5 Thesen mit Jakob Jantscher: „Dieses Top-Spiel hat alles!“

29. March 2024 in ADMIRAL Bundesliga

Dieser Mann hat wahrlich eine stolze Karriere zu bieten. 259 Spiele in der österreichischen Bundesliga. 23 Einsätze für das Nationalteam. Auslands-Stationen von Moskau bis Nijmegen, von Rizespor bis Luzern. Aktuell steht der 35-Jährige in Hongkong bei Kitchee unter Vertrag, im Sommer wird Jakob Jantscher aber aller Voraussicht nach in seine steirische Heimat zurückkehren. Vor dem Top-Spiel seiner beiden Ex-Klubs Sturm Graz (2005 bis 2010 sowie 2018 bis 2023) und Red Bull Salzburg (2010 bis 2013), das am Sonntag um 17 Uhr in der Merkur Arena über die Bühne gehen wird, stellt er sich der Rubrik „5 Thesen“ und erklärt dabei unter anderem, was Christian Ilzer zu einem gefragten Top-Trainer macht und warum Österreich ein Geheimfavorit auf den Halbfinaleinzug bei der EURO ist.

 

These 1: Sturm Graz wird nach dem Duell deiner Ex-Klubs erstmals seit der Liga-Reform auf Platz 1 der Meistergruppe stehen.

„Das kann ich mir tatsächlich sehr gut vorstellen! Einige Sturm-Spieler kommen mit richtig breiter Brust von ihren Länderspielen zurück. Otar Kiteishvili zum Beispiel, der das EURO-Ticket mit Georgien gelöst hat. Oder Alex Prass, der gegen die Türkei eingewechselt wurde. Die werden vor Selbstvertrauen strotzen. Aber klar, Salzburg hat sowohl bei den Einzelspielern als auch als Mannschaft die große Qualität, in den entscheidenden Partien immer voll da zu sein. Und meiner Ansicht nach hat das Spiel am Sonntag eine sehr große Bedeutung: Gewinnt Salzburg, werden sie ihren Titel verteidigen, gewinnt Sturm, bleibt es wohl bis zum Schluss spannend. Ein tolles Topspiel, das alles hat und auf das sich zurecht alle freuen!“

These 2: Christian Ilzer wird als Meistertrainer Sturm trotz laufenden Vertrags im Sommer verlassen und in eine der Top-5-Ligen wechseln.

„Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Chris einen solchen Wechsel im Sommer vollzieht, schließlich ist er ein unglaublich ehrgeiziger Trainer. So wie ich ihn kennengelernt habe, ist es schon sein Ziel, in einer Top-Liga zu arbeiten. Es gibt allerdings ein richtig großes ABER: Nach dieser Saison qualifiziert sich der Meister ja nochmal direkt für die Gruppenphase der Champions League. Das ist schon ein herausragendes Argument, um zu sagen: Jetzt hänge ich nochmal ein Jahr dran. Was ihn als Trainer ausmacht: Er ist absolut von seiner Idee, wie er Fußball spielen lassen will, überzeugt. Als er vor knapp vier Jahren nach Graz kam, war es ein ehrgeiziges Vorhaben, uns sein laufintensives und sehr aufwändiges System einzuimpfen. Aber es ist ihm gelungen, seine Überzeugung auf uns zu übertragen. Dann kommst du als Spieler auch mit dieser unglaublich hohen Intensität klar, das ist ein entscheidender Faktor.“

These 3: Im nächsten Jahr wird das Liga-Comeback des Grazer Derbys nach 17 Jahren eines der ganz großen Highlights sein.

„Mir ist ein richtiges Derby in der Bundesliga ja leider immer versagt geblieben. Ich hab mit den Sturm-Amateuren mal in der Regionalliga gegen den GAK gespielt (Anm.: 2007/08), aber das zählt ja nicht wirklich. Und natürlich im Cup. Ich gehe auf jeden Fall davon aus, dass der GAK dieses Jahr den Aufstieg schaffen wird. Und dann hoffe ich sehr, dass sich die Rivalität komplett auf das Sportliche bezieht und nicht so ausartet wie zuletzt im Cup. Das sollte auf gar keinen Fall nochmal passieren, denn für die Stadt ist es ja eine großartige Geschichte, neben Wien und Linz auch wieder ein Derby zu haben. Und dann soll Sturm auf sportlichem Wege zeigen, dass man die klare Nummer 1 in Graz ist.“

These 4: Wenn Jakob Jantscher im Mai Kitchee verlässt, wird eine große österreichische Fußballer-Karriere zu Ende gehen.

„Ich würde sagen: Das stimmt zu 95 Prozent, wenn wir vom allerhöchsten Niveau sprechen. Es gibt ein oder zwei Interessenten aus dem asiatischen Raum – aber da müsste relativ viel passieren, dass ich das nochmal mache. Ich habe mir im letzten Jahr viele Gedanken gemacht, auch mit meiner Familie, und kam zu dem Schluss, dass ich mir nichts mehr beweisen muss. Schließlich habe ich in meiner Karriere viele coole Sachen erlebt. Deswegen sieht es so aus, dass ich im Sommer nach Österreich zurückkehre, dort aber trotzdem noch aktiv Fußball spielen möchte. Allerdings nicht mehr in der Bundesliga, das kann ich mir bei dem emotionalen Abschied von Sturm Graz vor einem Jahr nicht vorstellen. Aber ein paar Stufen weiter unten würde es mich reizen, auch wenn da noch nichts entschieden ist. Ich bin ein Familienmensch, habe gerne meine Freunde um mich herum. Deshalb ist das der richtige Weg für mich.“

These 5: Österreich wird bei der EURO zum Überraschungsteam und zieht erstmals in ein EM-Halbfinale ein.

„Dieser These kann ich eine Menge abgewinnen. Aber: Mit dieser Gruppe hat Österreich ein echtes Hammerlos gezogen, da ist der Aufstieg keinesfalls ein Selbstläufer. Wenn aber alle Spieler fit und in Form sind, ist die Qualität der Mannschaft so groß, dass sie zu den Geheimfavoriten auf einen Halbfinal-Einzug gehört. Ich kann mich gut an die EURO 2016 erinnern, bei der ich dabei sein durfte. Bis zum Ende der Qualifikation waren alle Spieler in Topform, dann haben sich Schlüsselakteure wie Marc Janko oder Aleks Dragovic verletzt, wir kamen aus dem Rhythmus. Plötzlich war es total schwer, zur EURO wieder in Form zu kommen. Wenn das diesmal nicht passiert, ist alles drin!“

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Markus Geisler
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