS5 gespielt. Ist es auf der PS5 nicht ein komplett neues Spiel und eine schwere Umstellung für euch?
Im Gegenteil. Es war für uns letztes Jahr das Problem, dass wir alle schon bei uns daheim auf der PS5 gespielt haben, die eBundesliga aber auf der PS4 ausgetragen wurden. Jetzt fällt diese Umstellung weg.

6. Das manuelle Verteidigen hat sich über die Jahre auch ziemlich verändert oder?


Ja, letztes Jahr hat es sich wieder stärker ausgewirkt, wenn du einen zweiten Mann zum Verteidigen dazugeholt hast. Das fand ich gut. Und heuer kannst du durch das doppelte Betätigen der R1 Taste sogar zwei Spieler von dir, die du nicht steuerst, Gegenspieler decken lassen und selbst das Pressing ausführen. Das ist noch ganz neu. Die meisten benützen das noch gar nicht. Ich fange gerade an, damit zu experimentieren. Das muss man schon beherrschen, dass man es einsetzen kann. Es könnte aber ein cooles Tool sein.

7. Wie siehst du die Entwicklung beim automatischen Pressing?
Das automatische Pressing ist schon seit etwa FIFA 19 viel zu stark. Wir kämpfen schon seit Jahren darum, dass es abgeschwächt wird. Weil das ist meiner Meinung nach kein wirklicher Skill, wenn du nur eine Taste drückst und deine Mannschaft presst perfekt und macht alle Räume von alleine zu. Natürlich ergeben sich dann auch Lücken. Und am Anfang verwendet man es noch nicht, weil sonst geht die Ausdauer zu schnell runter und du bist viel zu offen. Aber, wenn du hinten bist kurz vor Schluss, verwendet es jeder, weil es da einfach viel zu mächtig ist. Ich denke, es sollte belohnt werden, wenn du vorne bist, aber so fühlt es sich teilweise wie ein Nachteil an. Deshalb gibt’s auch so viele Comebacks in FIFA. Natürlich sollte es nicht komplett rausgenommen werden, weil sonst kann man exzessiv Zeitspiel betreiben. Es ist eine Frage der Balance.

8. Du bist seit der erste Saison 2017 dabei. Muss man jetzt mehr trainieren und Stunden investieren?
Auf jeden Fall. Am Anfang haben wir den 85er Modus gespielt, dann den 90er – dieses Mal spielen wir den 95er Modus. Das ist dann schon sehr ähnlich zum FIFA Ultimate Team Modus, den alle spielen. Früher war das schon eine ziemliche Umstellung. Seit auf 90er umgestellt wurde, ist es schon ziemlich ähnlich zum Ultimate Team. Mein Emegha spielt da wie Cristiano Ronaldo.

9. So schaut dann ein Spiel von Sturm gegen die Austria in der eBundesliga auf einmal aus wie Real gegen Liverpool. Ist das nicht weird?

Stimmt schon, das ist ein bisschen komisch. Aber für uns ist das wegen der Chancengleichheit gut. Wenn jedes Bundesligateam seine reale Stärke hätte, wäre Red Bull Salzburg immer zu überlegen. Und mit den 90er und 95er Modus zehren wir von unserem täglichen Training. Es ist wichtig, um sich sportlich richtig zu messen und den besten Spieler zu eruieren. Je schlechter die Teams, umso mehr kommt es aufs Glück an. Wenn du mit einem schlechteren Spieler auf das Tor rennst, kann es sein, dass der Spieler, obwohl du alles richtig machst, daneben schießt. Vielleicht ist der 95er Modus eh schon ein bisschen übertrieben, weil dieses Level erreichst du bei FIFA Ultimate Team erst im Frühjahr, wenn du so wie ich null Coins ins Spiel reinsteckst.

10. Damit bist du aber einer der Wenigen, der in den Ultimate-Modus kein Geld investiert, um gleich eine Topmannschaft zu haben.

Wenn man international oben dabeisein will, muss man das leider. Für dass, dass ich null Euro reingesteckt hab, hab ich schon ein richtig gutes Team. Mein Vorteil ist, ich spiele das halt schon seit 10 Jahren und weiß, wie man ohne investiertes Geld richtig viele Coins machen kann. Und ich hab auch viel Spaß damit. Mein eigenes Geld da reinhauen, sehe ich überhaupt nicht ein.

11. Es ist schon cool, dass du den Kids zeigst, dass es auch ohne Geld-Investment gut funktioniert.
Es gibt Leaderboards im Rivals. Da bin ich auch locker in den Top 10 Österreichs. Ich kann mir recht schnell ein gutes Team aufbauen, ausreichend, um ganz weit oben dabei zu sein. Und bei den internationalen Turnieren bin ich inzwischen sogar lieber als Coach dabei.

 

Du willst selbst mitspielen? Hier geht’s zur Anmeldung für die Majors. Und für alle 12 bis 16-Jährigen: Hier geht’s zur Anmeldung zum Rookies Cup.

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