Paschinger Cup-Wunder

5. January 2023 in ADMIRAL Bundesliga

Am 30. Mai 2013 holte der FC Pasching mit einem 1:0-Finalsieg gegen den frischgebackenen Meister Austria Wien als erster Drittligist sensationell den ÖFB-Cup. Daniel Sobkova avancierte zum Exekutor per Kopf. Mit dem Bundesliga-Journal spricht der heute 37-Jährige über das Wunder.

 

„Meine Frau hat mir vor ein paar Jahren ein großes Bild von mir im Pasching-Dress samt Zeitungsausschnitten zum Cup-Finale geschenkt. Das hängt im Wohnzimmer. Also werde ich quasi täglich daran erinnert“, schmunzelt Sobkova.

„Verschworener Haufen“

Wenn er über den Cup-Triumph redet, sieht man direkt das Funkeln in seinen Augen. „Wir waren ein verschworener Haufen. Viele Spieler hatten bereits Bundesligaerfahrung, doch die großen Vereine wollten sie nicht mehr. Vielleicht hat das den Ausschlag gegeben, warum wir damals so stark waren. Jeder wollte zeigen, was er draufhat.“ 

Der Pokalsieg des FC Pasching ist wahrlich eine der größten Sensationen in der österreichischen Fußballgeschichte. Ein Erfolg, bei dem auch Red Bull Salzburg seine Finger im Spiel hatte. Denn als Hauptsponsor Superfund den FC Pasching verließ, stieg der Konzern Anfang 2012 kurzerhand ein und machte die Oberösterreicher zum Kooperationsverein. Damit kam auch Personal nach Pasching. So wechselte etwa das Trainerteam rund um Gerald Baumgartner, der bis dahin die zweite Mannschaft Salzburgs betreute, zum Linzer Vorstadtklub. Auch auf die Dienste des erfahrenen Torhüters Hans-Peter Berger konnte man fortan bauen. Dass jedoch schon im ersten Jahr der Pokalsieg gelang, gleicht einem Wunder.

Kraftakt gegen Lustenau

In der ersten Runde empfing Pasching den Traditionsklub SV Austria Salzburg und setzte sich knapp mit 2:1 durch. In der 2. Runde gastierte Austria Lustenau damals unangefochtener Leader in der 2. Liga in Oberösterreich. Das Spiel entwickelte sich zum Krimi. Die Paschinger gingen früh durch Nacho Casanova in Führung, kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit kassierte man den Ausgleich. In der Verlängerung geriet Pasching nach bereits drei Minuten in Rückstand, jedoch traf erneut Casanova zum Ausgleich. In der 117. Spielminute sorgte Markus Blutsch für das vielumjubelte 3:2 und schoss seinen Klub eine Runde weiter.
„Wir haben immer gekämpft bis zum Umfallen und haben uns nie aufgegeben“, so Sobkova über die mentale Stärke der Mannschaft. Im Achtelfinale ging es gegen Austria Klagenfurt, dem Nachfolgeklub von Austria Kärnten, der einst mit der Lizenz der Paschinger in der Bundesliga kickte. Pasching setzte sich mit 2:1 durch, die Treffer gelangen Kovacec und Casanova.

Rapid und RB Salzburg auswärts eliminiert

Im Viertelfinale wartete mit Rapid Wien der erste Bundesligist, der als klarer Favorit in die Partie ging. Da es für unterklassige Teams ab dieser Runde kein automatisches Heimrecht mehr gab, bescherte das Los den Paschingern, auswärts anzutreten. Doch selbstbewusste und leidenschaftliche Paschinger wussten sich zu helfen und setzten sich durch einen Casanova-Treffer, trotz Überlegenheit der Wiener, mit 1:0 durch. Sobkova: „Nach Schlusspfiff haben wir sogar Beifall von den Rapid-Fans bekommen. So etwas erlebst du als Gast in Hütteldorf auch eher selten.“

Im Halbfinale hieß der Gegner Red Bull Salzburg, womit man auf den großen Kooperationsverein traf. Auch hier galten die Paschinger als klarer Außenseiter. Doch sie nahmen die zuvor aufgekommene Euphorie mit und bezwangen den amtierenden Meister knapp mit 2:1. „Sie haben uns sicher ein wenig unterschätzt“, gibt Sobkova zu. Zunächst sah es jedoch nicht gut aus, nach 48 Minuten sorgte Havard Nielsen für das 1:0. 20 Minuten später glich Kovacec aus, ehe Daniel Kerschbaumer nur zehn Minuten später den 2:1-Endstand erzielte.

Im anderen Halbfinale bezwang Austria Wien mit Ried eine weitere Mannschaft aus Oberösterreich, womit das Finale im Ernst-Happel-Stadion zwischen Regionalligist Pasching und dem frischgebackenen Meister stattfand. Da die Wiener durch deren Platzierung in der Liga ihren internationalen Startplatz ohnehin sicher hatten, war schon vor dem Spiel klar, dass Pasching für die Qualifikation zur Europa League teilnahmeberechtigt war.

Das Endspiel, das am 30. Mai 2013 ausgetragen wurde, fand vor 16.500 Zusehern statt. Wider Erwarten hatten die Paschinger mehr vom Spiel. Austria-Goalgetter Hosiner war weitestgehend abgemeldet. In der 47. Spielminute gelang Daniel Sobkova nach idealer Flanke von Ivan Kovacec per Kopf das einzige Tor an diesem Abend, womit er die Sensation perfekt machte.
Nach dem Spiel brachen alle Dämme.„Da zieht es mir noch immer die Gänsehaut auf, wenn ich an die Jubelszenen nach dem Schlusspfiff denke. Eine Siegerehrung im größten Stadion des Landes erlebst du als Profi nur ganz selten.“ Und er fügt hinzu: „Wir haben die damaligen Top 3 der Bundesliga auswärts besiegt. Also haben wir den Titel nicht mit Glück oder per Zufall geholt.“

Feier mit Rapid-Fans in der Wiener Innenstadt

Die Euphorie nach dem Pokalsieg hielt lange an, die Paschinger wurden medial als Helden bezeichnet, selbst in der Wiener Innenstadt wurde ihnen an diesem Abend Respekt gezollt. „Wir haben die Nacht zum Tag gemacht und sind mit dem Pokal fortgegangen. In der Stadt haben uns sogar einige Rapid-Fans gefeiert“, erinnert sich Sobkova. Erst am nächsten Morgen ging es retour nach Oberösterreich.

Europacupreise nach Portugal

In der darauffolgenden Saison durfte der Klub aus der Linzer Vorstadt als Regionalligist in der Qualifikation zur Europa League antreten. Man traf auf den portugiesischen Erstligaklub GD Estoril-Praia. Das Hinspiel in Portugal verlor Pasching mit 0:2. „Es war ein unglaubliches Erlebnis. Flug im Privatjet, Einkleidung, Galadinner in einem 5-Sterne-Hotel. Ein Traum.“
Das Rückspiel musste die Baumgartner-Elf in Linz absolvieren, da das heimische Waldstadion nicht für das internationale Geschäft zugelassen war. In diesem mussten sie sich mit 1:2 geschlagen geben, womit das Märchen endete. „Nichtsdestotrotz bleiben die Eindrücke von damals mit ÖFB-Cupsieg und Europacup-Teilnahme für immer unvergesen“, sagt Sobkova stolz. 

 

Redakteur: Franz Hollauf

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